H.G. Wells - Krieg der Welten

  • Der Roman "Krieg der Welten" von H.G. Wells, der 1898 veröffentlich wurde, ist ein Klassiker und Urgestein der Science-Fiction Literatur. Neben u.a. Jules Verne zählt Wells zu den Pionieren des modernen Sci-Fi Genres. Mit seinem Roman begründet er nicht nur das moderne Märchen des "Marsmännchens" (auch wenn seine Marsleute nicht grün sind) und schafft mit ihm den ersten Roman, der eine Invasion der Erde durch Außerirdische zum Thema hat. Auch sehr bekannt ist das nach diesem Werk geschaffene Hörspiel, das 1938 im Radio übertragen wurde und die Menschen in Angst und Schrecken versetzte.


    "Krieg der Welten" handelt von einem jungen gelehrten Mann, der dem Leser von seiner Erfahrung mit der Invasion durch die Bewohner des Planeten Mars berichtet. In England, unweit von London, aber doch mitten auf dem Land, schlagen nach und nach Kapseln auf der Erde ein. Kurz zuvor hatte man sie noch für Geschosse gehalten, denn man hatte beobachten können, wie etwas vom Mars aus abgeschossen wurde und glühend durch den Weltraum raste.

    Wells Protagonist berichtet von der Flucht und dem Überlebenskampf der Menschen und beschreibt dabei die technische und evolutionäre Überlegenheit der "Marsleute".


    Mehr Inhaltsangabe kriege ich gerade nicht hin, ohne wertend zu werden und ohne etwas zu verraten. Ein paar Sachen und Gedanken zu diesem herausragenden Werk muss ich allerdings loswerden:

    Ich habe "Krieg der Welten" spontan gekauft, weil ich schon lange einmal Science-Fiction lesen wollte und mir dann dachte, dass man doch mit einem Klassiker einsteigen könnte. Und ich muss sagen, dass ich ein "so altes Buch" selten so schnell durch hatte und verschlungen habe. =O Natürlich gleicht der Stil keinem modernen Psycho-Thriller, trotzdem musste ich unbedingt wissen, was als nächstes passiert. Spannend fand ich dabei besonders die Ausführungen von Wells zu den Marsleuten und ihrer "Technik". Viele der Punkte, die er dabei angeführt hat (z.B. die unterschiedliche Schwerkraft auf den zwei Planeten und die daraus resultierende Problematik für die Marsianer) waren genau die, die mir auch eingefallen wären, weshalb ich das recht plötzliche Ende (das ich nicht verraten werde) sehr schlüssig finde. Ich - von einem 120 Jahre in der Zukunft liegenden Standpunkt aus - finde Wells' Ideen zu der Technik der Marsianer zwar ziemlich ulkig, muss ihm aber zugestehen, dass er damit tatsächlich ein paar Sachen vorhergesagt hat, die später so ähnlich existiert haben. Beispielsweise haben die Marsianer eine Art schwarzen Nebel/Rauch, den sie nutzen, um Menschen systematisch in ihren Dörfern zu ersticken; das hat mich nur zu sehr an die Gas-Massaker des 1. Weltkrieges erinnert.

    An manchen Ecken von Wells' Ideen wäre ich vielleicht noch ein Stück weiter gegangen (zumindest was die Marsianer angeht). Die Überlegungen des Artilleristen bezüglich der Zukunft der Menschheit und die geschickten Einwürfe des Protagonisten darüber, wie wir Tiere und die Welt behandeln, finde ich dafür umso treffender. Den Blick also auch auf uns selbst zu lenken, und zu überdenken, warum wir den Marsianern ihr Handeln als böse und grausam vorwerfen, ist extrem gut und gleichzeitig subtil gelungen.

    Sicher hätte ich mir das Buch an manchen Stellen "extremer" und "weiter gedacht" gewünscht, allerdings kann ich das einem Buch von 1898 nicht vorwerfen.


    Abschließend muss ich also sagen: 9 von 10 und eine absolute Lese-Empfehlung von mir, wenn man sich denn auf etwas Fantastisches/Fiktionales einlassen möchte. Meinen Horizont hat es auf jeden Fall erweitert.:saint:<3

  • 1897 erschien von Kurt Laßwitz der Roman "Auf zwei Planeten", auf der es ebenfalls eine Invasion der Marsbewohner auf der Erde gab. Die sah allerdings anders als bei Wells aus.


    ASIN/ISBN: 3940679267

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    Emanuel von Bodmann


  • Lasswitz hat ja eher eine friedliche Besetzung der Erde beschrieben, bei der die alles in allem doch eher freundlichen - und vor allem menschenähnlichen - Marsianer die Erde unter eine Art Erziehungsdikatur stellen wollten.


    Bei Wells handelt es sich um einen absoluten Völkermord und Vernichtungskrieg, bei dem sogar die irdische Flora und Fauna durch marsianische ersetzt werden sollen. Geschrieben hatte Wells das Buch unter dem Eindruck der Ausrottung der Ureinwohner Tasmaniens durch die Briten. Er wollte seinen Landsleuten damit den Spiegel vorhalten.


    Der"Krieg der Welten" ist eins der großen Werke der Weltliteratur, die auch mich sehr in den Bann ziehen. Und das schon seit langem. So weit ich weiß, gibt es davon bis heute nur die sehr in die Jahre gekommene Schweizer Übersetzung aus dem Diogenes-Verlag ("Schwämme" als Pilze). Eine Neuübersetzung könnte dem Buch gut tun.


    Mein absoluter Favorit unter den Interpretationen - und mein eigentlicher Zugang zu dem Werk - ist das hörspiel-ähnliche "The War of the Worlds" von Jeff Wayne. Ein apokalyptisches Klangpanorama - ursprünglich als Doppel-LP erschienen -, das ca. zwei Stunden lang in den Bann zieht und dessen Melodiebögen einen viele Tage und Wochen lang nicht mehr los lassen. Früher konnte ich die LPs, später die CDs, stundenlang hören und habe sie dabei laufend umgedreht bzw. gewechselt.


    Dann gibt es noch ein Pastiche, das mir selbst sehr gefallen hat: "Sir Williams Maschine" von Christopher Priest, bei Heyne erschienen. Hierbei gerät ein Pärchen auf den Mars und muss erst die dortigen Zustände er- und überleben. Anschließend kommen die beiden im Zuge der Invasion mit einer der Marskapseln auf die Erde, wo sie wieder um ihr Leben fürchten müssen.


    Sämtliche Fortsetzungen - durchgehend von anderen Autoren wie Stephen Baxter ("Das Ende der Menschheit") oder die russsischen Strugatzki-Brüder ("Invasion") - entfernen sich zu weit vom Original. Von ihnen ist durchgehend abzuraten. Lediglich eine Pointen-Story, in der die Marsianer Paris einnehmen und dem Charme des Eiffelturms erliegen, den sie mit einem ihrer Weibchen verwechseln, hat einen gewissen Witz (veröffentlicht im Magazin of Fantasy and Science Fiction).


    Das Computerspiel "War of the Worlds" von 1996 hat seinen Reiz, wenn man auf so etwas steht. Es ist ebenfalls mit Musik von Jeff Wayne untermalt.


    Verfilmungen waren bisher durchgehend eine Enttäuschung. Vor allem, weil sie das Setting aus dem victorianischen England reißen und die Handlung in den Zeitraum der Entstehung des Films verlagern. Meistens brauchen die Marsianer dann "Schutzschilde" (wie man sie etwa aus Star Trek kennt), damit sie den modernen Waffen standhalten können. Es gibt allerdings einen recht neuen BBC-Film, den ich noch nicht gesehen habe, der das Ganze im Jahr 1905 spielen lässt. "The War of the Worlds - Krieg der Welten" mit Eleanor Tomlinson und Raff Spall. Den werde ich mir zu Weihnachten gönnen. In Rezensionen kommt er allerdings nicht allzu gut weg.


    Post-Cript: Ich habe gerade gesehen, dass es Neuübersetzungen gibt. Welche hast du denn gelesen, Caro;Papier?

    „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

    Samuel Beckett (1906–1989)

    3 Mal editiert, zuletzt von Peter S. ()

  • Lasswitz hat ja eher eine friedliche Besetzung der Erde beschrieben, bei der die alles in allem doch eher freundlichen - und vor allem menschenähnlichen - Marsianer die Erde unter eine Art Erziehungsdikatur stellen wollten.

    Ja, und genau deshalb finde ich Lasswitz Roman besser als den von Wells - womit ich jenen aber nicht abqualifiziere. Mir ging es nur darum, dass er nicht der erste war und auch nicht das Genre der Mars-Romane begründet hatte. Bereits 1895 schrieb der französische Autor André Laurie den Roman Un roman dans la planète Mars (deutsche Übersetzung im Lindenstruth Verlag). Bereits 1880 veröffentlichte Percy Greg den Roman "Across the Zodiac", in dem ein Raumschiff zum Mars flog und 1790 erschien der Roman "Reise eines Erdbewohners in den Mars" von Carl Ignaz Geiger.

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  • Ist nicht egal, wer's erfunden hat? Wichtiger ist doch, wer's gut gemacht hat. 8)

    Du meinst, so wie Jules Verne, der Romane von Laurie nahm, umschrieb und als seine veröffentlichte (z.B. "Der Südstern", oder "Die 500 Millionen der Begum") und dann als seine ausgab, ohne die Quelle zu nennen?! ;)

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  • Mir ging es nur darum, dass er nicht der erste war und auch nicht das Genre der Mars-Romane begründet hatte.

    Wenn das so ist, sollte jemand ganz schnell bei Diogenes anrufen und denen sagen, dass ihr Klappentext falsch ist;)


    Der"Krieg der Welten" ist eins der großen Werke der Weltliteratur, die auch mich sehr in den Bann ziehen. Und das schon seit langem. So weit ich weiß, gibt es davon bis heute nur die sehr in die Jahre gekommene Schweizer Übersetzung aus dem Diogenes-Verlag ("Schwämme" als Pilze). Eine Neuübersetzung könnte dem Buch gut tun.


    Post-Cript: Ich habe gerade gesehen, dass es Neuübersetzungen gibt. Welche hast du denn gelesen, Caro;Papier?

    Ich habe auch ein Diogenes Buch und vorne steht drin "Übersetzung erschien 1974" und "von G.A. Crüwell und Claudia Schmölders".

    Also ich habe zum größten Teil trotzdem verstanden, was gemeint ist:saint: An manchen Stellen waren * mit Begriffserklärungen in der Fußzeile und da hätte ich mir noch eins, zwei mehr von gewünscht.

  • Wenn das so ist, sollte jemand ganz schnell bei Diogenes anrufen und denen sagen, dass ihr Klappentext falsch ist;)

    Ach - Klappentexte. Da lohnt der Aufwand nicht. Die sind ja fast immer falsch. =)

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  • Die sind ja fast immer falsch.

    Oft sind sie nicht einmal am richtigen Buch, zu dem sie richtig falsch wären.