Was vor zwei Wochen bei der Versammlung des "PEN Deutschland" in Gotha passiert ist, ging ja durch die Presse, und immerhin hat der - wie nicht nur ich finde sehr wichtige und traditionsreiche - Verein dadurch endlich mal wieder ein nennenswertes Medienecho generiert. Aber nicht auf die richtige Weise. Nach der Berufung von Deniz Yücel zum Präsidenten - das ist im vergangenen Oktober geschehen - hatten viele darauf gehofft, dass Bedeutung und Wirkung des altehrwürdigen Clubs, dessen Name ein Akronym ist ("Poets, Essayists, Novelists"), wieder zunehmen. Das Eintreten für die Meinungsfreiheit, das sich PEN über die PEN-Charta auf die Fahnen geschrieben hat, ist während der vergangenen Jahre mehr und mehr zur Nebensache geraten. Das eskalierte in Gotha, wo ein Abwahlantrag gegen Yücel zwar scheiterte, sich aber zeigte, dass die Strukturen und das Personal dringenden Erneuerungsbedarf aufweisen, sich dieser Aufgabe aber nicht stellen wollen.
Deshalb gründen über 230 Autorinnen und Autoren - zu denen ich auch gehöre (in Gotha sollte eigentlich u.a. über meinen Zuwahlantrag entschieden werden, was aber aufgrund der Ereignisse um ein Jahr vertagt wurde) - am kommenden Freitag in Berlin den "PEN Berlin". Die Satzung des internationalen PEN lässt mehrere konkurrierende oder sich ergänzende nationale Strukturen zu; derlei gibt es auch schon andernorts, etwa in Australien.
Die Pressemitteilung zur Gründung könnt Ihr hier nachlesen. Das Aufnahmeverfahren wird auch etwas einfacher und weniger elitär als beim "alten" PEN sein, wie Ihr der Satzung entnehmen könnt, die ebenfalls auf der Site zu finden ist.