Beiträge von dORIT von gESTERN

    Zitat


    Tom. Gibt wohl eine stärkere Rückkehrströmung zur Zeit. 8)

    Oder eine Rückspülung,
    „Der Rückspülvorgang
    befördert den Schmutz aus der Filteranlage und lockert das Filtermedium auf, indem das Wasser umgekehrt, das heißt von unten, durch den Filterkessel gedrückt wird

    😉😉😉😉😉😉😉😉😉😉😉

    …ich hab ja schon auf Facebook meinen Kommentar dazu geschrieben. Kann ich gerade leider hier nicht verlinken.
    Ein sehr, sehr spannendes und streitbares Thema, das ich meist noch wortlos verfolge, da ich es noch nicht greifen kann.

    Tom,du hast es ja schon in deinem Roman aufgegriffen und ich finde es ist dort ziemlich kurz gekommen, wie ich ja in der Rezension schon geschrieben habe.

    Aber eben auch sehr widersprüchlich.

    Tausendmal berührt

    Ich bin sooo a-romantisch und würde nicht so ohne Weiteres auf die Idee kommen, eine Liebesroman zu lesen. Aber dieser Roman liest sich weg. Und macht sehr großen Spaß. Er ist mit spitzem, wortgewandtem, versierten Ton erzählt. Als Film würde er vielleicht als überzeichnete Komödie daherkommen. Eine Komödie, in der die beiden Hauptdarstellenden Marie und Clemens einen inneren und äußeren Glanz verströmen, dass man die leuchtende, märchenhafte Aura kaum glauben mag. Aber irgendwie mag man. Weil es so schön ist, weil es ein bisschen entrückt ist, weil es schräg ist. Bei diesem Paar scheint vom ersten Augenblick an alles zu stimmen, selbst ihre Tragödien.


    Die sie umgebenden, teils karikierten Figuren sorgen derweil für richtig gute, teils skurrile Unterhaltung. Zwischenzeitlich wird es ernst und der Ton ein anderer. Immer dann, wenn es um Zensur und Meinungsfreiheit geht. Dann ist Schluss mit lustig - auch in der Comedyszene. Denn dort arbeitet Clemens und zwar ziemlich erfolgreich. Während Maries Kariere erst die juristische und dann die politische Richtung einschlägt. Auch ziemlich erfolgreich. Beides trifft aufeinander, verwebt sich.

    Die Geschichte macht weite Sprünge. Zwei Leben - wie mit SiebenMeilenstiefeln gelesen. Das ist für mich (u.a.) der große Reiz des Romans. Abwechslungsreich, durch kleine Cliffhänger getrennt und immer wieder überraschend miteinander verknüpft: die Lebensabschnitte. Doch dann ist Schluss zwischen ihnen. Das umflorte Bild des Paares wird abgehängt. Ohne das Tassen fliegen. Sachlich, reflektiert und kompetent am tausendsten Freitag getrennt. Das Umfeld jault laut auf, das Paar eher leise. Dafür aber länger. Und das Leben geht weiter. Nicht minder unterhaltsam, denn Tom Liehr schreibt durch die fiktive Gegenwart der beiden bis weit in deren (und unsere mögliche) Zukunft hinein.


    Fazit - ein sehr lesenswertes, unterhaltsames, zeitkritisches Buch, das ich gerne weiterempfehle und verschenke. Das Thema Langzeitbeziehung ist auf eine frische Art zwischen zwei Buchdeckel platziert, deren Cover wie exklusiv für diese Geschichte gemalt erscheint.

    Buch bei Autorenwelt

    Zitat

    die derzeitige Entwicklung auch stark bedenkliche Komponenten hat. Da ist einerseits der fast absolutistische Anspruch, das Gute zu vertreten, ohne Wenn und Aber, womit die Feststellung einhergeht, dass jeder, der sich nicht vollumfänglich anschließt, der auch nur in Teilen widerspricht, ohne jeden Zweifel zu den Schlechten gehört,

    Das widerspricht sich ja auch gar nicht mit diesem:

    Zitat

    Nun, es liegt in der Natur von Gegenbewegungen, dass sie heftiger unterwegs sind als das Ergebnis, das sie selbst erwarten.

    Ah ja, da gibt es einen interessanten Vortrag im Netz von ihr selbst. Vor einer TheaterPremiere



    Ich fand die Theorie ganz interessant. Aber sie vernachlässigt die heutige Vernetzung und die Digitalisierung. Die Länder sind nicht mehr so abgeschlossen und können nicht allein für sich so einen Strukturwandel hinbekommen

    Würde Anita Berber heute leben, würde man sie als Punk bezeichnen. Sich auflehnend gegen jede Art von Konvention, würde sie sicher auch 2022 für Aufschreie in den Medien sorgen. Ein aus der Zeit gefallenes Wesen. Das macht diesen Roman von Joan Weng so besonders. Die Geschichte einer fragilen, psychisch angeschlagenen Künstlerin könnte sich nach genau einem Jahrhundert hier in ähnlicher Weise ereignen. Man erlebt Anita als ein herumirrendes Menschenkind auf der Suche nach dem inneren Ausdruck mittels des Tanzes. Für Anita ist das Leben quälend und zersplittert - ebenso das Ringen um ihre TanzKunst. Es gelingt gelingt ihr nicht, sich mit ihrem nackttanzenden Körper echte Anerkennung in der Kunstszene zu verschaffen. Und auch das hat sich in hundert Jahren nicht verändert: Das breite Publikum bevorzugt Skandal statt neue Innerlichkeit. Anita verliert sich. Und dass sie es in Drogenrausch und Alkohol tut, ist nur der äußere Ausdruck ihrer inneren, chaotischen, quälenden Welt. Joan Weng ist es gelungen dieser Zerrissenheit auch strukturell in ihrem Roman Ausdruck zu verleihen. So erlangen wir über Zeit-Splitter und assoziative Verbindungen Einsicht das Leben “der Berber“, fast so als wäre ein Spiegel zersprungen und man würde zeitgleich in die Scherben ihrer Gegenwart, Vergangenheit und Erinnerungen blicken.

    Mich hat sowohl die Geschichte als auch die Hauptfigur sofort gepackt. Als roter Gegenwartsfaden dient die Malersitzung bei Otto Dix. Aus seiner Perspektive zeigt sich die Künstlerin noch einmal von einer ganz anderen Seite. „Man meint“, ihr wahres Wesen zu erkennen. Und auch das ist eine Frage, die bis heute unbeantwortet ist. Gibt es das überhaupt? Das wahre Wesen? Oder sind wir, oder der Mensch an sich, nicht ein Konglomerat aus diversen, sich widersprechenden Rollen und Masken? Vielleicht nicht so extrem, nicht so unerbittlich und nicht so fordernd wie Anita Berber.


    Die rote Tänzerin - Ein leises, packendes und empfehlenswertes Buch, bei dem die Geschichte hält, was das Cover verspricht.

    ASIN/ISBN:


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3746638321