Darf's ein bisschen Klischee sein? ;)

  • Bei mir gewinnt fast immer das Böse, sogar in den Fantasyromanen. Da siegt beispielsweise der dunkle Vampir über den "guten" Vampirjäger oder der Superheld wird von seinem eigenen Helfer besiegt.

    Das klingt gut, aber eine Freundin von mir würde es abschrecken. Ihr sind schon manche Disneyfilme zu traurig, dabei weiß man da ja, dass es auf jeden Fall gut ausgehen wird. ;)

    Wenn mal was von dir veröffentlicht wird, sollte das auf meine Leseliste. Auch wenn ich jetzt schon mit dem Schlimmsten rechne, was das Ende des Buches angeht. 😁


    Aber vermutlich habt ihr Recht, dass manche Leser diese heile Welt brauchen und einfach mal in Geschichten abtauchen wollen, die so viel angenehmer sind, als der Großteil unserer realen Nachrichten. ;)

    Ich lese inzwischen diese Bücher, die den von mir im ersten Beitrag beschriebenen Verlauf nehmen, nicht mehr und bin auf andere Autoren umgestiegen. Man hat ja zum Glück genügend Auswahl als Leser heutzutage.


    Und es ist nicht leicht, das zu bedienen. Als Leser mag ich's selbst nicht, aber als Autor habe ich Hochachtung vor Leuten, die es schaffen, unaufhörlich das gleiche zu schreiben, ohne immer dasselbe zu liefern.

    Ich schätze es eher, wenn Autoren völlig unterschiedliche Geschichten liefern können. Aber natürlich besteht dann das Risiko, dass Leser, die das Gewohnte mögen, abspringen.

    Wobei es natürlich auch gut sein kann, dass manch ein Autor immer wieder dazu angehalten wird (vom Verlag? der Agentur?), bei dem zu bleiben, was die Leser von ihm kennen, weil man da sicher weiß, dass es auch gekauft wird.


    Noch ein wichtiger Nachtrag: Damit will ich überhaupt nicht die Leistung von Autoren schmälern, die seit Jahren mit ähnlichen Geschichten sehr erfolgreich sind. Mich beeindruckt es nur sehr, wenn Autoren sich sozusagen immer wieder neu erfinden (und eben auch ihre Geschichten).

  • Zuletzt habe ich irgendwo am Rande aufgeschnappt, dass Lee Child seinen Serienhelden Jack Reacher (ich kenne die Reihe selbst nicht) am liebsten meucheln würde. Die Leser verlangen angeblich immer dasselbe Muster, während Child Reacher nicht einmal sonderlich mag. Angeblich hat er schon jemanden im Blick, der die Reihe fortführen soll.

  • Ich kenne die Reihe (ich glaube es sind jetzt schon über 20 Bücher). Und ich habe sie sehr gerne gelesen (auch jetzt noch ab und zu), aber ich kann es nachvollziehen: Auch da laufen die Storys immer nach demselben Muster ab. Anfangs ist es spannend, dann fehlt irgendwann die Weiterentwicklung der Figur.

    Eigentlich fände ich es ja besser, wenn Child der Reihe einfach ein würdiges Ende setzen würde (statt dass jemand die Reihe übernimmt).

  • Die meisten Leser der Bücher mögen die Filme nicht. ;) Tom Cruise passt überhaupt nicht für diese Rolle. Ich habe zuerst die Filme gesehen und dann erst mit der Buchreihe angefangen. Seitdem kann ich nachvollziehen, warum die Leser die Besetzung so kritisiert haben (und ich kann auch bestätigen, dass die Bücher besser erzählt sind).

  • Ich möchte einige Aspekte des bisher Gesagten noch einmal aufgreifen.


    Verlage sind zuallererst Wirtschaftsunternehmen, und das gilt aktuell mehr denn je. Wer will es ihnen deshalb verübeln, dass sie Wünschen und Erwartungen ihrer Klientel so weit wie nur irgend möglich zu entsprechen versuchen?

    Denn es sind eben nicht die Verlage, die erst durch ihr Angebot jene Wünsche und Erwartungen erschaffen. Niemand wird schließlich dazu gezwungen, ein Buch der vielgescholtenen Rosamunde Pilcher zu kaufen, obwohl es vier Meter weiter fürs gleiche Geld einen John Updike, eine Nell Leyshon oder Anne Enright zu kaufen gibt und in weniger als doppelter Armeslänge eine Eva Baronsky und ein Stefan Schwarz (die Auswahl ist mehr oder weniger zufällig) bequem erreichbar sind.

    Es geht weit am Kern des Problems vorbei zu glauben, die böse Absicht profitgeiler Literaturimperien mitsamt der Klonkriegerheerscharen willfähriger Autorinnen und Autoren wäre ursächlich für das Niveau von vielem, was schwarz auf weiß zwischen zwei Buchdeckel gedruckt in den Regalen der Buchhandlungen steht.


    Die traurige Wahrheit ist eine andere: Masse drängt nach unten. Das gilt für einen Apfel, und es gilt für den Lesegeschmack.


    Petra hat weiter oben den Begriff Eskapismus benutzt. Der ist weit besser geeignet, um das Selbstbeharrungsvermögen von Klischees zu verstehen. Und er trägt außerdem zum Verständnis der Tatsache bei, warum viele Menschen bereit sind, zwanzigmal 9,99 € für die gleiche Geschichte zu berappen, auch wenn die Namen von Personen und Orten von Mal zu Mal verschieden sind.

    Über alle Genregrenzen hinweg hat die Mehrzahl der Romane, die sich wie geschnitten Brot verkaufen, einen gemeinsamen Nenner: die in ihnen erzählten Geschichten spielen ausnahmslos

    - in einer Welt, die es nicht gibt. Beispiel: Fantasy

    - in einer Welt, die es noch nicht gibt. Beispiel: Sience-Fiction

    - in einer Welt, die es nicht mehr gibt. Beispiel: Historische Romane

    - in einer Welt, die es so nicht gibt. Beispiel: Chic-Lit


    Das Sehnen nach einer heilen Welt kann deshalb nicht das ausschlaggebende Argument für den Griff zum klischeegetränkten und somit „sicheren“ Buch sein. Die Blutrünstigkeit historischer Romane ist manchmal kaum zu ertragen. Warum aber dennoch Geld für einen 1300 Seiten langen Schinken ausgeben, wenn ich das Gleiche umsonst und in Echtzeit von jedem Nachrichtenportal geliefert bekomme? Eben. Die Echtzeit ist schwer auszuhalten. Ich kann sie nicht konsumieren. Sie zwingt zur Auseinandersetzung mit ihr. Der Schrecken von 1099 hingegen ist der Schrecken von 1099 und deshalb nicht (mehr) real. Er ist handhabbar geworden.

    Um Handhabbarkeit geht es primär. Um Überschaubarkeit. Um die Reduzierung einer überfordernden Komplexität. Um eine schmerzlindernde Schrumpfung des eigenen Wahrnehmungsrahmens.


    Trotzdem.

    Wer kann es der Frau verdenken, dass sie sich beim Anblick ihres schlaffen Großmauls auf der Wohnzimmercouch in Gedanken lieber mit dem schriftstellernden Jungbauern Greg im Heu wälzt und sich am nächsten Tag das passende Buch zum Film besorgt, wer dem Mann, dass er sich im allmorgendlichen Stauritual kurz vor dem Innenstadtring „Zurück in die Zukunft“ träumt.


    Wir werden unsere Lieblingsklischees auch weiterhin pflegen und hegen wie einen Schatz. Einfach, weil wir sie brauchen. Zumindest hin und wieder. Daran ist zunächst einmal nichts Verwerfliches, allem Naserümpfen zum Trotz.


    Herzliche Grüße,


    Jürgen

  • Meine ursprüngliche Fragen waren ja:

    • "Was bevorzugt ihr als Leser?
    • Und wie haltet ihr es beim Schreiben (lasst ihr in einem Thriller oder Krimi auch mal den Bösewicht "gewinnen")?

    Da ging es mir nicht um richtig oder falsch, gut oder schlecht. Sondern darum, dass mich immer gleiche Geschichten langweilen, was ja auch dazu geführt hat, dass ich eben manche Autoren nicht mehr lese (dafür habe ich dann neue entdeckt). Aber tatsächlich sind diese ungewöhnlichen und mal so ganz anderen Storys schwer zu finden. Die werden eben nicht so gehypt. Das finde ich schade.

    Ich lese daher auch gerne mal Bücher von Selfpublishern. Damit bin ich schon auf die Nase gefallen, hatte aber auch schon Glück. :)


    Und wenn ich die Tendenz hier richtig herauslese, geht es den meisten ähnlich: Als Leser wünschen sich die meisten auch eher die ungewöhnlichen/überraschenden Storys. Aber vielleicht hätte ich diese Fragen auch nicht in einem Autorenforum, sondern lieber mal bei instagram stellen sollen. 🤔 😉

  • Geschichten spielen ausnahmslos

    - in einer Welt, die es nicht gibt. Beispiel: Fantasy

    - in einer Welt, die es noch nicht gibt. Beispiel: Sience-Fiction

    - in einer Welt, die es nicht mehr gibt. Beispiel: Historische Romane

    - in einer Welt, die es so nicht gibt. Beispiel: Chic-Lit

    Eine Zeitlang habe ich mich in Foren herumgetrieben wie der "Leselupe", im Forum der "Autorenwelt" lese ich noch hin und wieder mit ebenso im Papyrus-Forum und habe überall festgestellt, dass junge Autoren sich zu - ich schätze mal eine Zahl - zu 85 Prozent auf die von Jürgen genannten Genres konzentrieren.

    Ein vernünftiger Thriller oder Krimi (ich liebe zum Beispiel die Krimis von Andrea Camilleri) kommt kaum noch aus einer Feder. Ich lege dabei die Betonung auf "vernünftig".

    Nun reagieren die Verlage vermutlich ebenso wie die Autorenschaft auf den Trend. Und wenn nun mal die Herr der Ringe Film-Trilogie die Scharen begeistert und Harry Potter mit seinem Broomstick ungeahnte Gelder in die Kassen der Verlage einfliegt, werden sie vordringlich solche Genres verlegen, weil die Autoren dann nicht nur meinen, das liefern zu müssen, sondern in gleicher oder gar besserer Qualität als das Original liefern zu können.


    Jungautoren, so habe ich auf Nachfrage in den genannten Foren erfahren, schreiben mit Vorliebe Fantasy, Science-Fiction, Historie, weil sie damit aufgewachsen sind und zudem meinen, dann nicht oder weniger recherchieren zu müssen.

    Was natürlich ein Irrtum ist, und entsprechend mistig liest sich das dann auch.

  • Ich schreibe auch Fantasy und dass ich eine eigene Welt mit (neuen) Wesen kreiert habe, hatte in meinem Fall nichts mit Recherchefaulheit zu tun, sondern damit, dass ich es blöd finde aus den Fantasywelten anderer zu klauen. 😉

    Und ja, manches muss man trotzdem recherchieren. Kampftechniken zum Beispiel. Zwar kenne ich mich mit Kampfsport aus, allerdings nicht im Kampf mit Waffen.

    Ich lese viel Fantasy, aber entweder hatte ich da bisher fast immer Glück oder ich bin weniger kritisch. Mir fällt spontan kein mistiges Fantasybuch ein und jetzt würde mich wirklich interessieren Ben Vart, welches Buch dir da spontan in den Sinn kommt. ;)


    Eher habe ich ab und zu den Eindruck, dass manch ein Autor die Gegend nicht kennt, über die er schreibt (gut, diese Problematik entfällt im Fantasybereich), aber das mag bei manchen auch an fehlenden Reisemöglichkeiten liegen. Je nachdem kann das ja auch teuer werden.

  • Mir fällt spontan kein mistiges Fantasybuch ein und jetzt würde mich wirklich interessieren Ben Vart, welches Buch dir da spontan in den Sinn kommt.

    Ich meine damit kein spezielles Buch, sondern die in den Foren dann von den Leuten vorgestellten Texte.

    das mag bei manchen auch an fehlenden Reisemöglichkeiten liegen. Je nachdem kann das ja auch teuer werden.

    Vielleicht liegt es auch daran, dass man das Lokalkolorit für nicht zwingend notwendig hält.

  • Das klingt gut, aber eine Freundin von mir würde es abschrecken. Ihr sind schon manche Disneyfilme zu traurig, dabei weiß man da ja, dass es auf jeden Fall gut ausgehen wird. ;)

    Wenn mal was von dir veröffentlicht wird, sollte das auf meine Leseliste. Auch wenn ich jetzt schon mit dem Schlimmsten rechne, was das Ende des Buches angeht. 😁

    Danke, danke, aber da musst du dich noch ein wenig gedulden ;)


    Disneyfilme...auch so eine Sache, bei der ich direkt Gänsehaut bekomme (nicht im positiven Sinne)


    Würden die sich in manchen Filmen diesen ständigen Sing-Sang der Hauptcharaktere sparen, wäre mir schon sehr viel geholfen ;)


    Nein, ein wenig Sarkasmus, finstere Magie oder zumindest ein Hauch von böser Absicht sollte schon in den Büchern lauern, auch wenn mein erstes klassenfähiges Manuskript leider doch ein Happy End bekam (Notgedrungen, damit ich beim zweiten Teil an die Geschichte anknüpfen kann)


    Anscheinend wünschen sich die meisten Menschen eine kleine heile Welt, in die sie flüchten können, hoffentlich gibt es noch genug Leser die ein verhindertes Happy End zu schätzen wissen, sonst kann ich die nächste Story gleich zu den anderen in die Schublade packen

  • Jungautoren, so habe ich auf Nachfrage in den genannten Foren erfahren, schreiben mit Vorliebe Fantasy, Science-Fiction, Historie, weil sie damit aufgewachsen sind und zudem meinen, dann nicht oder weniger recherchieren zu müssen.

    Was natürlich ein Irrtum ist, und entsprechend mistig liest sich das dann auch.

    Naja ich kenne ein paar "Jungautoren" die alle genannten Genres möglichst meiden, einer schreibt gerade über unseren Berufsalltag, der andere verfasst einen Liebesroman. Aber der Markt, so kommt es mir zumindest vor, findet derzeit eben einfach gefallen an Fantasy, Science-Fiction oder Historie und das beschränkt sich nicht nur auf den Buchmarkt. Harry Potter, Game of Thrones, Eragon und viele andere sind die bekanntesten Vertreter, du weißt aber genauso gut wie ich, dass diese Bücher/-Verfilmungen Einzelfälle sind und nur ein Bruchteil aller Autoren auch nur in die Nähe dieses Erfolgs kommen wird.


    Trotzdem ist das für die " Generation TikTok, Facebook, YouTube und co." meist der Ansporn, mit dem Schreiben überhaupt anzufangen, so jedenfalls meine Beobachtung.


    Ich habe keines der oben erwähnten Bücher und auch keinen der Filme jemals gesehen oder gelesen und dennoch schreibe ich Fantasy.

  • Anscheinend wünschen sich die meisten Menschen eine kleine heile Welt, in die sie flüchten können, hoffentlich gibt es noch genug Leser die ein verhindertes Happy End zu schätzen wissen, sonst kann ich die nächste Story gleich zu den anderen in die Schublade packen

    Wie schon meine Oma sagte: „Zu jedem Topf gibt es einen passenden Deckel.“ Da mach dir mal keine Sorgen. Es gibt genug Menschen, denen von Happy endings speiübel wird, weil die aus ihrer Sicht nicht die Wirklichkeit spiegeln. Aber wenn ich schon der Meinung bin, dass eh alles scheiße ist, dann gehe ich ins Internet oder vor die Haustür. Dafür brauche ich kein Buch. Es sei denn, es handelte sich um ein literarisches Meisterwerk.

    Das „Ende“ einer Geschichte ist auch nicht einfach der freien Entscheidung des Autors überlassen, sondern ergibt sich in noch stärkerem Maße aus der Geschichte selbst. Und überhaupt: Happy ending ... Downer ending ... Sad ending ... Das Ende einer Geschichte ist immer nur eine Momentaufnahme oder, um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: „Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt.“ Geschichten werden abgebrochen, niemals beendet. Deshalb ähnelt die Diskussion über die Frage Happyend oder nicht für mich mehr dem berühmten Sturm im Wasserglas. Zuletzt geht es immer nur um Vorlieben, die von Autorin oder Autor sowie jene von Leserin und Leser. So what?

  • Verlage sind zuallererst Wirtschaftsunternehmen, und das gilt aktuell mehr denn je. Wer will es ihnen deshalb verübeln, dass sie Wünschen und Erwartungen ihrer Klientel so weit wie nur irgend möglich zu entsprechen versuchen?

    Denn es sind eben nicht die Verlage, die erst durch ihr Angebot jene Wünsche und Erwartungen erschaffen.

    Ich finde, zum Teil schon. Ich habe es sogar bei Heftromanen erlebt, da wurde "voíla" zu "tatatataa" umkorrigiert, es könnte ja jemand des Französischen nicht mächtig sein und deshalb nicht verstehen, was gemeint ist (ich bin's auch nicht). Und wenn eine Arztfigur an die Selbstverantwortung der Patienten appellierte, wurde das überarbeitet, bloß nicht zu viel von den Lesern verlangen. Es gibt da sehr viel "vorauseilendes Lektorat", wie ich es mal nennen möchte.


    Aber natürlich stimmt auch, dass die Leserschaft (mit)bestimmt, was ihr angeboten sind. Man kann als Verlag das Schräubchen trotzdem in die eine oder die andere Richtung drehen. Das Problem ist m.E. eher, dass versucht wird, sich an Erfolge anzuhängen statt selbst welche zu produzieren, weil dabei natürlich auch eine Bauchlandung passieren kann.

    Über alle Genregrenzen hinweg hat die Mehrzahl der Romane, die sich wie geschnitten Brot verkaufen, einen gemeinsamen Nenner: die in ihnen erzählten Geschichten spielen ausnahmslos

    - in einer Welt, die es nicht gibt. Beispiel: Fantasy

    - in einer Welt, die es noch nicht gibt. Beispiel: Sience-Fiction

    - in einer Welt, die es nicht mehr gibt. Beispiel: Historische Romane

    - in einer Welt, die es so nicht gibt. Beispiel: Chic-Lit

    Das würde meiner These entsprechen: Die momentane Welt ist zu beängstigend, verstörend, unsicher, um irgendwas zu lesen, was damit zu tun hat. Wegträumen ist einfacher. Das geht in die Richtung, was du oben über die Zeit schriebst, als du deine Eltern gepflegt hast: Bitte keine Überraschungen! Und das ist sehr gut nachvollziehbar, manchmal will man einfach nur seine Ruhe.


    Übrigens sind viele sehr gute Science Fiction aus den Ostblockländern einerseits wissenschaftlich sehr gut recherchiert und gleichzeitig voll versteckter Gesellschaftskritik. Die dort kreierten Welten waren also nicht so fiction, wie es die Gattung glauben machte.


    Ein vernünftiger Thriller oder Krimi (ich liebe zum Beispiel die Krimis von Andrea Camilleri) kommt kaum noch aus einer Feder. Ich lege dabei die Betonung auf "vernünftig".

    Ich bin dran ;-). Ich weiß aber nicht, ob er am Ende nicht zu vernünftig sein wird (sprich: keine Psychopathen, keine Schießerei, nicht mal ne wilde Autojagd - und die Ermittler haben auch keinen an der Waffel).

  • Aber wenn ich schon der Meinung bin, dass eh alles scheiße ist, dann gehe ich ins Internet oder vor die Haustür...

    Sehr kluge Worte :)


    Kleiner Tipp, mit ein wenig Ironie und viel Sarkasmus wird die Welt da draußen doch noch ganz erträglich ;)


    Viele Menschen wissen die einfachen Dinge des Lebens nicht mehr zu schätzen, dass hat man durch Corona gemerkt.


    Um beim Thema zu bleiben: Ob knallharte Realität, verschwommene Wirklichkeit oder ausgedachte Fantasiewelt, jedes Genre hat seine Vorteile, mit denen die jeweiligen Autoren und Leser zu kämpfen haben.


    Ich erinnere nur an das Thema Comicbücher, da denkt der normale Mensch an den "Nerd" der in der Welt aus bunten Bildern das findet, was ihm die Realität verweigert.


    Niemand hat da ein Topmodell im Sinn, das die Seiten aufgeregt durchblättert und die Geschichte gespannt verfolgt.


    Vorurteile sind nicht zuletzt auch der Grund, weshalb manch ein Genre derzeit so viele Leser hat. Entweder man arbeitet damit, oder man vertraut auf das eigene Werk und überzeugt durch Können. Ich habe mich für eine Mischung entschieden und bin bis jetzt ganz zufrieden :)


    Frei nach der Devise: Fehlt dir im echten Leben ein Superheld, dann kreiere einen in deiner Welt ;)

  • Die Menschen wollen immer das haben, was sie nicht besitzen und das sein, was sie nicht sind. Unzufriedenheit ist die Triebfeder des Menschen.

    Und da das Leben der meisten Menschen irgendwie langweilig, armselig und trostlos ist, suchen sie die kleine Flucht in andere Welten. Das ist mit Büchern und Filmen genau so wie heutzutage mit Videospielen.

    Nicht zuvergessen, daß unsere moderne Welt immer komplizierter, verwirrender und schnellebiger wird. Da sehnen sich die Leute nach einfachen, leicht zu begreifenden, wohlgeordneten Welten.

  • Meine ursprüngliche Fragen waren ja:

    "Was bevorzugt ihr als Leser?

    Diese Frage kann ich regelmäßig erst nach der Lektüre beantworten. Das gilt sogar für Autoren, deren Werk ich insgesamt mag, was aber dennoch nicht heißt, dass mir jedes Buch gefällt/gefiel. Ein sehr gutes Beispiel ist der von mir ziemlich verehrte Philip Roth, von dem ich viele Romane (z.B. "The Great American Novel", "Amerikanisches Idyll", "Portnoys Beschwerden" und, natürlich, "Der menschliche Makel") vollständig hinreißend finde, während ich einige seiner Romane mindestens irritierend, eigentlich aber beinahe scheiße fand, etwa die larmoyante, weinerliche und ein bisschen peinliche "Mein Leben als"-Reihe.


    Ob ich ein Buch bevorzuge oder nicht, entscheidet das Buch, nicht meine vorher gefasste oder akquirierte Meinung zu Autor, Genre, Stil und Kategorisierung, und auch die allgemeine Qualitätseinschätzung, Presse, Werbung oder das Geschwafel eines Buchhändlers beeinflussen das höchstens marginal.

  • Presse, Werbung oder das Geschwafel eines Buchhändlers beeinflussen das höchstens marginal.

    Das sind ja auch ganz subjektive und persönliche Einschätzungen, die man nicht teilen muss. Aber zumindest sind das für mich Anhaltspunkte, ob ich mich für ein Buch überhaupt interessiere. Ob ich's dann tatsächlich lese, steht auf einem ganz anderen Einkaufszettel.

  • [...], auch wenn mein erstes klassenfähiges Manuskript leider doch ein Happy End bekam (Notgedrungen, damit ich beim zweiten Teil an die Geschichte anknüpfen kann)

    Ja gut, wenn alle sterben wird es schwierig mit einer Fortsetzung. ;)

    Ich finde, zum Teil schon. Ich habe es sogar bei Heftromanen erlebt, da wurde "voíla" zu "tatatataa" umkorrigiert, es könnte ja jemand des Französischen nicht mächtig sein und deshalb nicht verstehen, was gemeint ist (ich bin's auch nicht). Und wenn eine Arztfigur an die Selbstverantwortung der Patienten appellierte, wurde das überarbeitet, bloß nicht zu viel von den Lesern verlangen. Es gibt da sehr viel "vorauseilendes Lektorat", wie ich es mal nennen möchte.

    Wow. 8|


    Das sind ja auch ganz subjektive und persönliche Einschätzungen, die man nicht teilen muss. Aber zumindest sind das für mich Anhaltspunkte, ob ich mich für ein Buch überhaupt interessiere. Ob ich's dann tatsächlich lese, steht auf einem ganz anderen Einkaufszettel.

    So geht es mir auch. Durch instagram bin ich schon auf interessante Bücher gestoßen, die ich sonst (vermutlich) nie entdeckt hätte. Hier ja auch, ich erinnere mich da an eine Empfehlung von Tom.


    Tom Interessant, dass ein und derselbe Autor so unterschiedlich bei dir abschneidet. Das habe ich bisher noch nicht erlebt. Wobei ich schon sagen kann, welches Buch mir von diesem oder jenem Autor besser/schlechter gefällt. Ich muss aber auch zugeben: Wenn mich ein Autor mit dem ersten Buch, das ich von ihm/ihr lese, nicht überzeugen kann, dann kaufe ich mir keine weiteren Bücher mehr von diesem Autor. Gut möglich, dass ich dadurch aber auch einige gute Bücher verpasst habe.