Tom Liehr - Die Wahrheit über Metting

  • Unser Tom hat ein neues Baby am Start!:freuhuepf

    Die Wahrheit über Metting


    Ich bin Tom Liehr-Fan, seit vielen Jahren. Klar, dass ich mir "Die Wahrheit über Metting" längst vorbestellt hatte. Als das Buch endlich, endlich ankam, habe ich es quasi in einem Rutsch verschlungen. Wie immer trifft der Autor sprachlich genau den Ton, den die jeweilige Situation braucht. Hier hat er aber noch etwas anderes getroffen: mein Herz. Das passiert ganz, ganz selten, dass ich beim Lesen Gänsehaut habe, lachen kann und auch weinen.

    Mit diesem Buch hat Tom Liehr sich selbst übertroffen. Klar enthält es den ihm eigenen Witz, die positive Schnoddrigkeit. Er ist ein hervorragender Erzähler - dass er die Leser nun nach "Metting" mitgenommen hat, ist ein Geschenk an alle, die über den Tellerrand schauen und sich mit der Vergänglichkeit der Dinge und des Seins auseinandersetzen mögen - und sich dabei noch ausgezeichnet unterhalten lassen wollen.


    P.S.: Der Buchlink funzt nicht, sorry

  • Das Cover war das erste was mich direkt angesprungen hat. Die Grafik des Deckblattes hält was sie verspricht. In der Geschichte ist es für mich das stärkste Bild: dieser abgebrochene Kreisverkehr und zudem eine gute Metapher. Auch ich habe nur vier Nächte gebraucht, um das Buch durchzulesen. (Das Rezensionenschreiben springt mich nicht so an, das liegt mir nicht. Gottseidank hat Silke schon eine aus der Hüfte geschossen, 👍🏼🙂der ich mich nur anschließen kann.) Die allesamt leicht überzeichneten Figuren sind skurril und liebenswürdig.Mit dem Haupthelden war ich sofort eins und von daher bin ich ihm blindlings gefolgt, wohin auch immer. (Das mag ggf. in meiner eigenen Biografie seinen Grund haben, denn auch ich habe als Kind an der Hand meiner Großmutter immer sehr, sehr gerne Altenheime besucht. Meine eigenen Kinder nannten mich deshalb später gerontophil.) ich bin mit mir noch uneins ob ich das Ende mag. Es ist mir zu gut. Jedenfalls in Form dieses Romans. Mehrmals während des Lesens habe ich das Gefühl gehabt, das würde als Grafik novel noch viel besser funktionieren. Und die Überzeichnung noch mehr auf den Punkt bringen, schärfen und das eigentliche raus bringen, was deine spezielle Erzählart ausmacht. Da wären die krassen Kontraste und das schillernde happy ending nicht nur passend, sondern unverzichtbar und es würde noch eine zusätzliche ironische Ebene aufmachen. Es gab doch schon einen Roman in dieser Form oder wenn ich mich richtig erinnere? Das wäre erst mal mein Senf zu dieser würzigen Lektüre. Vielen Dank für die vier schöne Nächte.

  • Huhu, dORIT.


    Lieben Dank für Deine Eindrücke - herrlich. :anbet


    ich bin mit mir noch uneins ob ich das Ende mag. Es ist mir zu gut.

    Vieles ist offen, aber, ja, es gibt eigentlich keine Konfliktsituation mehr, nachdem Tomás aus Hamburg abgereist ist. Das sollte aber auch so sein. Ein bisschen habe ich an dieser Stelle das Motto von "Geisterfahrer" wieder aufgenommen, nämlich das Grönemeyer-Zitat "Das Leben kommt von vorn" (für mich übrigens eines der stärksten Zitate überhaupt - bildgewaltig, direkt, eindringlich und sofort verständlich). Aber in einem anderen Sinne als in "Geisterfahrer", nämlich in dem, dass, wenn man das Leben zulässt, viele Probleme mehr oder weniger von selbst verschwinden - oder sich als irreal entpuppen.

    Es gab doch schon einen Roman in dieser Form oder wenn ich mich richtig erinnere?

    Du meinst als Graphic Novel? Ja, das Album zu "Geisterfahrer" ist seit fast zwei Jahren fertig, gezeichnet vom großartigen Daniel Haas, aber der kleine Verlag, mit dem es schon Verträge gab, ist in Schwierigkeiten geraten. Das sollte dann u.a. so aussehen:

    comic1-300x279.jpg

    Daniel ist weiterhin ziemlich aktiv auf der Verlagssuche (es gibt da wohl auch Gespräche) und hat außerdem eine zweite Version im "fancy style" angefangen.

  • Zitat

    das Album zu "Geisterfahrer" ist seit fast zwei Jahren fertig, gezeichnet

    ohha! ... aber sozusagen noch nicht rausgekommen ... wie schade, dann drücke ich die Daumen!

    Zitat

    dass, wenn man das Leben zulässt, viele Probleme mehr oder weniger von selbst verschwinden - oder sich als irreal entpuppen.

    Die Botschaft habe ich durchaus verstanden und ich sehe es selbst sehr ähnlich, (das ist ja das Motiv der „ScheinRiesen“ , so im groben Prinzip oder der „Wasserglasstürme“)


    Keine Ahnung, in einem Film, oder wie gesagt in einem comic strip würde ich das auch genau so „verlangen“ , vielleicht habe ich andere Ansprüche an einen Roman ... mehr subtiler mehr offener... vielleicht war es mir einfach z u deutlich. Und ganz sicher eine Geschmacksfrage.


  • Hier mit zu diskutieren, wenn man das Buch kennt, ist ja gefährlich. Die Klippe, zuviel zu verraten, lauert ja überall.

    Beim Ende musste ich aber letztlich sagen "Mummpffff … naja … kann man so machen". Es kam einerseits für mich unerwartet, andererseits aber irgendwie auch nicht wirklich befriedigend.

  • ... nämlich in dem, dass, wenn man das Leben zulässt, viele Probleme mehr oder weniger von selbst verschwinden - oder sich als irreal entpuppen.

    Da hatte ich mal ein echtes Erleuchtungserlebnis, nämlich dahingehend, dass die Lösung eines Problems tatsächlich darin besteht, dass man sich von ihm löst, es also einfach nicht mehr als Problem sieht. Nur als Gegebenheit, mit der man so oder so umgehen kann. Zack, weg.


    Was das Ende von Metting betrifft: Ein bisschen mehr Konflikt hätte mir da auch gefallen. Aber nun ja, die Geschmäcker sind verschieden.