Hat die Novelle als literarische Form ausgedient? Und was ist überhaupt eine Novelle? Kann man sie gleichsetzen mit einem »Kurzroman« und einer »längeren Erzählung«? Goethe nannte als bestimmendes Merkmal die »unerhörte Begebenheit«, Paul Heyse entwickelte eine eigene Theorie zur Novelle (Falkentheorie - Konzentration auf das Grundmotiv im Handlungsverlauf), an die er sich selbst nicht streng hielt. Schaut man sich bei den veröffentlichten Novellen um, so findet man Texte vom Umfang weniger Seiten bis zu Erzählungen von etwas über hundert Seiten.
Die Zahl der veröffentlichten Novellen nahm nach dem 2. Weltkrieg ab, doch wurden noch wesentliche Novellen veröffentlicht, etwa von Günter Grass (Katz und Maus), Martin Walser (Ein fliehendes Pferd), Patrick Süskind (die Taube), Uwe Timm (Die Entdeckung der Currywurst), um nur einige zu nennen. Schaut man sich im 21. Jahrhundert um, so finden sich weitere, zum Beispiel bei Helmut Krausser (Schmerznovelle), Heinrich Steinfest (Amsterdamer Novelle) oder Hartmut Lange, der seit fast vier Jahrzehnten hauptsächlich Novellen veröffentlicht (zuletzt den Novellenband »Am Osloer Fjord«).
Wer von denen, die hier im Forum mitlesen und mitdiskutieren tut das noch, Novellen schreiben. Oder warum nicht? Ich würde mich über Antworten freuen.