Ich glaube nicht, dass wir davor kapitulieren sollten.
Nee, genau - so wie ich auch finde, dass wir diesen interessanten Fred vorschnell verloren geben sollten. Ich kann mir vorstellen, dass Du ihn Dir nicht so kontrovers gedacht hast, Alexander, jedenfalls nicht sooo kontrovers und ich fände es schade um ihn. Bei streitbaren Geistern wie hier vertreten bleibt eine solche Diskussion aber wohl nicht aus. Mir driftete es dann von "lebendige Diskussion" zu schnell zu Festbeißen in Einzelargumentationen ab, deshalb habe ich mich irgendwann verabschiedet. ich kann mich an keine Diskussion meines Lebens erinnern, in der Rechthabenwollen viel Sinnvolles beigetragen hat.
Auch wenn ich Jürgens Ansatz nachvollziehen kann, gehöre ich auch eher zu denen, die davor warnen, Sprache allzu beliebig einzusetzen. Wenn ich etwas höre wie "ich geh Schule", dann denke ich halt auch nicht: prima, prima Sprachentwicklung, sondern ich denke: autsch, der wird es in einem möglichen Vorstellungsgespräch schwer kriegen. Wo hört Demokratie auf und fängt Verarmung an? Da hat jeder seiner eigene Schmerzgrenze. Was ins Jürgens Nase muffelt (gedenken etc.) ist für mich Sprachreichtum, dessen Wegfall ich bedauern würde. Mir hat's früher Spaß gemacht, darüber nachzudenken, woher so ein komisches, geheimnisvolles Wort wie Portemonnaie wohl kommt. Portmonee" hätte mich um diesen Spaß geprellt - ein Beispiel dafür, wie dem einen Reformen was nehmen und den anderen von einer Quälerei erlösen. That`s democracy!
Aber es gibt echt Grenzen. Und auch rein pädagogisch, pragmatisch und utilitaristisch gesehen denke ich, man tut niemandem einen Gefallen, wenn man ihm "Ich geh Schule" durchgehen lässt. Dafür geht es doch zu sehr am allgemeingültigen Sprachgebrauch vorbei. Wir sprechen uns aber gerne in fünfzig Jahren nochmal dazu :roll!
Wobei ich jetzt natürlich selber auch abgeschwoffen bin, ging es doch tatsächlich ursprünglich eher um schlampigen Sprachgebrauch in den Medien, oder, Alexander?