Vorweg: Der erste Impuls war, diesen Thread „Filme übers Schreiben“ zu nennen. Wörtlich genommen hätte das aber das Handlungsspektrum solcher Filme deutlich eingeschränkt: Wer wollte schon einen Film über etwas ansehen, das ungefähr so interessant ist, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen 🙂! Immer sind es natürlich die Schreibenden, nie ist es das Schreiben an sich, das auf der Leinwand/im TV (inkl. neuerer Formen) in Bildern fesselnd erzählt werden kann, sei es in fiktiver oder fiktionalisierter Form.
Neulich gesehen: „Die Frau des Nobelpreisträgers“ („The Wife“), basierend auf dem Roman „Die Ehefrau“ von Meg Wolitzer.
Der Film beginnt mit einer Szene im Schlafzimmer von Joe und Joan (die Namensähnlichkeit kann kein Zufall sein) Castleman, einem älteren amerikanischen Ehepaar. Während sie eigentlich nur schlafen will, ist er hellwach, da er auf einen Anruf aus Europa wartet. Schließlich kommt der ersehnte Anruf, und tatsächlich mit der erhofften Botschaft: Joe Castleman hat „seinen“ Nobelpreis (für Literatur) bekommen. Das Paar vollführt einen Freudentanz, den es, wie man im weiteren Verlauf in Rückblenden erfährt, so bereits in früheren Zeiten gegeben hat, als er noch Professor für Literatur und sie seine ehemalige Studentin war, bloß, dass aus einem anfänglichen „wir“ nun ein „ich“ geworden ist.
Das Paar reist nach Schweden. Mit an Bord ihr gemeinsamer Sohn, der auch schreibt und demzufolge fast unweigerlich nach der Anerkennung seines Vaters lechzt, und ein Autor, der unbedingt eine Biografie über Joe, einen der herausragendsten Schriftsteller seiner Zeit auf dem Höhepunkt seines Schaffens, schreiben will. Auf einer festlichen Gesellschaft, nach einigen (angedeuteten) Ereignissen, die an alte Wunden rühren, lässt Joan, gefragt nach ihrem Beruf, fallen, sie sei „eine Königsmacherin“ - wie wahr das ist, über das, was der andere Preisträger genauso von seiner Frau sagen könnte, hinaus, geht im vermeintlichen Scherz unter.
In einer der Schlüsselszenen des Films sieht man die junge Joan und den jungen Joe, wie die ihm ihre Meinung über sein Romanmanuskript kundtun soll, was ihr, da ihr die Schwächen des Textes und die Dünnhäutigkeit des Verfassers bewusst sind, deutlich schwer fällt. Aber sie könnte ja … womit eine große Lebenslüge ihren Lauf nimmt, eine Lüge, an die er in Momenten selbst glaubt.
Natürlich kommt so ein Stoff nicht ohne Klischees aus - aber Klischees wären keine Klischees, wenn sie nicht im Kern Wahres enthielten.
Der Film greift auf, wie schwer Frauen es hatten, in diesem Bereich (oder überhaupt) ernst genommen zu werden. Joe ist dabei narzisstisch, selbstverliebt, Joan unterstützend, bescheiden - bis zur Selbstaufgabe. Joan zahlt einen hohen Preis, den, nur als Ehefrau gesehen zu werden.
(Der Film ist noch einen Tag in der ARD-Mediathek zu sehen.)