Verschenkt Ihr Eure Bücher?

  • Okay, die Idee ist nicht von mir, aber das professionelle Schwarmwissen ist sicher in der Lage, mir den Weg zu weisen.


    Wie verfahrt Ihr mit der Bettelei nach kostenlosen Exemplaren eurer Bücher? Die Frage tauchte in einem einem anderen Forum auf, und mir ist es auch schon passiert, dass in ziemlich unverfrorener Art und Weise nachgefragt wurde: "Falls du noch Belegexemplare hast, kannst du mir nicht eins zusenden?"

    Wohl gemerkt, das war kein potenzieller Rezensent, sondern ein entfernter Bekannter, der sich meiner erinnerte, als er von der Veröffentlichung des Buches hörte.

  • Nee, das finde ich nicht okay. Und auch peinlich, da ich nicht davon ausgehe, dass es sich um arme Menschen handelt, die sich kein Buch leisten können. Da mein Roman leider bisher nicht veröffentlicht ist, bin ich in diese Verlegenheit noch nicht gekommen, aber ich würde mir eine griffige Antwort auf diese Frage zurechtlegen (bzw. würde das wahrscheinlich wieder so ein krampfiger Spagat aus abgrenzend und hoffentlich noch höflich). Du selbst entscheidest doch wohl, wem du das Buch schenkst!


    Obwohl. Man kann ja auch einfach sagen: Nein, habe ich leider nicht.

  • Dito. Ich verschenke an diejenigen, an die ich verschenken will.


    Den Vogel abgeschossen hat ein Chef von mir, der das Exemplar, das auf meinem Schreibtisch lag, weil ich es einer Kollegin zeigen wollte, in die Hand nahm und sagte: "Würde ich gern lesen". Ich habe ihn freundlich darauf hingewiesen, dass das Buch bei Dussmann im Regal steht - das ist nur 500 Meter entfernt vom Büro.

    Ich hatte eh nie eine besonders hohe Meinung von ihm, aber da ging es gleich noch mal ein Stück tiefer runter. Und wir reden hier über kein armes Startup oder so, sondern einen großen Bankenverband, in dem Mann als Abteilungsdirektor (so nennt sich das, was in anderen Unternehmen Teamleiter sind oder so) ganz gut verdienen dürfte. Aber sich das Buch der Sekretärin (die zugegebenermaßen dort auch nicht ganz schlecht verdient hat) nicht kaufen wollen. Was okay ist, wenn man es nicht lesen will. Aber lesen wollen und nicht kaufen... Wat ein A***.


    Nun ja, ein Jahr später musste ich dort kündigen - nicht nur deswegen, aber auch ")"

  • Jemanden nach einem Geschenk zu fragen ist für mich der gleiche Fauxpas, wie beim ersten Date getrennte Rechnungen zu verlangen.


    In ersterem Fall würde ich ganz diskret auf die offiziellen Verkaufsstellen verweisen, es ist und bleibt ja deine Entscheidung, wem du eines deiner Werke schenkst.

  • Als "Geschenk" würde ich das tatsächlich nicht bezeichnen, wenn mich jemand darum bittet/anbettelt, etwas kostenlos von mir zu bekommen, und ich gebe es der Person dann.


    Und, nein, ich mache das nicht. Nie. Mein erster Agent hat mich lange vor dem Erscheinen des ersten Romans davor gewarnt, Bücher - nicht nur Freiexemplare - zu verschenken, vor allem an Schnorrer. Natürlich verschenke ich meine eigenen Bücher dennoch, dann aber aus Gründen. Und zu den halbjährlichen Treffen der "Büchereulen" nehme ich immer ein paar Belegexemplare mit, um sie dort auf dem riesigen Büchertauschtisch zu platzieren - und mich darüber zu freuen, wenn sie schnell wieder verschwunden sind.


    Dorrit: Ja, das habe ich tatsächlich ähnlich auch schon erlebt, und auf meine Bitte, das Buch gefälligst sofort wieder zurückzulegen, kam die erstaunt-beleidigte Frage: "Warum denn? Du kriegst die doch umsonst, oder?"

  • Da keiner weiß, daß ich schreibe, bin ich auch noch nie angeschnorrt worden. Ich könnte auch keine Bücher verschenken, da ich nie mehr als zwei bis drei Beleg-Exemplare bestelle. Ich habe gar keinen Platz, um kistenweise Bücher zu horten. Eines kommt in mein Archiv, eines zum selber Lesen und das dritte bekommt eventuell die hiesige Bibliothek nach meinem Ableben vermacht.

  • Bei normalen Verlagsverträgen (Publikumsverlage) bekommt man um die zwanzig Exemplare zum Erscheinungstermin und dann jeweils fünf mit jeder neuen Auflage (zu „Pauschaltourist“ waren es insgesamt bislang fast 80). Und man kann üblicherweise mit 40 Prozent Rabatt auf den Ladenpreis Autorenexemplare bestellen, die man eigentlich nicht verkaufen darf. ;)

  • Bei normalen Verlagsverträgen (Publikumsverlage) bekommt man um die zwanzig Exemplare zum Erscheinungstermin und dann jeweils fünf mit jeder neuen Auflage (zu „Pauschaltourist“ waren es insgesamt bislang fast 80). Und man kann üblicherweise mit 40 Prozent Rabatt auf den Ladenpreis Autorenexemplare bestellen, die man eigentlich nicht verkaufen darf. ;)

    Danke für den Tipp, gut zu wissen :)

  • Wieso darf man Autorenexemplare nicht verkaufen? Der Rabatt ist auch nicht höher, als wenn eine Buchhandlung sie bestellt. Und was für einen Unterschied macht es, ob man als Autor oder als Buchhändler Bücher beim Verlag bestellt? Schließlich herrscht Handels- und Gewerbefreiheit, so daß mich keiner daran hindern kann, einen Buchhandel zu betreiben.

    80 Stück sind ungefähr 2-2,5 Regalmeter. =O Bei meinen bislang drei Büchern müßte ich ein komplettes Bücherregal dafür anschaffen. Oder die Kisten im feuchten Keller lagern, wo sie allmählich vor sich hin schimmeln können. ^^"

  • Wieso darf man Autorenexemplare nicht verkaufen?

    Weil es (fast immer) im Autoren-/Verlagsvertrag steht, als Bedingung dafür, dass man den Autorenrabatt überhaupt erhält, damit man z.B. den Buchhändlern keine Konkurrenz macht und keinen Zwischenhandel aufbaut. Es wäre möglicherweise auch fiskalisch ein Problem, da zur freiberuflichen eine gewerbliche Tätigkeit (Handel) hinzukäme, und zudem eine mit Mehrwersteuervereinnahmung.


    80 Stück sind ungefähr 2-2,5 Regalmeter.

    Das war ein wenig hoch geschätzt, aber es ist auch mein meistverkauftes Buch, das immerhin schon seit 11 Jahren auf dem Markt und inzwischen in der achten oder neunten Auflage ist. Von den vielen Belegexemplaren sind aber kaum noch welche übrig, vielleicht zehn. Und im Regal steht sowieso immer nur eines. Meistens sind es über die Zeit so um die vierzig Belege je Titel, aber ich bin auch nur Midlist. Kollegen wie Ulrike Renk (die einzige 42erin, die es bislang - und auch gleich mehrfach - in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat) dürften da einiges mehr horten.

  • Manche Autoren nutzen die Autorenexemplare für Gewinnspiele (man darf dann aber keine Gegenleistung dafür erwarten, wie z. B. eine Rezension). Kann aber sein, dass das vor allem Selfpublisher so machen, die sich ja auch um das Marketing selber kümmern müssen.

  • Sind nicht die meisten Rezensionen mehr oder weniger erkauft?

    Es soll mir keiner erzählen, daß es Leute gibt, die spontan und ohne Gegenleistung seitenlange Sermone auf Amazon absondern. Nach meiner Erfahrung kommt auf ca. 80-100 verkaufte Exemplare eine 1-Satz-Rezension. Wenn ich also Bücher von irtgendwelchen unbekannten Selfpublishern sehe, die 20 oder 30 Rezensionen haben, manche fast eine A4-Seite lang, dann kann ich mir denken, wo die herkommen. :|

  • Liebe Katze, die du so unerkannt durchs Internet schleichst, das sind ziemlich steile Behauptungen, um nicht zu sagen unverschämte Unterstellungen, die du da so nonchalant absonderst.

    Die meisten Rezensionen sind also mehr oder weniger "erkauft"? Aha. Es ist schon eine gewisse Kunst, in gerade mal 3 1/2 Zeilen allen Autoren, speziell natürlich den Selfpublishern, und im Grund genommen allen Menschen, die Rezensionen schreiben, eine Portion Korruption zu unterstellen.


    Was ist übrigens ein "unbekannter Selfpublisher"? Es gibt sehr viele Autoren, die mir unbekannt sind, die aber vielleicht im Rahmen ihres Genres eine große Fangemeinde haben. Man sollte nicht immer seinen eigenen, vielleicht ziemlich engen Horizont verallgemeinern.


    Ich zum Beispiel habe meine meisten Bücher als Selfpublisher verfasst und einige Titel haben durchaus 20-30 Rezensionen. Hier besteht eine gewisse Korrelation zu den Verkaufszahlen. Ich weiß ja nicht, ob du schon mal ein Buch verkauft hast? Dann wüsstest du das nämlich. Von allen Rezensenten kenne ich ungefähr ein halbes Dutzend persönlich, und auch deren Besprechungen sind aus freien Stücken entstanden. Vielleicht kannst du dir das ja nicht vorstellen, aber Gott sei Dank gibt es tatsächlich Menschen, die ihre Eindrücke ohne Gegenleistung mitteilen wollen. Ich habe noch nie jemanden um eine Rezension gebeten, geschweige denn etwas dafür bezahlt. Und ich glaube in der Tat, dass das für die allermeisten Autoren, einschließlich der Selfpublisher gilt.


    Und noch etwas: Es gibt bei Amazon-Rezensionen natürlich auch viel Mist, aber es gibt aber auch Rezensionen, die den Vergleich mit professionellen Feuilletons nicht zu scheuen brauchen.


    vielleicht solltest du das nächste Mal zuerst nachdenken, bevor du etwas "absonderst."

  • Es soll mir keiner erzählen, daß es Leute gibt, die spontan und ohne Gegenleistung seitenlange Sermone auf Amazon absondern.

    Soll keiner? Ich mache trotzdem. Ich habe während der vergangenen zehn Jahre über 500 "seitenlange Sermone auf Amazon (und anderswo) abgesondert", und die einzige Gegenleistung bestand darin, dass jemand ein Buch geschrieben hatte, das zu lesen ich das manchmal zweifelhafte Vergnügen hatte. Ich habe Mainstreambelletristik rezensiert, Nischenverlagspublikationen, und auch zwei, drei Selfpublisher-Titel. Hier kannst Du das nachlesen.

  • Sind nicht die meisten Rezensionen mehr oder weniger erkauft?

    Es soll mir keiner erzählen, daß es Leute gibt, die spontan und ohne Gegenleistung seitenlange Sermone auf Amazon absondern. Nach meiner Erfahrung kommt auf ca. 80-100 verkaufte Exemplare eine 1-Satz-Rezension. Wenn ich also Bücher von irtgendwelchen unbekannten Selfpublishern sehe, die 20 oder 30 Rezensionen haben, manche fast eine A4-Seite lang, dann kann ich mir denken, wo die herkommen. :|

    Meine, also die von mir verfassten, Rezensionen kannst du auf meiner Website nachlesen. Dafür habe ich weder eine Bezahlung erhalten noch gute Worte benötigt. Zugegeben, die Mehrzahl der Rezensionen ist für das Bloggerjournal von Randomhouse entstanden. Aber das einzige, was dafür erhielt, war das kostenfreie Rezensionsexemplar des Buches. Und meine Kritiken sind hart, gnadenlos und ohne Ansehen von Autor und Verlag. Und dennoch nutzen sie die Verlage.

    Andere Rezensionen habe ich verfasst für Bücher, die ich mir selbst gekauft habe. Meine Rezensionen erscheinen nicht nur bei Randomhouse, sondern auch auf anderen Portalen wie Leserjury, Krimi-Couch, Lovelybooks und meiner Facebook-Seite.

    Für Amazon schreibe ich nicht.

    Insofern kann ich deiner Anfangsbehauptung "Sind nicht die meisten Rezensionen mehr oder weniger erkauft?" nicht zustimmen.

  • Ich schreibe Rezensionen hier im Forum, auf unserem Blog (zweiundvierziger) und für das Glarean-Magazin. Für letzteres erhalte ich meistens (nicht immer) die Bücher oder Medien, jedoch kein Honorar und auch eine Lobhudelverpflichtung ist damit nicht verbunden.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann