Sylvia Plath: Die Glasglocke

  • 1963 begeht Sylvia Plath mit 31 Jahren Selbstmord. Das ist, wenn man so möchte, der Schlussakt, den der zu guten Teilen autobiografische Roman nicht mehr erzählt. Dort endet es damit, dass Esther Greenwood, die Ich-Erzählerin, aus der psychiatrischen Anstalt entlassen wird. Vorher absolviert sie ein Voluntariat bei einem Modemagazin, versinkt in der Bedeutungslosigkeit, die das Leben für sie als Frau bereithält, versucht ihre Jungfräulichkeit loszuwerden, begeht einen Selbstmordversuch, wird Opfer einer Elektroschocktherapie, probiert in das Leben zurückzufinden. Mehr über den Inhalt kann man leicht in einem relativ umfangreichen Wikipedia-Artikel zu dem Roman erfahren.

    Wieder komm ich hier mit ner ollen Kamelle. Dennoch würde ich das schmale Bändchen (262 Seiten) ins Regalabteil „lesenswert“ stellen. Nicht nur wegen der berührenden Geschichte, sondern auch wegen der Sprache, die sich selbst in der Übersetzung gut liest. Auch unbedeutende Begebenheiten beleuchtet die Autorin mit dem Licht ihrer feinen Metaphern und Vergleiche: „Der Motor begann ein Gebrumm, das sich auf knirschendem Kies davonschlich und schließlich in der Ferne verklang.“

    Anderes Beispiel: „Jedesmal, wenn ich mich zu konzentrieren versuchte, glitten meine Gedanken wie Eisläufer in einen großen leeren Raum hinaus und drehten dort verloren ihre Pirouetten.“


    Sagte ich ‚berührend‘? Sagte ich wohl. Ich sollte aber auch hinzufügen: bedrückend. Es ist die Erzählweise, die dem Leser berührend-bedrückend auf die Pelle rückt. Paradoxerweise liegt das aber gerade an der seltsamen Distanziertheit der Erzählweise. Es ist oft so, als stünde die Ich-Erzählerin ihrem eigenen Leben quasi entrückt gegenüber. Selbst der Horror der Elektroschocktherapie wird lakonisch-beobachtend dargeboten, ohne Erwähnung von Gefühlen oder Schmerzen: „Doktor Gordon befestigte zwei Metallplatten an beiden Seiten meines Kopfes. Mit einem Band, das sich mir in die Stirn einschnitt, schnallte er sie fest und gab mir einen Draht zu beißen.

    Ich schloß die Augen.

    Es trat eine kurze Stille ein, wie ein Atemanhalten.

    Dann kam etwas über mich und packte und schüttelte mich, als ginge die Welt unter. Wii-ii-ii-ii-ii-ii schrillte es durch blau flackerndes Licht, und bei jedem Blitz durchfuhr mich ein gewaltiger Ruck, bis ich glaubte, mir würden die Knochen brechen und das Mark würde mir herausgequetscht wie aus einer zerfasernden Pflanze.

    Ich fragte mich, was ich Schreckliches getan hatte.“


    Wer einen spannenden Plot sucht, wird allerdings nicht fündig werden.