Blutige Langeweile - Thriller halten kaum, was sie versprechen

  • Na ja, ist wohl eher ein Kommentar als ein Artikel zum Thema. Aber der Ansatz ist interessant und vermutlich zutreffend.


    Tatsächlich scheint die Definition "Thriller" großen Missverständnissen ausgesetzt zu sein. Der permanente Balanceakt zwischen Anspannung und Erholung, die das Genre eigentlich ausmachen sollte, ist atemloser, ins Unendliche gesteigerter Effekthascherei gewichen. Aber. Auch diese Art von "Thrillern" verkauft sich wie blöd. Dem Publikum scheint es also recht zu sein. Und ein Film wie "Psycho" würde heutzutage vielleicht noch fünfhundert Zuschauer weltweit ins Kino locken.

  • Der Artikel geht ziemlich pauschal vor. Es gibt zwar durchaus (viel zu) viele Serienmörder-Thriller und auch jede Menge sehr blutige Geschichten, aber nicht ausschließlich. Besonders die Thriller des von mir sehr geschätzten Harlan Coben setzen vorwiegend auf Spannung und Täuschung. Gemetzelt wird da in der Regel gar nicht. Auch Arno Strobel und Tom Hillenbrand (um mal zwei deutschsprachige Autoren zu nennen) kommen meistens mit ziemlich wenig Blut aus.

    Wenn man danach sucht, wird man durchaus fündig. Ebenso wie man, wenn man will, auch viele drastische Gegenbespiele findet ...

  • Ehrlich gesagt finde ich den Artikel ganz gut. Das ist nämlich auch mein Eindruck und ja ich weiß - das ist Geschmackssache und was gekauft wird, darf auch gekauft werden.

    Aber auffällig finde ich diese Entwicklung schon auch. "Schwedenkrimi" hieß für mich seinerzeit immer Sjöwall-Wahlöö oder Mankell. Da gab es zwar auch die ein oder andere blutige Tat, aber es waren eher Krimis, eher Polizeigeschichten und Sittengemälde, das hat mich angesprochen. Und dann sind diese Schwedendinger immer brutaler geworden, inzwischen heißt Schwedenkrimi eher Schwedenthriller und alle denken nur noch an Stieg Larsson und Konsorten. Vermutlich verstehen die Leute heute gar nicht mehr, warum wir über die überzogene Brutalität in "Pulp Fiction" gelacht haben, das ist heute einfach der normale Blutlevel.


    Mich erinnert das ein bisschen an die Entwicklung in der Musik - es wird immer lauter. Lautere Instrumente haben immer schon die leiseren verdrängt und seit alles elektrisch geworden ist, wird da noch mal einen Gang hochgeschaltet, Und dann digital - nochmal hochgeschaltet. Sogar die Aufnahmen werden immer komprimierter.


    Irgendwann muss da doch mal Ende sein, oder?

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • Ich sehe das genauso: Das Blutbad ersetzt oft die Spannung. Und auch das stimmt: Wer in Skandinavien das Alphabet beherrscht, meint, er müsse jetzt auch Krimis oder Thriller schreiben.

    Allerdings höre (ich lese sie weniger, sondern höre sie vor allem) ich mir trotzdem neue Autoren gerne an, manchmal entdeckt man doch wieder richtig gute. Mir gefällt etwa die Stilton/Rönnig-Reihe des Autorenduos Cilla und Rolf Börjlind. Und auch den guten alten Jo Nesbö kann man immer wieder lesen, finde ich. Er kopiert sich zwar gerne selber, aber seine Harry-Hole-Reihe bleibt trotzdem irgendwie spannend. Apropos: Wird Zeit, dass da mal wieder ein neuer Band erscheint;).


    Überrascht bin ich allerdings, dass in dem Artikel Simon Beckett als einer der Autoren gepriesen wird, die ohne großes Blutbad auskommen. Das mag schon sein, dafür präsentiert er Leichen in allen Stadien der Zersetzung. In dieser Detailtreue fand ich das dermaßen gruselig, dass ich nach dem ersten Werk beschlossen habe, mir kein zweites von ihm anzuhören.