Beiträge von Kristin

    Hab gerade was entdeckt, was mich echt überrascht hat, obwohl es außer mir vielleicht schon jeder hier weiß :brille Trotzdem: warum schreibt man wollüstig eigentlich nur mit zwei "l" in der Mitte? Kommt das nicht von wollen? Schifffahrt und dergleichen schreibt man doch jetzt auch mit drei f. Finde ich komisch.

    Philippe Djian wechselt manchmal im Satz die Perspektive, hält sie dann wieder eine Weile durch usw., ist schon hohe Kunst, aber über das ganze Buch hinweg.


    Echt? Das ist mir damals, als ich ihn (sehr gerne) las, nie aufgefallen, aber es macht mich neugierig. Also falls Du - ohne jetzt seine Bücher mühsam zu durchsuchen ;)) ein Beispiel hast, wie er das überzeugend hinkriegt ... Davon kann man bestimmt was lernen.

    Ich vermute, er verbindet mit dieser Entscheidung eine klare inhaltliche Gewichtung, oder?


    Vermutlich, aber das ist doch dann auch in Ordnung, dächte ich. Man möchte ja das erzählen, was in dem Moment für den Leser am unterhaltsamsten ist. Und darum würde ich mich für die in dem Moment interessantere Perspektive entscheiden. Aber ich würde mich entscheiden. Als Leserin schätze ich es eher so ein, dass es nicht so gut hinhaut, wenn plötzlich - zumal am Ende, wenn man beim Lesen schon so richtig kuschelig drin ist - eine weitere, ganz anders geartete, nämlich auktoriale Erzählstimme dazukommt. Das Dialogbeispiel würde ich dann wohl auch als unfreiwillig und somit falsch empfinden. Beziehungsweise wäre ich erstmal verwirrt und würde die Szene nochmal und nochmal lesen. Was mich natürlich völlig rauswerfen würde.


    Ich würde auch gar nicht versuchen, die Regungen der anderen Person durch irgendwelche Kniffe reinzubringen. Naja, und mit dem Verzicht - ich glaube ja sowieso, dass die Sachen, auf die man beim Schreiben letztlich mit blutendem Herzen verzichtet, dem Leser nicht die Bohne fehlt, bitter aber wahr. Außerdem hat die andere Person ja in einem der nächsten Kapitel wieder ihren Auftritt. Und könnte sich - sofern für die Handlung wichtig - zum Beispiel an die Szene erinnern: Als B. vor ihm gestanden hatte, war er kurz davor gewesen, ihm eine zu verpassen. Das einzige, was ihn abgehalten hatte, ich mitten in sein mitleidiges Grinsen zu schlagen, etc. Vielleicht stellt sich dann sogar heraus, dass sich die Wahrnehmungen komplett unterscheiden, was für den Leser ja auch wieder überraschend und interessant sein kann. Ist natürlich auch ein Kniff, aber der würde mir wohl in dem Beispiel mehr behagen.




    Ein andere mögliche Wirkung ist aber, dass der Leser nach vielen Kapiteln den Erzähler gar nicht als wirklich auktorial wahrnimmt, da er beide Figuren gleich gut kennt.


    Meinst Du das in dem Sinne, dass er den Wechsel instinktiv akzeptiert? Das wiederum glaube ich nicht. Er wird auf jeden Fall was merken. Er wird zwar nicht denken: oh, wie auktorial! Er wird eher denken: hä, was ist das denn jetzt.


    So oder so - eine spannende Frage.

    Oder ist das Ganze am Ende eine Art Metapher?

    Es ist eine Parabel! Die Du hier wunderbar erläuterst, vielen Dank! Und nee, bloß nie Kinderbücher unterschätzen, es ist verteufelt schwer, gute zu schreiben (und überhaupt welche zu schreiben, geht mit einer Riesen-Verantwortung einher, oder?).

    Dann dürfen sich eben beide an den Glückwünschen bedienen, auch wenn die eine noch nicht dran ist!


    Merci, Horst-Dieter, ein kleiner Vorgeschmack ...


    - und meinen Glückwunsch - wenn auch unbekannterweise, so doch herzlich - ans wahre heutige Geburtstagskind!