Mal wieder ein Thema von mir, das sich nicht mit Internetproblemen, sondern tatsächlich mit Büchern beschäftigt.
Ich lese gerade die Kriegstagebücher von Astrid Lindgren ("Die Menschheit hat den Verstand verloren") und bin fasziniert von dem Gegensatz, den sie bilden zu all den Kinderbüchern, die eine zumindest in weiten Teilen eher "heile Welt" darstellen. Klar war Frau Lindgren nie naiv, diese zwei Seiten derselben Autorin sind trotzdem sehr fesselnd. Und natürlich ist die Welt in ihren Kinderbüchern nicht nur "heile", wenn man z. B. an die "Brüder Löwenherz" denkt. Aber "Wir Kinder aus Bullerbü" zeichnet ja wirklich eine Småland-Idylle, wie sie das Schwedenbild vieler bis heute prägt. "Karlsson von Dach" ist für mich übrigens auch nicht so sehr eine "heile Welt" als vor allem eine wunderbare Geschichte über jemanden, der das Spießbürgertum nach allen Regeln der Kunst aufmischt.
Frau Lindgren wurde allerdings nie vorgeworfen, eine "Heile-Welt-Autorin" zu sein. Einem anderen dagegen schon: Otfried Preußler. Obwohl auch der "Krabat" eher vom Verlust der Freiheit, von Macht und Diktatur erzählt. Aber gegen seine Kinderbücher wie die "Kleine Hexe" oder den "Kleinen Wassermann" wurde dieser Vorwurf erhoben: Er gaukle den Kindern vor, unsere Welt sei friedlich, malerisch und schön.
Überraschenderweise hat er bei allem Erfolg, den er international hatte, diesen Vorwurf nie verschmerzt. Und er hat dagegen gehalten, Kinder brauchten im Gegenteil in ihrer Kindheit genau diese Welt. als seelisches Rüstzeug gegen alles, womit sie später als Erwachsene ohnehin konfrontiert würden.
Wie seht Ihr das?
Und, Kristin, falls Du das hier liest: Sind die Kinderbuchklassiker (Lindgren, Preußler, Ende, ...) eigentlich nach wie vor gefragt im Buchhandel? Wir haben sie unserem Sohn damals noch alle vorgelesen und er hat sie geliebt. Was beweist, dass sie über die Jahrzehnte nichts von ihrem Reiz eingebüßt haben.