Im Interview mit der SZ (Nr. 214, 16.9.2021, S.14) sagt die Autorin Leila Slimani:
ZitatIch beobachte eine Art Selbstzensur. Jemand sagt was Falsches im Fernsehen oder im Internet, er wird sofort bewertet, gar gecancelt. Leute trauen sich nicht, bestimmte Jobs oder Haltungen zu übernehmen aus Sorge, missverstanden oder verurteilt zu werden. Man sollte als Künstler das Recht haben zu schockieren. Es ist nicht interessant, ein Buch zu lesen, dem man voll und ganz zustimmt, in dem alle gut und nett sind. Wir müssen auch die finstere Seite der Menschheit darstellen. Aber viele Autoren haben Angst, mit ihren Charakteren verwechselt zu werden..
Weiter sagt sie noch:
ZitatTalent geht nicht automatisch mit Moral einher, oder mit Nettsein. Manche sind Genies in ihrem Bereich und trotzdem schreckliche Menschen. Aber die Leser und Zuschauer sind doch nicht dumm. Man kann das trennen. Wir sollten aufhören, andere wie Kinder zu behandeln.
Auf die Frage, ob Künstler moralisch sein müssen antwortet sie:
ZitatNein. Künstler sollen sein, was immer sie wollen. natürlich heißt das nicht, dass ich ständig rassistisches, sexistisches und misogynes Zeug erzählen kann. Aber wenn ich über einen Rassisten schreiben will, habe ich das Recht, das zu tun. Auf Französisch sagen wir, on ne fait pas bonne littérature avec des bon sentiments, mit guten Gefühlen macht man noch keine gute Literatur.