Vorwarnen und aufoktroyieren = Tautologien?

  • Hier vorschnell zu behaupten, das sei ein "Fehler" oder der Sprecher sei "ungebildet", ist unseriös.

    Vorschnell? :/

  • Ist nix zum Verstehen. Eine Hausfrau hat das im Gefühl! ;)

    Finde ich gut, diesen intuitiven Gebrauch von Sprache.


    Man kann diesen Punkt aber auch explizieren: Vorwarnungen beziehen sich auf eine potenzielle, Warnungen auf eine akute Gefahr. - Es ist zwar auch möglich, vor einer potenziellen Gefahr zu warnen, aber die "Vorwarnung" schafft die Möglichkeit, den Sachverhalt kürzer auszudrücken.

    „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

    Samuel Beckett (1906–1989)

  • Meine These lautet jetzt, dass sich dieses Wort gerade in den Wortschatz unserer Standardsprache eingepflegt

    Njaa, das ist bestimmt so. Wie bei vielen anderen Wörtern ebenfalls. Aufoktroyieren zum Beispiel. Oder Handy. Was ja nicht bedeutet, dass es sprachlich korrekt ist, sondern nur, dass es umgangssprachlich verwendet wird. Und Wörter die aus der Umgangssprache verschwunden sind, werden aus dem Duden gelöscht.

    Was wiederum nicht bedeutet, dass ich das eine Wort verwenden muss und das andere nicht mehr verwenden darf.

  • Eine Warnung ist ein Hinweis auf mögliches Geschehen, das bald stattfindet. Es ist bei Warnungen immanent, dass sie vor dem Geschehen ausgesprochen werden, sonst wären sie keine Warnungen - darauf will Ben hinaus, und damit hat er prinzipiell vollständig recht. Und eigentlich auch damit, dass eine "Vorwarnung" mehr oder weniger* eine Tautologie ist, da das Verb "warnen" impliziert, dass Warngeschehen vor dem Objekt der Warnung einzutreten hat. (Über den Unterschied zwischen Tautologien und Pleonasmen ist hier schon einiges gesagt worden, deshalb erspare ich mir das. Wobei. Erspare? :/)


    Und trotzdem sind diese sprachpuristischen Hinweise unsinnig. Das Verb "vorwarnen" hat sich ja nicht durchgesetzt, weil die Idioten das Sagen hatten (das haben sie ja immer), sondern weil es eine Notwendigkeit gab, ein zusätzliches Verb zu schaffen, das eine andere Aussage mit sich bringt als die vorherige Form. Ja, ich sehe die Dozenten in den Journalismusschulen und Publizistikseminaren vor mir, wie sie mit großer Geste erklären, dass ein schlechter Journalist ist, wer dies oder jenes macht, wobei jeder Dozent eine andere Unart missbilligt. Allein, man ist meiner Überzeugung nach erstens kein schlechter Journalist, wenn man sich im Sprachgebrauch auch am Alltag orientiert, und zweitens - siehe oben.


    (* mit dem Begriff "Tautologie" hat er jedoch unrecht, da es sich bei "vor" und "warnen" nicht um eine Ansammlung gleichbedeutender Wörter handelt)

  • Eine Warnung ist ein Hinweis auf mögliches Geschehen, das bald stattfindet. Es ist bei Warnungen immanent, dass sie vor dem Geschehen ausgesprochen werden, sonst wären sie keine Warnungen - darauf will Ben hinaus, und damit hat er prinzipiell vollständig recht. Und eigentlich auch damit, dass eine "Vorwarnung" mehr oder weniger* eine Tautologie ist, da das Verb "warnen" impliziert, dass Warngeschehen vor dem Objekt der Warnung einzutreten hat. (Über den Unterschied zwischen Tautologien und Pleonasmen ist hier schon einiges gesagt worden, deshalb erspare ich mir das. Wobei. Erspare? :/)


    Und trotzdem sind diese sprachpuristischen Hinweise unsinnig. Das Verb "vorwarnen" hat sich ja nicht durchgesetzt, weil die Idioten das Sagen hatten (das haben sie ja immer), sondern weil es eine Notwendigkeit gab, ein zusätzliches Verb zu schaffen, das eine andere Aussage mit sich bringt als die vorherige Form. Ja, ich sehe die Dozenten in den Journalismusschulen und Publizistikseminaren vor mir, wie sie mit großer Geste erklären, dass ein schlechter Journalist ist, wer dies oder jenes macht, wobei jeder Dozent eine andere Unart missbilligt. Allein, man ist meiner Überzeugung nach erstens kein schlechter Journalist, wenn man sich im Sprachgebrauch auch am Alltag orientiert, und zweitens - siehe oben.


    (* mit dem Begriff "Tautologie" hat er jedoch unrecht, da es sich bei "vor" und "warnen" nicht um eine Ansammlung gleichbedeutender Wörter handelt)

    Ich will jetzt kein neues Fass aufmachen, aber guter und schlechter Journalismus orientieren sich nicht am Gebrauch der Sprache. Es gibt unter den Journalisten schlechte Schreiber, die gute Journalisten sind und schlechte Journalisten, die wiederum gute Schreiber sind.

    Das nur am Rande.

  • Ein guter Journalist schreibt textsortengerecht, die Textsorte regelt den Sprachgebrauch. Das Wort Textsorte ist aber für einige Journalisten heutzutage nicht mehr im Duden aufzufinden (zu finden)?


    Zum Vorwarnen: Geschieht meiner Meinung nach dann, wenn die Gefahr unwiderruflich eintreten wird, man sie durch Vorsichtsmaßnahmen nur abmildern oder sich in Sicherheit bringen kann. Eine Warnung ist es dann, wenn ich durch mein eigenes Verhalten den Eintritt der Gefahrensituation verhindern könnte. Warnung vor dem Hunde - Ich muss das fremde Grundstück ja nicht betreten. Aber mein Haus steht vielleicht im Tsunamigebiet.


    Tom: Ich erspare EUCH die Geschichte, indem ich MIR weitere Wörter/Worte spare. ;-)

  • Ein guter Journalist schreibt textsortengerecht, die Textsorte regelt den Sprachgebrauch. Das Wort Textsorte ist aber für einige Journalisten heutzutage nicht mehr im Duden aufzufinden (zu finden)?

    Tun das Autoren nicht aus? Roman, Erzählung, Novelle, Kurzgeschichte, Fabel.

    Vergleichbar im Journalismus Reportage, Nachricht, Kommentar.

  • Genau. Heutzutage hat man aber z.B. den Eindruck, dass einige Journalisten den Unterschied zwischen Kommentar und Bericht nicht mehr kennen. (Wobei ich nicht abstreiten will, dass einige Romane, die in Buchhandlungen herumliegen, eigentlich auch nur verlängerte Heftromane sind).

    Egal. Textsorten sollten jedenfalls beide kennen. Und im günstigsten Fall beherrschen.

  • Ich erspare EUCH die Geschichte, indem ich MIR weitere Wörter/Worte spare.

    Womit ich mir das ganze auch erspare. 8)