Sprachliche Fingerabdrücke

  • Falls Ihr mal in die Verlegenheit kommt, einen Erpresserbrief schreiben zu wollen - rein fiktional, versteht sich - oder auch darüber hinaus, wenn Ihr Euch für Sprache interessiert (was ich auf dieser Plattform voraussetze 🙂). Der Podcast „Die Sprache des Verbrechens“


    https://open.spotify.com/episo…si=3LdMD5lBQOmn5yXMRK7cjA


    beleuchtet Eigenheiten in schriftlichen Dokumenten. Sprache ist offenbar tief in Menschen verwurzelt: Selbst bei überdurchschnittlich hohem IQ soll es schwierig sein, sich komplett zu verstellen. So hat den sog. Unabomber u. a. der Gebrauch einer Redewendung verraten. Satzbau, grammatikalische Konstruktionen, Zeichensetzung, typische echte Fehler, konstruierte/vermeintliche Fehler ... Der Podcast legt dar, was Sprache über eine Person, in dem Fall über einen Täter, aussagen kann und wie er sich so mit dem, was er schreibt, doch auch immer bis zu einem gewissen Grad zeigt.


    Es gibt auch ein Buch von den beiden Podcastern, das ich aber nicht gelesen habe, weshalb ich es auch bei der Erwähnung belassen will.

  • Das Gerücht, der Unabomber habe sich durch seine sprachliche Individualität verraten, hält sich leider, ist aber falsch. Tatsächlich haben ihn seine absurden weltanschaulichen Ideen in seinen Briefen verraten. Die erkannte sein Bruder wieder und der hat seinen Verdacht damals dem FBI mitgeteilt.

    Kann man auch HIER nachlesen.

  • Das widerspricht sich überhaupt nicht. Dafür steht das „u. a.“ da. Und wer die Folge hört, dem erklärt es sich ausführlich. Das Sprichwort und die im Manifest vertretenen Ideen haben den Bruder dazu veranlasst, seinen Verdacht zu melden. Ohne den hätte die Sprachanalyse allein nicht zum Ziel geführt.

  • Das widerspricht sich überhaupt nicht. Dafür steht das „u. a.“ da. Und wer die Folge hört, dem erklärt es sich ausführlich. Das Sprichwort und die im Manifest vertretenen Ideen haben den Bruder dazu veranlasst, seinen Verdacht zu melden. Ohne den hätte die Sprachanalyse allein nicht zum Ziel geführt.

    Ich sage ja auch nicht, dass es sich widerspricht. Ich sage, es ist falsch. Denn sein Bruder hat in den Schreiben die schon früher im Familienkreis geäußerten kruden Ideen seines Bruder wiedererkannt. Erst nach der Festnahme des UNA-Bombers in einer abgelegene Waldhütte kamen die Sprachanalysten und belegten anhand gefundener schriftlicher Unterlagen, dass die Briefe tatsächlich

    von Theodore „Ted“ John Kaczynski geschrieben worden waren.


    Aber natürlich darf jeder glauben, woran er möchte.

  • Der Una-Bomber hat sich tatsächlich nicht durch sprachliche Eigenarten verraten. Aber trotzdem ist das eine interessante Sache, finde ich - und etwas, über das man tatsächlich nachdenken sollte, wenn man Erpresserbriefe schreibt. Der "GoogleTranslate"-Algorithmus arbeitet übrigens nicht mehr, wie wir das erwarten würden, mit Grammatikregeln und all diesem Zeug, sondern mit, man höre und staune, statistischen Methoden. Der Versuch, die Sprache zu erkennen und zu verstehen, wurde aufgegeben, und stattdessen sucht man in der ungeheuren Datenmenge, die zur Verfügung steht, nach vermeintlich passenden Übereinstimmungen. Da wir alle im Netz ebenfalls große Mengen an sprachlichen Daten über uns hinterlassen, wird es immer leichter, das zu matchen, also jemanden an etwas zu erkennen, das die Person geschrieben hat. Oder zumindest eine Personengruppe zu ermitteln, die so oder so ähnlich formuliert. Was es umgekehrt natürlich auch leichter machen würde, falsche Spuren zu legen, denn wenn man das weiß und sich konzentriert, kann man den Stil anderer ziemlich leicht nachahmen. Was vielleicht eine nette Idee für eine Krimistory wäre. ;)