(Ich muss dem vorausschicken, dass es bestimmt Berufenere gibt, wenn es um methodisches Arbeiten geht .)
Nach diesem Quasi-Disclaimer: Ein erstes Kapitel zu schreiben, wäre nichts, was ich mir versagen würde. Wenn das erstmal stünde, hätte ich wahrscheinlich einen besseren Durchblick, was ich von meiner Idee zu halten hätte.
Was in Träumen (oder auch Tagträumen o. ä.) manchmal genial klingen mag, hat in der Umsetzung oft Haken, die erst dann richtig offenbar werden, wenn man die Idee aus dem Luftschloss auf den Boden der Tatsachen holt.
In einer alten Fernsehserie hielt sich der Undercover-Cop ein Krokodil einen Alligator an Bord seiner Yacht (das abgelegte Maskottchen seines alten Football Clubs, wenn ich mich recht erinnere). Abgesehen davon, dass es cool war, so einen originellen Wach“hund“ zu haben: eigentlich hätte das Deck mit einem Reptil dieser Größe an einer Kette deutlich anders ausgesehen, eigentlich hätten wahrscheinlich etliche Leute mindestens ihre Unterschenkel verloren, eigentlich wäre es ein Fall für die Tierschutzliga gewesen, eigentlich ...
Was „Dexter“ angeht, war die Akzeptanz der Serie womöglich auch darauf zurückzuführen, dass der (auch) in Miami agierte und wir, je weiter etwas weg ist, desto eher bereit sind, daran zu glauben, dass in jeder Folge ein neuer Serienkiller gemeuchelt wurde.
(Jeff Lindsays Bücher wurden mit der Zeit immer unglaubwürdiger, übrigens genauso wie die von Thomas Harris über „Hannibal Lecter“ – was natürlich auch andere Gründe haben kann, z. B. dass sich die Figuren/Stories irgendwann abnutzen, erschöpfen).
Eine Frau, die Mord nicht als Hobby, aber als so was wie ein notwendiges Übel betreibt, hört sich schon mal alles andere als langweilig an. Ob diese Figur allerdings nicht nur in der Planung, sondern auch in der Umsetzung spannend bleibt, zeigt sich erst beim Schreiben. Nicht, dass man unter gar keinen Umständen damit davonkommen könnte (nicht umsonst wird beklagt, dass viele Morde nicht als solche auffallen), aber die Umstände: Wie entledigt sie sich z. B. der Leichen (oder muss sie das nicht) etc. pp. (Abgesehen davon, dass Romane selbstverständlich keine Dokumentationen sind und gar nicht bis ins Detail realistisch sein müssen/dürfen!) Wenn solche Fragen durch Dein Konzept als machbar bestätigt worden sind, kann es natürlich passieren, dass es eine Weile dauert, bis ein tatsächlicher Stolperstein auftauchen könnte (nicht muss, könnte!), andererseits: Sich mit etwas abzugeben, wenn das andere ständig im Hinterkopf herumschwirrt, kann’s auch nicht sein.
Zwei (gar drei) Romane gleichzeitig zu schreiben halte ich für schwierig – ich halte schon einen zu schreiben für schwierig 😊. Für mich kommt da die Frage nach dem Autor auf: Bist Du so konsequent und vor allem diszipliniert, das Begonnene fortzuführen, auch wenn Dir die neue Idee im Kopf herumspukt? Wenn ja, was hat das für Auswirkungen auf das/die bisherigen Projekt/e, die eigentlich schon nicht mehr sooo hochgeschätzt sind wie die neue Idee (die sich natürlich als Strohfeuer erweisen könnte). Und: Was wird derweil aus der neuen Idee? Bleibt die „heiß“, auch wenn sie „für später“ zurückgestellt wird?
Was den vorletzten Abschnitt angeht: interessante Frage. Und vielleicht ein Haupthindernis, das Dich zögern lässt …? - Nicht, dass ich eine Antwort darauf hätte.