SEO-Optimierung

  • Sagt Euch das etwas? Man baut beim Schreiben von Online-Texten gezielt Schlagwörter ein, um bei Google möglichst weit oben gelistet zu werden und viele Leser zu bekommen.


    Alle Firmen arbeiten inzwischen mit diesen SEO-Suchmaschinen, Online-Magazine, PR-Agenturen ...


    Und ich frage mich, ob wir so langsam alle zu Sklaven von Google werden.

    Ich habe damals, offenbar zu einer Zeit, als wir unsere Texte noch in hübsche, große Steintafeln gemeißelt haben, gelernt, dass man beim Schreiben nach den unverbrauchten, neuen Wörtern und Formulierungen suchen soll. Das war zu Zeiten von Wolf Schneider und Co. Die Fossilien der Schreibzunft? Müssen wir demnächst bei den Klappentexten der Bücher nicht mehr darauf achten, dass die wenigstens ansatzweise etwas mit dem Inhalt des Buches zu tun haben, sondern nur darauf, dass sie alle Suchmaschinenkriterien erfüllen?:). Das heißt: Je geläufiger, je verbreiteter ein Wort ist, je mehr Menschen es inflationär oft benutzen, umso besser?


    Wohin führt das? Oder ist das eher ein "Seitenzweig" des Schreibens und führt an sich zu gar nichts als eben zur optimierten Platzierung bei Google?

  • Das ist der Grund, warum ich mit meinen Reiseblogs aufgehört habe.


    Alles war nur noch für die Suchmaschine. Wenn Google dich nicht findet, wenn du kein "Following" über soziale Medien aufbauen kannst, schreibst du ins Nichts hinein und wirst nicht gelesen. Am Ende waren es nur noch "10 Tipps für Rom" oder "Warum man besser nicht trampen sollte" oder "Plane deinen Roadtrip", ganz einfach, weil diese Begriffe gesucht werden und man entsprechend optimieren muss, um die Konkurrenz auszuschalten. Das hat keinen Spaß mehr gemacht.


    Auf die Strecke blieb echte Kreativität. Geschichten. Erlebnisse. Ich kann jedem nur davon abraten einen Reiseblog zu schreiben, einzig, um seine Reiseerlebnisse zu teilen. Ganz gleich, wie gut man schreibt und erzählen kann. Wer den Blog nicht von vornherein kennt, wird es nicht lesen.


    Ich hatte da mal ein interessantes Gespräch mit einem amerikanischen Reisejournalisten, der überhaupt nichts von SEO verstanden hat. Ihm ging es - ganz richtig - um die Menschen, die er unterwegs traf, die Message, die er verbreiten wollte, um deren Leben zu verbessern, die Stimmung, die er transportieren wollte. NICHTS davon ist für das heutige Internet geeignet. Vor 20 Jahren ja, heute nein. Sehr schade.


    Andererseits, jetzt schreibe ich halt Romane. Auch ok. :streichel1

  • Um auf die Klappentexte einzugehen. Bei Amazon ein nicht unerheblicher Faktor, um gefunden zu werden, wenn ich recht informiert bin.


    Inwieweit Google Klappentexte in den Shops durchstöbert, weiß ich nicht. Glücklicherweise gibt es auch noch Rezensionen, Buchblogger, Zeitungsartikel usw. - Google wird ja auch immer schlauer. Also vielleicht können die sich mittlerweile ein stimmiges Gesamtbild aus dem Ganzen zusammensuchen. Wer weiß.

  • Da gibt seit langer Zeit eine Menge Möglichkeiten (die mittlerweile aber auch dazu führen, dass man ganz unten landet, weil sie als unfair be- und erkannt worden sind). Beispielsweise kann man ja zu jedem Bild, das man in seine Seite einbaut, Meta-Tags schreiben. Teilweise wurden dann Unmengen von Schlagwörtern zu jedem Bild kreiert, wobei "Bild" ein einzelnes Pixel in der Hintergrundfarbe sein konnte, und davon dann eben tausende. Oder man schrieb mit weißer Schrift auf weißem Grund einen Text voller Schlagwörter bzw. nur noch die Schlagwörter.


    Mittlerweile haben sich die Tricks geändert, aber als Normalsterblicher ohne große Ahnung von SEO hat man heutzutage keine Chance mehr, da noch irgendwie nach oben zu kommen. Schlagwörter allein bringen es schon lange nicht mehr.

  • Die Idee für diesen Thread entstand wohl gestern Abend bei uns am Küchentisch. Ich schreibe gerade einen Fachartikel, reichte vorab die gewünschte Gliederung ein und erhielt zur Antwort: In Kürze melde sich das SEO-Team bei mir. Nicht nur zu den Keywords in H2 und H3, sondern inhaltlich.


    Und als ich an besagtem Küchentisch einen Hustenanfall bekam, entwickelte ich eine Dystopie: Dass wir in (fernerer) Zukunft ganze Romane nur noch SEO-optimiert schreiben. Nicht nur die Waschzettel. Den ganzen Inhalt. Alles. Damit's Google gefällt, wenn die auch das letzte Buch digitalisiert haben. Ist, glaube ich, weniger Science Fiction als Jules Verne seinerzeit.


    Der Typ vom SEO-Team war total nett. Und er sagte auch, dass die Keywords oft fachlich gar keinen Sinn ergeben - aber die Leute suchen halt damit. Warum sollte dieser Kelch an der Belletristik vorbeigehen?

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Mittlerweile haben sich die Tricks geändert, aber als Normalsterblicher ohne große Ahnung von SEO hat man heutzutage keine Chance mehr, da noch irgendwie nach oben zu kommen. Schlagwörter allein bringen es schon lange nicht mehr.

    Das Gegenteil ist der Fall. Diese "technischen" Tricks hat Google im Laufe der Zeit in einem Katz-und-Maus-Spiel ausgemerzt. Heute geht es vor allem um die Verwendung der richtigen Begriffe in günstiger Verteilung, eine leichte Lesbarkeit, eine sinnvolle Gliederung, usw. Zum Glück geht es nicht mehr darum, eine Webseite voll zu schreiben mit weißer Schrift auf weißem Grund, Pixeltricks, Keyword-Stuffing, Link-Farming und ähnliches. So gesehen, hat es sich also gebessert. Selbst ein Normalsterblicher kann einen SEO-freundlichen Text verfassen, wenn er ein paar logische Grundregeln befolgt. Jedes Kind könnte es erlernen, so wie man auch das Schreiben anderer Textarten erlernen kann.

  • Das Gegenteil ist der Fall. Diese "technischen" Tricks hat Google im Laufe der Zeit in einem Katz-und-Maus-Spiel ausgemerzt. Heute geht es vor allem um die Verwendung der richtigen Begriffe in günstiger Verteilung, eine leichte Lesbarkeit, eine sinnvolle Gliederung, usw. Zum Glück geht es nicht mehr darum, eine Webseite voll zu schreiben mit weißer Schrift auf weißem Grund, Pixeltricks, Keyword-Stuffing, Link-Farming und ähnliches. So gesehen, hat es sich also gebessert. Selbst ein Normalsterblicher kann einen SEO-freundlichen Text verfassen, wenn er ein paar logische Grundregeln befolgt. Jedes Kind könnte es erlernen, so wie man auch das Schreiben anderer Textarten erlernen kann.

    Ich schrieb ja oben, dass diese technischen Tricks zum Glück mittlerweile bekannt sind und eher zu einer schlechteren Positionierung führen.


    Der Typ vom SEO-Team war total nett. Und er sagte auch, dass die Keywords oft fachlich gar keinen Sinn ergeben - aber die Leute suchen halt damit. Warum sollte dieser Kelch an der Belletristik vorbeigehen?

    Das klingt jetzt allerdings nicht so, als hätten die Schlagwörter noch viel mit dem Text zu tun. Insofern ...

  • Ich glaube, es kommt darauf an, mit welchem Zweck man diese Schlagwörter einsetzt. Ich arbeite ja viel für eine PR-Agentur. Die Texter dort verwenden die schon sehr kontextgebunden und können sie auch geschickt in ihre Texte einbinden. Sie haben sich auch ausschließlich auf Online-Texten spezialisiert.


    Ich finde nur die Vorstellung so erschreckend, dass das inzwischen von JEDEM verwendet werden muss, auch von Fachmagazinen wie dem, für das Alexander schreibt. Was macht man denn, wenn man ein Thema hat, das die gefragtesten Schlagworte gar nicht braucht? Die Magazine sind darauf angewiesen, möglichst oft aufgerufen zu werden, schon alleine, weil sie nur dann Werbekunden gewinnen können.


    Oder eben Buchautoren: Müssen Klappentexte irgendwann nur noch SEO-optimiert sein? Und weiter gedacht: Darf man irgendwann nur noch Texte schreiben, die möglichst gut bei Google zu finden sind. Führt das nicht letztlich zu einer Reduktion des Themenangebots?


    Ich bin mir da einfach nicht sicher.

  • Ich kenne das Thema von unserer Marketingabteilung. Als Unternehmen möchte man natürlich möglichst schnell gefunden werden und je weiter oben man in der Suche auftaucht, desto besser.


    Ich kann deine Bedenken verstehen, aber vielleicht auch nur, weil ich nicht in der Marketingabteilung arbeite und mich damit nicht auskenne. Vielleicht wird die Vielfalt der Texte gar nicht beeinträchtigt, aber es klingt leider schon danach. :/

  • Das Wichtigste für einen Internetauftritt ist der Content. Umso mehr umso besser. Ohne helfen die tollsten Schlagwörter nichts. Die würde ich eher als sinnvolles Extra ansehen, wenn Inhalte vorhanden sind. Außerdem sind Verlinkungen von und zu anderen Seiten ebenfalls essenziell für das Suchmaschinen Ranking.

  • Hallo Christian,


    ja und nein.

    Wenn ich da die Agentur anschaue, für die ich selber arbeite, dann achten die bei der Auswahl ihrer Texter besonders darauf, wie vertraut sie bereits mit dem SEO-Verfahren sind. Anscheinend spielt das eine mindestens so wichtige Rolle wie die Fähigkeiten, guten Content zu schreiben. Die Menge des Contents ist sicher auch entscheidend. Ich bekomme aber zunehmend mit, welche Rolle die richtige Verschlagwortung spielt.


    Das geht ja sogar so weit, dass bestimmte Schlagworte in einer bestimmten prozentualen Häufigkeit (gerechnet auf die Gesamtmenge der Wörter im Text) vorkommen müssen.