Literatur zur Stärkung des Schreibmuskels

  • Und auf Hans-Ulrich Treichel verweise ich noch mal. Insbesondere sein Buch "Antolin" finde ich nach wie vor beachtenswert. Er greift ein Thema auf, das er zuvor schon in "Der Verlorene" und "Menschenflug" behandelt hatte, kommt in diesem Buch aber endlich auf den Punkt. Man muss die beiden vorherigen Bücher nicht gelesen haben. Es war auch mein erstes. Den Verlorenen habe ich erst später gelesen und fand es angesichts meienr Leseerfahrung mit Antolin eher schwächer, aber das kann natürlich auch an der Perspektive gelegen habe. Wenn ich es zuerst geleesen hätte, wäre es mir möglicherweise positiver im Bewußtsein geblieben.


    ASIN/ISBN: 3518460765


    Noch besser fand ich "Tristanakkord", stilistisch gesehen jedenfalls.


    ASIN/ISBN: 3518398032

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Übersetzung oder nicht, finde ich in dem Zusammenhang egal. Wenn dir T.Mann nicht behagt, bist du aber auch schwierig.

    Treichel z.B. wäre mir sicher nicht eingefallen.

    Nabokov, Foer. Oder auch Max Goldt, Stanisic. Einen sehr eigenen Sound hat auch Meyerhoff.

    Kehlmann und Glavinic schreiben ja nu auch nicht so übel, heißt es.

    Den Thomas Mann Kult werde ich nie verstehen, der muss einer besonders gründlichen Gehirnwäsche des deutschen Bildungssystems obliegen. Man stelle sich vor, sowas lieferte einer in der BT- Runde ab:


    Zitat von Thomas Mann Zauberberg

    Dem einzelnen Menschen mögen mancherlei persönliche Ziele, Zwecke, Hoffnungen, Aussichten vor Augen schweben, aus denen er den Impuls zu hoher Anstrengung und Tätigkeit schöpft; wenn das Unpersönliche um ihn her, die Zeit selbst der Hoffnungen und Aussichten bei aller äußeren Regsamkeit im Grunde entbehrt, wenn sie sich ihm als hoffnungslos, aussichtslos und ratlos heimlich zu erkennen gibt und der bewußt oder unbewußt gestellten, aber doch irgendwie gestellten Frage nach einem letzten, mehr als persönlichen, unbedingten Sinn aller Anstrengung und Tätigkeit ein hohles Schweigen entgegensetzt, so wird gerade in Fällen redlicheren Menschentums eine gewisse lähmende Wirkung solches Sachverhalts fast unausbleiblich sein, die sich auf dem Wege über das Seelisch-Sittliche geradezu auf das physische und organische Teil des Individuums erstrecken mag.


    Von Bolye (den alten Werken) kann man auf jeden Fall geniale Vergleiche lernen.

  • Nifl du musst bedenken, dass der Zauberberg 100 Jahre alt ist. Davon abgesehen, dass Thomas Mann einen deutlich schwülstigeren Stil hatte als sein Bruder Heinrich, war sowohl der Sprach- als auch Schreibstil von damals ein deutlich anderer als heute.

    Außerdem ist Thomas wegen seiner ellenlangen verschachtelten Sätze sowohl berühmt wie berüchtigt.

  • Nifl du musst bedenken, dass der Zauberberg 100 Jahre alt ist. Davon abgesehen, dass Thomas Mann einen deutlich schwülstigeren Stil hatte als sein Bruder Heinrich, war sowohl der Sprach- als auch Schreibstil von damals ein deutlich anderer als heute außerdem ist Thomas wegen seiner ellenlangen verschachtelten Sätze sowohl berühmt wie berüchtigt.

    Hi Ben,

    Kafkas Werke sind ebenso alt, aber stilistisch heute noch (für mich) brillant. Also das ist kein Argument. Wer Schwulst noch als Maßstab propagiert, hat entweder keine Ahnung, oder er plappert nur nach. Mich dünkt, das ist eine landestypische Eigenschaft, weil er als gesichert gilt in der Literaturwelt, ist man vermeintlich unangreifbar. Ich sage, selbst denken, lesen, Hirn einschalten.

  • Den Thomas Mann Kult werde ich nie verstehen, der muss einer besonders gründlichen Gehirnwäsche des deutschen Bildungssystems obliegen. Man stelle sich vor, sowas lieferte einer in der BT- Runde ab:

    Ich nenne das die Sprache der Weimarer Republik, die uns in der Zeit des Nationalsozialismus ausgetrieben wurde. Es gab in der Bundesrepublik noch Autoren, die über die Emigration hinaus an dieser Sprache festhielten, wie zum Beispiel (wenn ich noch mal Werbung für den 42er-Blog machen darf:) Peter Weiss.

    Ob eine besonders gründliche Gehirnwäsche des deutschen Bildungssystem ausreicht, die Erinnerung an diese (etwas gemein gesagt: ) "Bügelfaltenprosa" (Alfred Döblin) wachzuhalten, bezweifle ich. Wenn es keine Autoren mehr gibt, die mit ähnlich feiner Ironie schreiben, gibt es bald auch keine Leser mehr, die Vergnügen daran finden. Ein Teufelskreis.

    Aber wie Thomas Mann kann man meines Erachtens nur schreiben, wenn man einen entsprechenden Freundes- und Familienkreis hat, in dem auch so gesprochen und diskutiert wird.

    Ich lerne von meiner Nachbarschaft. Meine Prosa orientiert sich am neuesten Stand der Sprache aus meinem Stadtteil.

  • Hi Ben,

    Kafkas Werke sind ebenso alt, aber stilistisch heute noch (für mich) brillant. Also das ist kein Argument. Wer Schwulst noch als Maßstab propagiert, hat entweder keine Ahnung, oder er plappert nur nach. Mich dünkt, das ist eine landestypische Eigenschaft, weil er als gesichert gilt in der Literaturwelt, ist man vermeintlich unangreifbar. Ich sage, selbst denken, lesen, Hirn einschalten.

    Was verstehst du unter landestypischer Eigenschaft? Ich hab doch klar gemacht, dass Thomas allein im Vergleich zum älteren Bruder Heinrich einen ausgesprochen manierierten Stil hatte. Thomas Mann sollte man nicht als Vergleich zu irgendwas heranziehen. Wenn man's aber tut, muss man eben die von mir genannten Voraussetzungen berücksichtigen.

    Fontane, der ja noch 30 Jahre vor Mann seine Effie Briest veröffentlichte, hat zwar auch einen zeittypischen, aber dennoch lesbaren Stil.

  • bei den 42ern bestimmt auch schon hundertmal)

    Nö. 8)


    Der Stil hatte seine Zeit, und ich lese Mann immer noch gerne, hin und wieder (zwischen dem "Hin" und dem "Wieder" können allerdings ein paar Jahre liegen), aber heutzutage schreiben nur noch wenige so, und er ist für das erzählende literarische Schreiben auch keine Referenz mehr.

  • Ben, geht ja nicht gegen dich, aber fast in jeder Literaturdiskussion (bei den 42ern bestimmt auch schon hundertmal) wird T. Mann als Referenz gehandelt, das geht mir dermaßen auf die Nerven, also entschuldigt meinen impulsiven Ausbruch.

    Ich hab ja Thomas Mann nicht als Referenz genannt, sondern nur auf die Probleme die auch ich mit ihm habe hingewiesen. Es war ja wohl tortitch, der schrieb: "Wenn dir T.Mann nicht behagt, bist du aber auch schwierig."

  • heutzutage schreiben nur noch wenige so (wie Thomas Mann, PS), und er ist für das erzählende literarische Schreiben auch keine Referenz mehr.

    Na, dann ist er ja für den Zweck, um den es hier geht, außen vor.


    Ich lese den Witzel übrigens gerade mit großem Vergnügen. Was aber auch daran liegt, dass er mich stark an die eigene Kindheit erinnert. Daher bin ich mir nicht sicher, ob er auch für Leute geeignet ist, die jünger als 50 sind.

    „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

    Samuel Beckett (1906–1989)

  • Noch einmal zu meiner Frage, was ihr unter analysierendem Lesen versteht. (Ich lebe grundsätzlich nach der Devise, dass keine Frage zu peinlich ist.)

    „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

    Samuel Beckett (1906–1989)