Beiträge von Tom

    Hallo, Stefx.


    "Bernd ist aber auch ein Arschloch", sagte Julia. Sie hatte nicht bemerkt, daß Bernd inzwischen den Raum betreten hatte. Thomas grinste, Julia errötete, die anderen sahen zu Boden.


    Es ist nicht erforderlich, hier noch zu erklären, daß eine "unangenehme Situation" entstand. Tatsächlich würde man den Leser für dumm verkaufen. Versuch doch mal bitte, ein Beispiel zu geben, in dem dieser Zusatz tatsächlich noch Sinn macht.

    Huhu, Strümpfli.


    "Es entstand eine unangenehme Situation" enthält auf den ersten Blick (und auch auf den zweiten) kein Füllwort; das Problem bei dieser Formulierung besteht darin, daß sie auktorial ist und außerhalb der Figuren wertet, zwar nicht völlig diffus, aber doch schon sehr in diese Richtung gehend. Der Autor versucht hier, sich zu ersparen, zu erklären, worin das Unangenehme der Situation besteht, welche Figur das wie und warum empfindet, und hofft darauf, der Leser hätte irgendeine (:-)) unangenehme Situation parat, erinnerungsmäßig, mit der ein Vergleich jetzt halbwegs zulässig wäre. Was nicht heißt, daß diese Formulierung, dieses Mittel generell zu verteufeln wäre; jede Regel, jedes Gebot hat seine Ausnahme, und manchmal besteht erzählerische Brillanz darin, sie/es im richtigen Moment zu brechen.

    "Präzision" ist ein Füllwort. 8)


    Wer sich erzählerische Präzision und höchstmögliche Verdichtung als hehre Maxime auf die eigenen Fahnen gepinselt hat, läuft m.E. Gefahr, auf Atmosphäre zu verzichten. Auf jenen Graubereich, der für Interpretation und Lesegefühl gedacht ist. Asketisches Schreiben kann auch zur Leserernüchterung führen.


    Es kommt auf das Wie an, nicht so sehr auf das Was, und das Wie ist bestimmt von Sprachmelodie und -gefühl des Autors. "Hans wußte irgendwie nicht weiter" ist etwas anderes als "Hans wußte nicht weiter". Es wirkt zwar auf den ersten Blick inhaltsarm, dieses "Irgendwie", aber dieser Satz steht ja auch nicht für sich alleine. Hans ist als Figur entwickelt, präsentiert, mit einem Duktus versehen. Hans mag irgendwie sein. Irgendwie gibt es immer irgendwas nicht Greifbares, das aber trotzdem zu verstehen ist, für den Leser. Ohne daß dem Kopfkinodrehbuch bis ins Detail mitgegeben ist, wie jedes entstehende Bild exakt auszusehen hat.

    Hallo, TWJ.


    Zitat

    Ein Stammtischgespräch über den Abwurf von Atombomben, die kleinen Kriminalitäten der Braven oder das Verhalten in Kriegszeiten würde nach der Lektüre bestimmt an Niveau gewinnen.


    Alleine dafür lohnt sich die Anschaffung in jedem Fall.

    Ich hatte das große Glück, in Westberlin geboren zu werden, und nach der "Wiedervereinigung" war ich schon zu alt, um noch eingezogen zu werden. Ich habe also nie "gedient". Das Verb finde ich übrigens abscheulich. Man dient der Solidargemeinschaft, wenn man für sie eintritt, wenn man im richtigen Moment Gemeinwohl gegen Eigenwohl abwägt. Man dient ihr nicht, indem man für sie stirbt, denn danach ist sie nicht mehr existent, jedenfalls für den, der ihr dieserart "gedient" hat. Es wäre paradox, dieses Sterben als "Dienst" zu betrachten. Sterben dient nichts und niemandem.


    Ja, jetzt sind also deutsche Soldaten im Kosovo, in Afghanistan, sogar im Libanon und in Israel. Die armen Schweine, ob nun Berufssoldaten oder Wehrpflichtige (sind Wehrpflichtige bei diesen Einsätzen dabei? Ich weiß es ehrlich nicht). Man muß sein Gehirn schon ganz schön runterfahren, um das verstehen zu können. Es konterkariert die Maxime, daß ein Menschenleben das höchste Gut ist. Denn es reduziert diese Menschenleben. Auf Angriffsziele, potentielle Mörder oder Mordopfer. Kein Mensch kann das für sich wollen. Da steht absichtlich kein "vernünftiger" vor "Mensch". Diese Menschen sind Material. Sie sind Zahlen. Sie sind Pfähle im wackeligen Zaun, der diskussionswürdige Werte von ebenfalls diskussionswürdigen, anderen Werten abschottet. Wer stirbt, wird durch "Nachschub" ersetzt. Keine Frage nach den Schicksalen, der herzzerreißenden Trauer, den Tränen und Verlusten, die Familien und Freundeskreise erleiden. Und kein Trost für diese Menschen. Denn kein Schwein weiß wirklich, wofür diese Leute sterben. Es macht nämlich keinen Sinn, "für" etwas zu sterben. Kein Ziel auf diesem Planeten kann auf diese Art erreicht werden. Menschenleben sind nicht ersetzbar. Ein vergangenes Leben ist für immer fort.


    Und aus all diesen Gründen jagen mir solche Stammtischdiskussionen einen Schauer über den Rücken. Die Frage, wer sich da für wen in die Schußlinie stellen soll, heilige Scheiße. Niemand. Alle raus aus der Schußlinie. Tod mit Tod zu beantworten, sowas können sich nur kranke Hirne ausdenken.


    Ja, der Terror. Nicht alles, was so genannt wird, ist wirklich Terror. Aber vieles von dem, was als Antwort formuliert wird, das ist echter Terror.

    Hallo, Charly.


    Aktuell hier:


    ASIN/ISBN: 3746621526


    und hier:


    Zitat

    3746621739


    Die vorgelesene Geschichte ist in der einzigen BoD-Publikation erschienen, die der 42er je herausgebracht hat (und die auch hoffentlich die einzige bleibt):


    Zitat

    3831106797


    Übernächste Woche stelle ich eine Weihnachtsgeschichte auf meine Site.

    Huhu, Silke, hallo, Horst-Dieter.


    Danke! :)


    @Silke: Tatsächlich habe ich nur fünf Minuten gebraucht. Die restlichen 19 Minuten sind Pausen, die der Tontechniker nachträglich eingefügt hat. :D Spaß beiseite, ich glaube, als ich diese Story - im Rahmen einer 42er-Lesung - erstmals vorgetragen habe, dauerte es kaum länger als 12 oder 15 Minuten.


    Horst-Dieter: Daß die Dateien nicht heruntergeladen werden können, hat rechtliche Ursachen. Bei meiner Story spielt das keine so große Rolle, aber einige der anderen Autoren haben Romanauszüge gelesen, und die Hörbar hat meiner Kenntnis nach dafür nur eingeschränkte Wiedergaberechte erhalten.

    Felix Mennen, meiner Erinnerung nach eine Zeit lang 42er-Besprechungslistenmitglied, selbst Autor diverser Romane ("Kriegstage", "Just the Way you are") und "Polizeiruf 110"-Drehbuchschreiber (erster Film Sommer 2007) hat vor einiger Zeit ein Projekt namens "Hörbar Berlin" ins Leben gerufen. Das Projekt stellt ausgewählten Locations - Kneipen, Cafés, Friseursalons usw. - kostenlos MP3-Player zur Verfügung. Interessierte Kneipenbesucher können sich dieserart Geschichten "junger" Berliner Autoren anhören, kostenfrei und mitten im Trubel (oder beim Haareschneiden). Das Projekt hat ziemliche Presseresonanz erzeugt und geht mithin in die zweite Runde. Bei dieser Neuauflage bin ich auch dabei, aus rechtlichen Gründen allerdings nicht mit einem Romanauszug, sondern mit der 1999 im Rahmen eines 42er-Projektes entstandenen Geschichte "Ein Leben ohne Nächte". Die Aufnahmen wurden professionell im Studio produziert, man kann sie sich als Nichtberliner auch online anhören:


    Hörbar Berlin


    (Wer erstaunt ist, daß ich vergleichsweise langsam und sogar verstehbar lese, sei darauf hingewiesen, daß meine Geschichte nach Felix' Auskunft die meiste Nachbearbeitungszeit benötigt hat. =))

    Yaloms dritter Roman konfrontiert einen Psychiater mit dem nahenden Krebstod. Nach der Entdeckung eines Melanoms wird Julius nur noch ein Jahr weitgehend normal leben können. Der Analytiker zieht Bilanz, und im Rahmen dessen wendet er sich jenen Fällen zu, bei denen keine oder nur unzureichende Therapieergebnisse erzielt werden konnten. Er stößt auf Akte von Philip Slate, dem kühlen, sexbesessenen Denker. Der wiederaufgenommene Kontakt fördert Erstaunliches zutage: Philip hat sich offenbar selbst von der Sucht befreit, mehr noch: Er will Therapeut werden. Julius und Philip schließen einen Kontrakt. Philip wird sich ein halbes Jahr lang an Julius' Gruppentherapie beteiligen, und Julius wird ihn im Gegenzug supervisieren, so daß Philip seine "philosophische Therapie" an Patienten erproben kann. Denn der ehemals sexsüchtige hat eine besondere Lösung für seine Probleme gefunden: Die Gedankenwelt des überaus misanthropen Philosophen Arthur Schopenhauer.


    Der Roman erzählt in der Hauptsache von jenen Gruppentherapiesitzungen, von der Entwicklung ihrer Teilnehmer, zuvorderst natürlich Philip, der nach und nach entdeckt, daß Sozialverhalten eine nicht unerhebliche Komponente des Daseins ist, aber auch von Pam, die zufälligerweise eines seiner früheren "Opfer" war. Aber Julius' Tod ist unausweichlich, wie auch das Ende der Gruppensitzungen. In einem weiteren Strang berichtet Yalom aus dem Leben Schopenhauers, eine Art "Schopenhauer für Eilige".


    Yalom muß man immer, das ist unvermeidbar, an seinem wunderbaren Erstling "Und Nietzsche weinte" messen, und wenn man diesen Maßstab anlegt, fällt "Die Schopenhauer-Kur" ziemlich hinten runter. Neben unglücklichen Perspektivwechseln und weitgehend vorhersehbarer Handlung zerfasern die biographischen – und oft überflüssig erscheinenden – Einschübe aus dem Leben Schopenhauers, die auch noch mit vielen Erklärungen durchsetzt sind, das Buch redlich, aber vor allem ist es schrecklich langweilig. Für diesbezüglich interessierte bieten die akribisch erzählten Therapiesitzungen durchaus bemerkenswerte Einblicke. Insgesamt aber ist "Die Schopenhauer-Kur" unspannend, gequält akademisch und sehr fad im Abgang.


    ASIN/ISBN: 3442735882

    Sie sind Freunde, der intelligente Jason Lawton, seine Zwillingsschwester Diane, und Tyler Dupree, Ich-Erzähler des Buches. Als sie zwölf Jahre alt sind und im "Großen Haus" des energischen Vaters von Jason und Diane eine Party gefeiert wird, entdecken die im nächtlichen Garten spielenden Kinder, daß die Sterne plötzlich verschwunden sind. In den nächsten Tagen offenbart sich, was geschehen ist: Um die Erde hat sich eine Art "Kokon" gelegt, der später den Namen "Spin" bekommt. Satelliten fallen vom Himmel, der Mond ist nicht mehr zu sehen, aber die Sonne geht erstaunlicherweise wieder auf. Aber das ist nicht alles: Außerhalb des Spins läuft die Zeit schneller. Während auf der Erde ein Jahr vergeht, sind es "draußen" 100 Millionen davon. Anders gesagt: Das Ende des Sonnensystems wird nicht in ein paar Milliarden Jahren stattfinden, sondern innerhalb von dreißig oder vierzig. Die erstaunliche Membran läßt nämlich zu, von Raumfahrzeugen durchdrungen zu werden, aber welche Kraft dahintersteckt, welche vermeintliche Intelligenz – man spricht von den "Hypothetischen" – dafür gesorgt hat, daß eine simulierte Sonne weiterhin Leben auf der Erde erlaubt, das herauszufinden scheint die Aufgabe jener vermutlich letzten Generation zu sein, der Jason, Diane und Tyler angehören. Sie werden bei dem Versuch, das "Problem" zu lösen, nicht unerhebliche Rollen spielen.


    Das originelle Setting läßt eine Menge Gedankenspiele zu, und Wilson hat sie fast alle gespielt. Seine Figuren sind stringent und liebevoll gezeichnet, auch diejenigen, die nur untergeordnete Rollen einnehmen. Das Weltuntergangsszenario bestimmt den Duktus des Romans, der – selbstverständlich, will man sagen – von Öko-Kritik und Mahnungen durchsetzt ist, aber ebenso selbstverständlich jene Menschen hervorhebt, deren Altruismus auch dann nicht versiegt, wenn es ans Eingemachte geht.


    Ein klassischer, stark erzählter SF-Roman, der wissensreich und phantasievoll mit allen Elementen angefüllt ist, die technikverliebte Utopisten erwarten, aber darüberhinaus intelligente, witzige und philosophische Momente bietet, Figuren mit hohem Identifikationspotential und eine spannende, überraschende Handlung, die, und das ist das einzige Manko, am Ende etwas moralinsauer zu schnell endet.


    ASIN/ISBN: 3453522001

    Hallo, Helmut.


    Zitat

    Die 42er Autoren sind ein Autorenverein, wie der Name schon sagt und kein Literaturverein, sonst würden wir singemäß 42erLiteraten e.V. heißen.


    Ich fasse es nicht. Tatsächlich? :rofl


    Wir sind ein Autorenverein, aber kein Literatur-/Literatenverein? :wow


    Zitat

    Und by the way, lieber Thomas, so manches, was du hier so von dir gibst, ist nur mit äußerster Mühe als Literatur zu erkennen.


    Dann mußt Du Dir vermutlich mehr Mühe geben. Mir geht es jedenfalls nicht so. Ich habe keine Schwierigkeiten damit, das, was TWJ so von sich gibt, als Literatur/literarisch zu erkennen.

    Hallo, Annette.


    Zitat

    Dient der Broterwerb wirklich nur dem schnöden Mammon - oder ist er bestenfalls bezahlte Recherche für literarische Projekte?


    Ich sehe das so: Ich habe zwei Berufe, einer davon ist Schriftsteller. :)


    Ich besitze ein Unternehmen für Softwareentwicklung, und dieses Unternehmen ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit. Im Normalfall programmiere ich zwölf bis vierzehn Stunden am Tag, inzwischen allerdings nur noch wochentags, das war früher anders. Jedenfalls macht mir diese Arbeit großen Spaß. Sie ist bis dato noch nicht Thema irgendeines schriftstellerischen Versuchs gewesen, aber das kann sich ändern.


    Ich schreibe nachts, vorzugsweise in irgendeiner Kneipe. Ich schreibe recht schnell. Letztens habe ich mich für sechs Tage in ein Hotelzimmer eingeschlossen und dort die ersten hundertfünfzig Seiten meines nächsten Romans geschrieben (Plot und Expo standen allerdings schon). Ansonsten schaffe ich so um die zehn Seiten, je nach Biermenge, wenn ich nach Feierabend noch schreibe. Die überarbeite ich dann am nächsten Tag, in den Compilerpausen oder beim Mittagessen oder einfach dann, wenn ich mir die Zeit dafür nehme. Ich bin ja glücklicherweise selbständig.


    Dieses Verhältnis empfinde ich selbst als ideal. Es gibt Zeiten, in denen ich sehr wenig schreibe, vor allem zwischen den Romanen, aber ich verfasse mindestens ein, zwei Short Storys pro Monat, wenn ich schon nicht an einem Romanprojekt arbeite. Es wäre für mich kaum vorstellbar, ausschließlich zu schreiben, vor allem nicht rund um die Uhr. Wenn mein alltägliches Sozialverhalten auf dasjenige, Schriftsteller zu sein, reduziert wäre, würde es nicht mehr ausreichende Inspiration für die Tätigkeit liefern.

    Text schreiben. Den Radiobutton "erweiterter Modus" in der obersten Zeile des Nachrichtenfensters wählen. Zu zitierenden Text markieren (vor den ersten Buchstaben zielen, linke Maustaste drücken und festhalten, Markierung bis hinter den letzten Buchstaben ziehen, Maustaste loslassen). Aus der Buttonleiste direkt über dem Textfenster den Button mit dem stilisierten Text und dem roten Pfeil nach rechts anklicken (12. von links). Der markierte Text wird von den "Tags" (quote) und (/quote) umgeben, wobei man sich die runden als eckige Klammern vorstellen darf.

    Der Film ist eines dieser Drauf-Reingefallen-Erlebnisse. Uve hat schon recht, die diversen Trailer nehmen das meiste vorweg, und dann bleibt eben leider nicht mehr viel übrig. Das Lachen über die tumben Rednecks blieb mir oft im Hals stecken, zumal ich den Eindruck hatte, die anderen Gäste im Kino würden über genau das Gegenteil lachen - nicht über das Hinterwäldlertum und die überwältigende Dummheit der jeweiligen Szenenpartner, sondern über die mittelbare Botschaft, also darüber, daß der Hummer zum Zigeneunerüberfahren geeignet sein soll. In solchen Momenten wünschte ich mir, selbst eine Kamera dabei zu haben.


    Und leider verschluckt der Drumherum-Zinnober einiges der durchaus hörenswerten Nachricht: "Hey, Ihr Weltherrscher, kehrt doch erstmal vor der eigenen Hütte." Wie auch immer. Ein interessanter Kinoabend, in mehrerlei Hinsicht, aber ganz objektiv kein wirklich guter Film.

    All das positive Feedback freut mich sehr, ich möchte mich im Namen der gesamten Kalenderredaktion herzlich dafür bedanken! :anbet


    BTW, die Herbstferientermine für Thüringen sind falsch (ein Monat zu lang). Also, liebe Thüringer: Bitte nicht anhand des Autorenkalenders planen! Wir übernehmen keine Haftung für etwaige versäumte Schultage.