Beiträge von Patricia H.

    Meine Zeitreise hat ein Ende. Eine Reise in die eigene Vergangenheit passiert nicht immer auf einem Vergnügungsdampfer. Dabei war ich beim Großteil der Handlung erst zwei, drei Jahre alt und eines der Kinder, denen ich dieses Buch widme:

    Den Kindern in ihrer Unschuld, in ihrer Aufgeschlossenheit,
    in ihrem ungetrübten Vertrauen in die Welt, die auf sie wartet.


    Und das sagt der Verleger:

    Äußerst lebendig, präzise und authentisch leuchtet Patricia Holland Moritz die Milieus in der (ost)deutschen Provinz unterhalb der öffentlichen Moral aus und zeigt, wie Menschen an den Verhältnissen zerbrechen. Auf historischen Tatsachen und Archivrecherchen beruhend setzt der Roman mit literarischer Freiheit Prof. Dr. Dr. Hans Szewczyk (1923-1994), dem medizinischen Direktor der Nervenklinik an der Charité Berlin, ein Denkmal, der durch seine Arbeit Täterprofile in die Ermittlung einführte und die Voraussetzung für die heutige Prävention und die Technik des Profilings schuf.

    Worum geht es?

    Deutschland Ende der 1960er Jahre. Kindermorde erschüttern West und Ost. Auf der einen Seite der pädosexuelle Serienmörder Jürgen Bartsch in Nordrhein-Westfalen. Auf der anderen drei grausame Morde in der brandenburgischen Kleinstadt Eberswalde. Panik breitet sich aus und Schuldige werden gesucht, auch unter der sowjetischen Besatzungsmacht. Die Ermittler der Kriminalpolizei stehen unter enormem Druck in einem System, das auf Anpassung basiert und am Kompetenzgerangel der Staatsorgane scheitert. Nur der Forensiker Paul Semper, ein kauziger Einzelgänger an der Berliner Charité, versucht in jenem Land, in dem jedes individuelle Leben unter staatliche Obhut gestellt war, neue Ansätze der Täteranalyse und des Verständnisses der menschlichen Abgründe zu entwickeln.


    Zwei Jahre lang recherchiert, ein Jahr lang geschrieben. Es ist eine jener Geschichten, die mich nicht losgelassen haben, die sich immer wiederholen, egal, aus welcher Richtung der politische Wind weht, denn sie behandelt den Menschen, der...

    Zitat

    ... nie nur Böses und nie nur Gutes tat und beides auch immer aus einem Grund oder einer Veranlagung heraus.

    So sieht Paul Semper, Forensiker an der Charité in Ostberlin die Dinge.


    Ich wünsche mir, dass dieses Buch seinen Weg geht. Nicht für mich, sondern für die Geschichte, die es erzählt.

    Patricia Holland Moritz

    DER MENSCHENLESER

    ISBN: 978-3948156008

    KLAK Verlag

    1. März 2019 – 335 Seiten


    Cover by Lukas Schlotterer / Grafikhaus München

    Titelmotiv: Roger Melis / Roger Melis Archiv

    Im Juli wäre Brigitte Reimann 85 geworden.


    Wäre.


    Wenn sie noch leben würde.


    Würde.


    Ihre Würde bis zum Schluss spiegelt sich in einem Brief von Christa Wolf an Reimanns Eltern. Die Tochter war gerade 39jährig an Krebs gestorben, ihren Roman „Franziska Linkerhand“ hatte sie unvollendet zurückgelassen.


    „In den letzten drei Jahren, als ich mit Brigitte befreundet war, hat mich ihre Art, trotz der Krankheit zu leben und die Ansprüche an sich selbst nicht zu senken, sehr beschäftigt. … Wir haben oft über ihre neuen Einsichten gesprochen, die sie, wenn sie erst dieses letzte Buch beendet hätte, dazu bringen sollten, neu und ganz anders zu schreiben. Wahrscheinlich hätte sie es gekonnt.“ [1]


    Wir werden es nie erfahren. Und vielleicht – das macht ihn aus, den Zauber alles Unvollendeten -, ist es ja gut, dass wir Brigitte Reimann nicht neu und anders schreibend erlebt haben. Wer über Dialekt schreibt „so dick, dass du ihn mit dem Messer schneiden kannst“, über Schnurrbärtchen „wie ein zufällig nicht weggeräumtes Requisit“, über Einsamkeit „die nur der des Sterbens vergleichbar ist“ und Dienstreisende in den Hotelbars der Ostberliner Mitte als „nach dem scharfen Parfüm der Gelegenheit schnuppernd“ [2] zeichnet, sollte weder neu noch anders schreiben und uns nicht auch noch die letzten Bilder im Kopf nehmen.


    Brigitte Reimann ist keine Unvollendete wie Franz Schuberts Sinfonie in h-Moll. Der hatte nicht weiter daran geschrieben, weil er (laut Überlieferung) „nicht die Notwendigkeit sah, noch einen dritten und vierten Satz zu schreiben, da er alle seine Intentionen schon im ersten und zweiten Satz umgesetzt habe“[3]. Brigitte Reimann ist eine wahre Unvollendete. Und eine von großer Ambivalenz aus Bedauern des zu kurzen Lebens und der Verblüffung, wie viel da hineinpasste.


    Es ist desillusionierend, wie wenig der aktuelle Buchmarkt zu den Schriftstellerinnen und Schriftstellern der DDR hergibt. Aus dem Leben in der DDR heraus verfasste Texte von Sarah Kirsch, Reiner Kunze, Volker Braun und all den anderen, die sich was trauten, wie es heute keiner mehr muss, sind fast nur noch antiquarisch zu finden. Nicht so Brigitte Reimann: 1995 noch vom SPIEGEL „die große Unbekannte der DDR-Literatur“[4] genannt, ist ihr Schreibschatz heute nahezu komplett gehoben.


    Der Herausforderung, ihn am Leuchten zu halten, während dem Buchhandel die Leser abhanden kommen, hat sich die Berliner Schauspielerin Inés Burdow gestellt. Ihr Radiofeature und Bühnenstück „Die Unvollendete“, das „beängstigend lebendige Psychogramm einer zerrissenen Frau“[5] sucht seinesgleichen in der literarischen Performance.


    Bei einer Aufführung in Thomas Rühmanns Theater am Rand war die Stille unter den Zuschauern als Sprachlosigkeit spürbar: Wie kann es sein, dass so starke Stücke deutscher Literatur immer nur als Entdeckung und nicht als Gemeingut gelten?


    Diese Schreibe gehört gelehrt, gesungen, zitiert und gelesen. Es sind die Schädlichs, die Buchs, die Havemanns, die Wanders von damals, die uns alles über das Heute wissen lassen. Wozu der große „Wenderoman aus West-Sicht“[6], zu dem Ingo Schulze aufruft? Lieber erstmal Leser mit West-Sicht, die Volker Brauns „Hinze-Kunze-Roman“ genauso lesen wie sie Tellkamps Turm erklimmen. Das wär doch mal ein Schritt in Richtung wertschätzender Aufarbeitung. Scheint nur grad nicht in Mode zu sein. So wenig wie „das DDR-Paket“. Dabei „wirkt (es) heute und hier und auch auf das Leben der Westler. Die müssten doch sehen, dass einem das was bedeutet … und die stellen sich vor dich hin und gähnen dir voll in die Fresse. Aber wenn irgendwer zum hunderttausendsten Mal was über die RAF macht, dann kriegen sie feuchte Augen.“[7] Danke, Leander Haußmann.


    Bühnenstücke, Spielfilme, Romane über das Leben in der DDR gibt es viele. Bühnenstücke, Spielfilme, Romane aus dem Leben in der DDR sterben in deren Schatten.


    Aber was willst du erwarten in einem Land, in dem um ein Einheitsdenkmal gegeifert wird wie um eine unbeglichene Kneipenzeche.


    ***
    https://patriciahollandmoritz.wordpress.com/


    ***


    Quellen


    [1] Brigitte Reimann, Christa Wolf „Sei gegrüßt und lebe – Eine Freundschaft in Briefen“, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar GmbH 1993


    [2] Brigitte Reimann „Franziska Linkerhand“, Roman, Aufbau-Verlag GmbH, Berlin, 1998


    [3] Ernst Hilmar (Hrsg.): Schubert-Lexikon. Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1997


    [4] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9186492.html


    [5] https://www.lr-online.de/nachr…ung-gestorben_aid-2695768


    [6] https://www.thueringer-allgeme…aus-West-Sicht-1063342841


    [7] https://www.berliner-zeitung.d…nem-stasi-stueck-30705370


    Foto Brigitte Reimann © WDR


    Foto Inés Burdow © Kuno Troschke

    Lieber Tom,
    das wird die Kollegen in der Presse bei Ullstein freuen, ich möchte ihnen Deine Rezi gern weiterleiten. Bin jetzt im Urlaub, nächste Woche wieder im Verlag. Wenn Du nix dagegen hast, stelle ich sie dann bei Ullstein ins Intranet.
    Dank vorab und schöne Grüße,
    Patricia

    Liebe Alexandra, lieber Tom,
    allein für Eure Anmerkung(en) dazu hat sich dieser Schritt - mit dem Text ins Forum zu gehen - gelohnt.
    :help


    Eine Idee mit einem Copyright zu versehen ist albern und wäre nicht umsetzbar - hätte ich sehen müssen.
    Im Text belassen werde ich den "Ideenozean" und auch "das Ideengut anderer", aber an den drei Stellen, an denen ich das Wort tatsächlich falsch verwende, lasse ich mir etwas einfallen.
    ?!?
    Wie gesagt, Text im Korrekturlese-Status und alles noch möglich. (Und erstaunlich, dass das bei Fischer niemand bemerkt hat.)


    Beste Grüße und nochmals DANKE ,
    pat

    Ich hab das absichtlich nicht in die Bibliothek gestellt, da es sich um einen (noch nicht mal Korrektur gelesenen) Artikel für die Neue Rundschau des S. Fischer Verlages handelt und somit nicht wirklich zu "meinen Neuerscheinungen" zählt, ich bin ja dort eine unter vielen, und das Buch erscheint auch erst am 10.12.2015.


    Dennoch möchte ich Euch meine Gedanken zu Urheberrecht und Copyright (oder besser der Verletzung von beidem) nicht vorenthalten.


    Auf ein Fröhliches Teilen und Kopieren also ;-)
    Patricia HM

    Da gelingt es mir nun, die kompliziertesten Plots aufzudröseln und halbwegs glaubhaft rüberzubringen, aber bei den 42ern eine Lesung ins Forum einzustellen, bringt mich an die Grenzen meines Verstandes. Und da sitze ich nun und weiß es trotz Hilfe-Forum immer noch nicht.


    Danke für JEDEN Tipp,
    pat

    Ich bin in Frankfurt am Donnerstag 15.10. und Freitag, 16.10.2015,
    ich komme auf jeden Fall bei den 42ern vorbei, Nachrichten- und Treffpunkt geht auch bei mir: Ullstein, Halle 3.0 Stand B 122,
    oder jederzeit über Handy 0177 24 24 765.


    Ich hoffe, den einen oder anderen dort zu treffen und wenn´s auf ein schnelles Käffchen ist ;-)
    Herzlich,
    pat

    DANK Euch allen für die Geburtstagswünsche - mit über einer Woche Verspätung komme ich nun endlich dazu.
    Sehr schön, dass ihr an mich und mein erneutes Jahresringen gedacht habt, so macht das gleich viel mehr Freude.


    Einen schönen Tag wünscht Euch
    Patricia

    ab heute, 1. Juli 2015 im Handel:


    Kältetod
    Rebekka Schombergs zweiter Fall
    Ein Berlin-Krimi
    309 S. / 12 x 20 cm / Paperback
    ISBN 978-3-8392-1768-9
    11,99€
    Gmeiner
    http://www.gmeiner-verlag.de/p…titel/1189-kaeltetod.html[/url]


    "Ihm waren Verbrechen begegnet, die ihresgleichen suchten und, so hoffte er jedes Mal aufs Neue, nie finden würden. Doch der Perversion des Menschen waren keine Grenzen gesetzt. Es gab nichts, was sich nicht ausprobieren und schließlich vollenden ließ. Der Mensch wurde pervers geboren und arbeitete sich nur durch die eine oder andere Kindheitsvariante zu dem Wesen hoch, das einem in der U-Bahn gegenübersaß oder in die Nachbarwohnung einzog. Das war Marks Überzeugung, und er behielt sie für sich. Jedes Individuum war für ihn erst einmal ein Graubereich aus Möglichkeiten. Und die Menschen, die diesen Jungen, der nun vor ihm lag, zuletzt in ihren Händen gehabt hatten, mussten aus einer finsteren erbärmlichen Höhle gekrochen sein."


    In Berlin wird der Kulturstaatssekretär tot aufgefunden. Die Zeichen stehen auf einen grausam inszenierten Mord und weisen in einen Sumpf aus Politik, Pädophilie und des als "Modedroge"unterschätzten Crystal Meth.
    Zeitgleich ist das "Chamäleon" Rebekka Schomberg in Paris auf der Fährte des Serienmörders Mathieu Ceva, dessen Entlassung aus dem Gefängnis sie als ungerechtfertigt empfindet - und mit dem sie eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen hat. Die Wege der beiden so ungleichen Ermittlungen kreuzen sich, als die Aufklärung des Mordes in Berlin kurz bevorsteht und beide, Rebekka und ihren Geliebten Mark, in Abgründe der Macht blicken lässt.

    Was mir gerade einfällt: In Bastian Sicks Erstling


    [buch]3462034480[/buch]


    Heißt ein Kapitel: »Das Elend mit dem Binde-Strich«


    .............o, lieber Horst-Dieter: Was mir gerade auffällt... Du lebst ja auch mit Bindestrich ;-) (Wir werden dieses unterschätzte Satzzeichen hier noch richtig hochleben lassen, ich wette drauf!) :-)

    Auch in einem Arbeitertheater. Aber ehrlich gesagt, in beiden waren keine ArbeiterInnen, bei Dir...?[/quote]



    ...nein, liebe Dorit, auch bei mir weit und breit keine Arbeiter in Sicht damals, nur ein paar post-pubertäre Schüler dun Studenten und ein verdienter Genosse ("Bei mir dürft ihr alles schreiben!") am Kopfende des Tisches... Dank für die nette Begrüßung,
    herzlich,
    Patricia