Good Bye Senor Mouse

  • Ich muss so ungefähr vierzehn Jahre alt gewesen sein, da habe ich mir aus dem Plattenschrank meiner Eltern eine LP gemopst, die die irgendwann von einem Freund geschenkt bekommen und sowieso nie gehört haben. Wahrscheinlich wollte ich wissen, was ein Typ, der offensichtlich so wenig Angst hat, sich lächerlich zu machen, dass er sich sogar in den megacoolen 80ern als Torero mit Rüschen und allem Pipapo für das Cover ablichten lässt, für Musik macht.


    Das war meine erste Begegnung mit Chick Corea. Das Doppelalbum hieß „My Spanish Heart“. Ich habe die Platte für mehrere Monate in Endlosschleife laufen gehabt, wahrscheinlich hat mir Chick Corea etwas zu früh die Tür zum Jazz aufgestoßen und mir damit leider auch jede Chance auf eine anständige Clique in der Schule genommen. Für Limahl und diese Leute war ich verdorben.




    Chick Corea hat mich auch später begleitet, auch wenn mir irgendwann in den 90ern klar geworden ist, wer dieser komische Ron Hubbard ist, bei dem er sich auf den Plattencovern immer bedankt. Armando "Chick" Corea war ein virtuoses, verrücktes Spielkind, der immer wieder neue Sachen ausprobiert hat, bei dem es nie langweilig wurde.




    Heute lese ich in der Zeitung, dass er gestern von uns gegangen ist.


    Rest in Peace Senor Mouse.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

    Einmal editiert, zuletzt von Marvin ()

  • 1973 bin ich von zu Hause ausgezogen und gleich in eine andere Stadt um dort die FO12 zu besuchen. In meiner Heimatstadt war die Klasse voll. Erstes Mal von zu Hause weg, zusammen mit einem Klassenkameraden ein »Häuschen« bezogen, ein schmales Gebäude, das zwischen zwei andere Häuse gequetschwar und im Grunde nur zwei Zimmer hatte: eins in der Mitte und eins oben. Unten war der Eingang und eine Treppe - sonst nichts. Ach ja, kleines Bad mit Dusche und Miniküche gabs auch noch. Das Zusammenleben war nicht so einfach, weil mein WG Partner ständig kiffte. Aber wir hatten viel Besuch und der brachte auch immer Platten mit. Als einmal »Return to Forever« aufgelegt wurde, war ich von den Socken. Das war mal Jazz, wie ich ihn vorher noch nie gehört hatte. Ich kannte den Musiker zwar von Miles Davis Platten, aber das war nun eine ganz neue Musik.


    Die Platte selbst hatte ich nie, aber die Musik habe ich als mp3 auf dem Rechner und höre sie ab und an noch. Dafür kaufte ich mir zehn Jahre später die »Lyrik Suite for Sextet«, aufgenommen zusammen mit Gary Burton (Vibrafon) und Streichquartett. Diese Platte steht immer noch in meinem Regal und wird dann und wann vorgezogen. Diese Komposition wird inzwischen auch von anderen aufgeführt, hat sich sozusagen als »klassisches Repertoire« bewährt:


    Ein Stück, dass aus dem Musikleben ebenfalls nicht mehr wegzudenken ist, ist »Spain«, das ja auch von diversen Musikern rauf und runtergedudelt wird und bei dem C.C. gehörig geklaut hat.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • "My Spanish Heart" habe ich auch rauf und runter gehört.


    Anfang der 90er war Corea mit seiner Akoustic Band unterwegs, mit John Patitucci am Bass und Dave Weckl am Schlagzeug. Damals durfte ihn auf einem Jazz-Festival hören. Nach einer Stunde war Coreas Steinway wohl minimal verstimmt. Ich behaupte: Außer dem Pianisten hat das kein Schwein gehört oder gar gestört. Corea wollte aber so nicht weiterspielen und verließ die Bühne. Wie ich im Nachhinein mitbekam, soll er den Veranstalter aufgefordert haben, das Publikum aus dem Saal zu schmeißen, damit der Klavierstimmer seine Arbeit machen kann, und erst dann wieder einzulassen. Der Veranstalter soll sinngemäß etwas gesagt haben wie: "Das kannst du nicht bringen, Alter!" Jedenfalls kam dann der Klavierstimmer auf die Bühne und bat uns, mucksmäuschenstill zu sein, weil Corea sonst das Konzert abbreche.


    Er kam dann wieder und spielte. Und das Konzert war saugeil. Eines der besten, das ich gehört habe. (Und die Konkurrenz ist nicht klein.)

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)