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Original von Lackinger
Lohnt sich die Frage, was bei einem Text wichtiger ist: Form oder Inhalt?
Hallo Lackinger!
Die Frage zu stellen lohnt sich nicht. Und zwar aus zwei Gründen:
1. Sie ist schon unzählige Male beantwortet worden.
2. Sie ist allenfalls falsch gestellt, denn zwischen Form und Inhalt kann nicht im Sinn eines "oder" abgewogen werden! darum ist sie auch eigentlich gar nicht beantwortbar.
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[i] Ein formloser Text wird möglicherweise nicht ankommen, schwer zu entziffern sein, keine geneigte Leser finden.
Gibt es überhaupt formlose Texte? Was für eine Definition von Form legt die Frage nahe:
- Eine der vielen klassischen Formen bzw. Gattungen und Untergattungen der Literatur? Die leben aber vom Wandel, bis hin zu ihrer Auflösung! Lies nur mal über die Ode nach (die letzte Monografie über die Ode erschien m. W. in den 20er Jahren, sie stammt von Karl Vietor; und bis in die Geegnwart werden Oden geschrieben ...) oder die Kurzgeschichte (Marx, Die deutsche Kurzgeschichte). Auch die Auflösung der Form ist eine Form. 
- Oder meinst du (auch) die Sprache, also alles, was man mit Wortschatz, Satzbau, Rhetorik, Reim, Rhythmus usw. erreichen kann?
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[i] Was aber bringt ein Text ohne Inhalt?
Gibt es überhaupt Texte ohne Inhalt?
Die gibt es: Lies mal Gedichte von dadaistischen Autoren, besonders diejenigen, in denen reine Nonsens(?!)-Silben aneinandergereiht werden, aber strenggenommen haben auch die einen Inhalt ... :dumm ... Vielleicht hat die Masche ja deswegen bei Nachahmern so schnell an Originalität verlioren, weil ein mehr oder weniger leicht beschreibbarer Inhalt ja doch unabdingbar ist, damit Leser sich mit dem text auseinandersetzen? Nach dem Motto: "Was bringt es mir, wenn ich den Text lese?"(
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[i] Sind Ideen mit Inhalt identisch?
Niemals - falls du mit "Ideen" das meinst, was eigentlich als "Themen, Stoffe, Motive, plots" bezeichnet werden sollte (vgl. Schneider, s. u.). Ich glaube, dass dir bereits die Lexikondefinitionen der Begriffe den Unterschied verdeutlichen können, von differenzierten Darstellungen in Fachbüchern ganz zu schweigen, z. B. diesen:
- Jost Schneider, Einführung in die moderne Literaturwissenschaft (1999). Grundlegend, gut lesbar.
- Jürgen Schutte, Einführung in die Literaturinterpretation (1990). Etwas anspruchsvoll.
- Gert Ueding, Rhetorik des Schreibens (1985 u. ö.). Grundlegend, klar und gut lesbar.
- David Lodge, Die Kunst des Erzählens (dt. 1993 u. ö.; übrigens keine Anleitung zum kreativen Schreiben, sondern eine kommentierte Anthologie, der OT "The Art of Fiction" trifft's genauer.) Gut lesbar, sehr abwechslungsreich und erhellend.
Noch etwas: Auch mir ist immer wieder aufgefallen, dass nicht immer alle Begriffe in den verschiedenen Beiträgen zu den Foren ganz korrekt verwendet werden. Solche Fehler macht jeder, auch ich ...
... und manche dieser Begriffe sind von der Forschung (noch) immer nicht ganz eindeutig und verbindlich geklärt. Aber: Um mitzureden, muss man in der Fachterminologie einigermaßen sicher sein und die wichtigsten
viermillionenfünfhundertsiebenundzwanzigtausenddreihundertneununddreißig kennen. Für den Anfang.
Die Frage mit dem Slivovitz und den Cevapcici habe ich nicht verstanden 
... Welche Idee hattest du bezüglich des Inhalts dieses Satzes? (Brrrrr, was war das für ein Satz? Besser, ich hol mir jetzt ein
und/oder einen Ouzo, damit meine Ideen etwas inhaltsreicher werden ...).
Gehaltreiche Grüße!
Alexander