"One-Hit-Wonder" bei Autoren

  • Als ich neulich meinen Bücherschrank aufgeräumt habe, bin ich auf zwei Autorinnen gestoßen, die beide eine Trilogie veröffentlicht haben, aber anschließend (leider) bisher nie wieder etwas. Ich hab's dann nämlich direkt nochmal gegoogelt.

    Von einer Autorin habe ich immerhin eine Webseite gefunden, in der sie die lange Veröffentlichungspause erklärt und eine neue Reihe ankündigt (das war allerdings 2018, nach rund 15 Jahren Pause, die sie mit einem "Verlagstrauma" erklärt). Zu der anderen Autorin finde ich überhaupt keine Infos.


    Gibt es Autoren, bei denen ihr auf weitere Titel hofft, die sich aber (scheinbar) aus der Branche zurückgezogen haben?

    Denn auch in einigen Foren habe ich Autoren gesehen, die (teils auch mehrere) Bücher in bekannten Verlagen veröffentlicht haben, seit Jahren aber pausieren. Evtl. schreiben einige ja auch unter einem – gut geheim gehaltenen – Pseudonym weiter und sind deshalb nicht mehr auffindbar. 🤔

  • Gibt es Autoren, bei denen ihr auf weitere Titel hofft, die sich aber (scheinbar) aus der Branche zurückgezogen haben?

    Ich bin gerade minutenlang an meinen Regalen entlangmarschiert und habe nur wenig dergleichen gefunden, und die Bücher, die ich von solchen Autoren habe (Chuck Klosterman, Dave Barry, solche Leute), haben mich seinerzeit nicht wirklich begeistert - es ist also okay, dass es keinen Nachschub mehr zu geben scheint. Einen benachbarten Effekt finde ich allerdings häufiger vor, nämlich Autoren, die ein, zwei beinahe geniale Bücher vorgelegt und dann leider weitergemacht haben, obwohl sie nichts mehr zu sagen hatten, beispielsweise Benjamin Lebert. Im SF-Bereich: John Scalzi und Robert Charles Wilson. Oder Leute, deren Alterswerk ihre früheren Sachen leider relativiert, etwa Leon de Winter oder Philippe Djian.


    Aber es gibt berühmte literarische One-Hit-Wonder, z.B. Harper Lee ("Wer die Nachtigall stört"), die dafür sogar den Pulitzer bekam und von der man danach nichts mehr lesen konnte. Es geht aber das Gerücht, dass sie bei dem Roman prominente Mithelfer hatte, u.a. Truman Capote. Wenn man nach "literarische Eintagsfliegen" oder auch Deinem Threadtitel googelt, Kiana, findet man einiges. Die Autorin von "Black Beauty" hat offenbar ebenfalls niemals nachgelegt. Sehr interessant. Die Serie musste ich als Kind sehen, weil meine große Schwester am Samstagnachmittag das Fernsehprogramm bestimmen durfte.

  • Eine gewisse "Frances G. Hill" hat mit zwei, drei Fantasyromanen (z.B. "Ellorans Traum") Ende der Neunziger Achtungserfolge gefeiert und ist dann von der Bildfläche verschwunden. Susanne Gerdom, die hinter diesem Pseudonym steckte, hat anschließend sehr erfolgreich unter ihrem Realnamen weitergemacht. Die Ex-42erin ist unter anderem Mitgründerin des "Qindie"-Selfpublisherlabels und hat nach wie vor einen ordentlichen Ausstoß als Autorin.


    ASIN/ISBN: B06XK91F7N

  • Silke Porath Eine von ihnen ist Micha Pansi. Von ihr habe ich ja immerhin eine Webseite gefunden: http://www.pansi.ch/ Die andere ist L. J. McDonald, von ihr gibt es noch Links zu einer Webseite, aber der Link führt ins Leere. Vielleicht würden mir die Bücher auch heute gar nicht mehr gefallen. Die eine Reihe habe ich vor rund acht Jahren gelesen, die andere vor 15. Aber damals fand ich sie gut. :)


    Tom Von Susanne Gerdom habe ich auch mal was gelesen. Hatte aber keine Ahnung, dass sie vorher unter einem Pseudonym geschrieben hat. Deine Aussage, dass manche Autoren nach 1-2 (beinahe) genialen Büchern leider weitergemacht haben, passt auch zu einer Überlegung, die ich hatte: Hat manch ein Autor mit einer Geschichte (und es kann ja auch eine Reihe gewesen sein), seine Ideen bereits auserzählt und nichts mehr zum Nachlegen? 🤔 Während es ja andere Autoren gibt, die gar nicht genug Zeit haben, alle ihre Ideen aufzuschreiben.

  • Hat manch ein Autor mit einer Geschichte (und es kann ja auch eine Reihe gewesen sein), seine Ideen bereits auserzählt und nichts mehr zum Nachlegen?

    Ja. Oder anders. Das gilt übrigens für viele Kunstformen.


    Es gibt Comedians, die sind jahrelang mit ihrem ersten Programm getingelt, haben es feingeschliffen bis zum Gehtnichtmehr, und als es ihnen dann wirklich gründlich zum Hals heraushing, hatten sie plötzlich Erfolg damit - und mussten es weitere tausend Male spielen, jetzt in großen Hallen und in TV-Studios. Das Programm war ein Filtrat ihres Daseins als Künstler geworden. Als dann nachgelegt werden musste, standen nicht mehr so viel Zeit, Kreativität und Energie zur Verfügung, und während die Programme immer schwächer wurden, nutzte sich mit der Zeit auch die Treue des Publikums zum erfolgreichen Künstler ab. Ich kenne Musiker, die sind ebenfalls mit einer Handvoll Titel ewig unterwegs gewesen, mit den paar Songs, an denen sie irre lang gearbeitet haben, die zum Ausdruck ihres Seins geworden waren, und dann kam der Erfolg, und das zweite Album war nur noch Schrott. Douglas Adams hat an seinem berühmten "Per Anhalter durch die Galaxis" viele Jahre gearbeitet, in verschiedenen Fassungen. Der erste Band der Reihe ist fast perfekt, strotzt vor Ideen, klingt gut, liest sich gut. Und ab da ging es bergab. Besonders schlimm waren die beiden "Dirk Gently"-Romane. Bei Douglas Adams zeigte sich mit den Folgebänden und -romanen, dass er eigentlich kein guter Autor war, und dass der erste Band nur deshalb so gut geworden war, weil er so viel Zeit gehabt hat, um daran zu arbeiten. Als die Zeit fehlte und die Ideen nachließen, war der Anteil heißer Luft umso größer.


    Viele haben die eine Geschichte, die sie zu erzählen haben - Autoren, Musiker, Comedians, Dramatiker, gestaltende Künstler. Und wenn die dann raus ist und das Publikum erreicht hat, ist da eine große Leere. Den Effekt gibt es oft und bei vielen. Einige kommen damit zurecht, andere nicht.

  • Ich kenne zwar den Film, aber das Buch von Douglas Adams habe ich nie gelesen. Allerdings schreibt Micha Pansi auf ihrer Webseite auch, dass sie jahrelang an dem ersten Roman der Trilogie gearbeitet hat.

    George R. R. Martin, der Autor von "Game if Thrones", wurde ja sogar von der TV-Serie überholt. Das nächste Buch "The Winds of Winter" soll wohl nächstes Jahr erscheinen, daran arbeitet er inzwischen seit zehn Jahren.

  • Hast Du überlegt, dass manche der Autoren einfach nicht mehr ins Deutsche übersetzt werden? Eine von ihnen ist zum Beispiel Ulla Lena Lundberg. Ihr Roman "Eis" hat mir damals sehr gefallen, aber leider sind ihre anderen Bücher bisher nicht ins Deutsche übersetzt worden. Aber ich nehme an, Du meinst eher Schriftsteller, die einfach aufgehört haben zu schreiben.