Wartezeit bei Agenturen

  • Nachdem mein Krimi fertig geschrieben und von mehreren Personen auch testgelesen wurde, habe ich mich im Frühjahr über Agenturen informiert. Von meinen Top 5 habe ich zunächst zwei Agenturen mit den üblichen Unterlagen angeschrieben. Es heißt ja immer, man solle nicht zu viele Agenturen auf einmal anschreiben.

    Von einer Agentur kam nach etwa sieben Wochen eine Rückmeldung mit der Bitte, das Gesamtmanuskript zuzuschicken. Das tat ich natürlich gerne und habe dann auch nochmal ein Dankeschön als Antwort bekommen sowie den Hinweis, dass die weitere Prüfung einige Zeit in Anspruch nehmen wird und man mich um Geduld bittet.

    Das ist nun fast zehn Wochen her ... Daher mache ich mir keine allzu großen Hoffnungen mehr, zumal diese Agentur parallel einen Krimiwettbewerb ausgeschrieben hatte und die ersten drei Plätze einen Agenturvertrag erhalten. Zwar habe ich auch schon gelesen, dass manche Agenturen durchaus 3-4 Monate prüfen, überlege aber dennoch, jetzt zumindest noch meine Top 3-5 anzuschreiben.

    Welche Erfahrungen habt ihr bezüglich der Wartezeiten gemacht?


    Oder vielleicht doch erstmal bei der Agentur, die noch prüft, nachfragen? :/

    Da bin ich nicht sicher, denn irgendwie denke ich mir auch, dass keine Antwort immer noch besser ist als eine Absage. ;)

  • Ich habe heute erst in der "Federwelt", August 2020, einen Artikel zu genau diesem Thema gelesen. Die Agentin erklärte, derart lange Wartezeiten seien zwar nicht üblich, kämen aber durchaus vor. Sie nannte ihre speziellen Gründe: An dem Manuskript sei noch viel zu arbeiten, sie habe aber jetzt keine Zeit dafür, mit dem Autor daran zu arbeiten. Aber vielleicht in einigen Monaten.

    Jetzt sei der Roman, das Manuskript, nicht unterzubringen. Aber vielleicht später.

    Das Manuskript sei nicht gut, aber auch nicht so schlecht, es gleich abzulehnen. Sie lese häufig in nicht abgesagten Manuskripten und gebe diesen damit eine zweite Chance: "Eventuell kommen wir zum richtigen Zeitpunkt doch noch zusammen … "


    Ich kann mir vorstellen, bei dir ist es ebenso. Und nachfragen kann nicht schaden.

  • Kiana, ich fühle mit dir.


    Mir geht es ähnlich, besonders bitter ist es, wenn einfach überhaupt keine Rückmeldung kommt.


    Eine Ab oder Zusage, selbst nur der Hinweis: "Wir haben das Manuskript in Prüfung" würde da manchmal schon helfen.


    An deiner Stelle würde ich die Zeit sinnvoll nutzen und nach weiteren Agenturen suchen und/-oder am nächsten Manuskript arbeiten.

  • Ja, die "Federwelt" ist immer noch gut. :)


    Es gibt kein Verbot, mit mehreren Agenturen gleichzeitig Kontakt aufzunehmen, man verliert nur viel, viel, viel wertvolle Zeit, wenn man es nicht tut. Man bewirbt sich ja auch nicht nur bei einer Firma für einen Job, sondern bei mehreren zugleich. Wobei die Kontaktaufnahme mit Agenturen keine Bewerbung ist, sondern eine Geschäftsanbahnung, und dessen sollte man sich gewahr sein. Man ist kein Bittsteller, man bietet etwas an, von dem am Ende alle profitieren, ohne das es die Geschäfte aber überhaupt nicht gäbe.


    Wenn das Gesamtmanuskript angefordert wurde und man hat seit 10 Wochen nichts gehört, dann mag das noch in den Toleranzbereich fallen, aber man tut auch niemandem weh, wenn man höflich und bestimmt nachfragt, ob das angefragte Manuskript denn bei der richtigen Person angekommen ist und ob es sich lohnt, noch weiter zu warten. Das ist auch ein bisschen unhöflich und arrogant von den Agenturen, sich so in Schweigen zu hüllen. Wie gesagt, wir sind keine Bittsteller, sondern Anbieter. Agenturen und Verlage leben von dem, was wir tun, nicht umgekehrt. Ein wenig Selbstbewusstsein und selbstbewusstes Auftreten sind also angebracht. Und auch wenn viele erklären, man solle angeben, mit wem man sonst noch Kontakt aufgenommen hat, ist das erstens eine einseitige Vorschrift, die man getrost ignorieren kann, und zweitens auch nichts, auf das man später vor Gericht oder sonstwo festgeklopft werden könnte.

  • Ein Nachsatz noch zu dem was Tom schreibt: Auch bei Bewerbung um einen Job sehe ich mich nicht als Bittsteller. Auch in dem Fall wollen wir - wenn man es genau nimmt - ein Geschäft miteinander machen. Dafür habe ich etwas anzubieten und freue mich, wenn das mit dem zusammenpasst, was die Firma sucht. Und wenn nicht, dann ist es vielleicht auch gut so, wenn wir nicht zusammenarbeiten 8)

    Ich finde, das sollten wir alle viel häufiger beherzigen - sowohl beim Schreiben als auch bei Jobs.

    (Aber ich werde demnächst auch wieder eine Agenturrunde machen und mir das vermutlich noch einmal ganz groß an meinen Schreibtisch hängen müssen, weil ich das zwar in Bezug auf Jobs ganz gut verinnerlicht habe, in Bezug auf Bücher eher noch nicht so:frust)

  • Das stimmt natürlich, Dorrit. Es gibt allerdings in gewisser Weise einen qualitativen Unterschied. Bei der Anbahnung Autor/Agentur-Verlag geht es um die Kooperation zweier im weitesten Sinne selbständiger Unternehmer (auch wenn die meisten von uns Freiberufler sein dürften), bei der Akquise eines Angestelltenverhältnisses ist diese Augenhöhe auf rechtlicher Seite nicht ganz gegeben, und auch die Risikoverteilung ist eine andere. Aber man ist natürlich alles andere als ein Bittsteller, wenn man sich um einen Job bewirbt. Sondern man bietet etwas an.

  • Natürlich Tom - das ist schon richtig, es gibt qualitative Unterschiede, aber in der Sache ist es ähnlich. Mich nervt es schon seit Jahren, dass auch in Bezug auf Jobsuche das Narrativ vorzuherrschen scheint, dass der Jobsuchende quasi dankbar sein muss, wenn er eingeladen oder berücksichtigt wird. Das nervt mich bei Arbeitgebern und bei Arbeitnehmern gleichermaßen und es klang so ein klitzekleines bisschen durch in Deinem Post. Ich springe da ein bisschen - zugegebenermaßen etwas unverhältnismäßig - drauf an.


    Ist aber für das Thema nur ein Nebenschauplatz - entschuldige, Kiana, dass ich in Deinem Thread auf Abwege geraten bin.

  • Tatsächlich ist es inzwischen umgekehrt, Dorrit (und auch von mir: Entschuldigung, Kiana, dass wir Deinen Thread missbrauchen), zumindest im IT-Bereich. Wir müssen ein regelrechtes Schaulaufen vor den Bewerbern veranstalten, und die falsche Farbe des Sofas im Aufenthaltsraum kann schon dazu führen, dass wir durchs Rost fallen.


    Grundsätzlich sollte keiner der Beteiligten ein Arbeitsverhältnis als eines zwischen Bittsteller und Bittenerfüller verstehen, richtig.

  • Danke für eure Antworten und kein Problem, wenn das Thema ein wenig hin zu Bewerbungen entgleitet. Mit Bewerbungen habe ich auch immer mal wieder zu tun und ich käme nie auf die Idee, Bewerber so lange ohne Rückmeldung warten zu lassen (wer allerdings gar nicht zu den Anforderungen passt, bekommt dann auch recht zügig eine Absage). Aber wenn man durch verschiedene Autorenforen stöbert, hat man doch immer wieder den Eindruck, diese Wartezeiten sind normal und man muss als Autor eben damit leben.


    Aber dann werde ich die Dame von der Agentur mal anschreiben und am Wochenende prüfen, wen ich als nächstes kontaktiere. Habe zwischenzeitlich nämlich auch von einer Agentur gehört, die ich vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatte.

  • Habe zwischenzeitlich nämlich auch von einer Agentur gehört, die ich vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatte.

    Hast Du hier mal reingeschaut? Liste von Agenturen

  • Tom: Jetzt ja, dank Dir für den Tipp. Und auch für die Ermutigung zu einem selbstbewussteren Auftreten als Autorin. ;)


    Ich habe die Dame gestern Abend angeschrieben und heute Früh die Rückmeldung erhalten, dass sie sich zu dem Manuskript noch mit einer Kollegin abschließend besprechen möchte und sich voraussichtlich nächste Woche meldet. Na, das wird ja eine entspannte Wartewoche. :S

  • Auf die Rückmeldung von ein, zwei Agenturen zu warten, bevor man sich traut, sich an die nächsten zu wenden halte ich für verkehrt. Außerdem dürfte das nur diejenigen betreffen, die noch keine haben, sprich Debütanten.


    Wei viele Jahre würde man da unter Umständen warten? Falls es nicht meine Wunschagentur ist, von der ich eine Zusage bekäme, würde ich das nutzen, um bei meiner Lieblingsagentur (sofern ich denn eine hätte) höflich nachzufragen, ob sie sich nicht vielleicht mit der Überprüfung meines Manuskriptes etwas beeilen könnten, da ich sonst anderweitig zusagen würde.


    Agenturen können übrigens ganz verblüffend schnell prüfen. Ich weiß nicht, warum man sich da so klein machen sollte.


    Aussagen, dass man das Manuskript erst mal behalte, bevor man darüber nachdenke, denn es könne sich ja vielleicht etwas ergeben, wäre für mich wie eine Bewerbung bei einem Arbeitgeber, der mich darum bittet, dass ich mich doch erst mal nirgendwo anders bewerbe, mir aber keinen Vertrag anbieten will.


    Letztendlich ist es meine Zeit, die hier verbraten wird. Und eine Agentur, die auf ein solches völlig normales Geschäftsgebaren mimosenhaft regiert, ist nicht professionell.


    Der entscheidende Knackpunkt ist sicherlich, dass ich dann aber auch tatsächlich etwas habe, dass auch andere haben wollen.

  • Hallo Sternenimperator, ich nehme mal an, dass es am häufigsten Debütanten sind, die nach Agenturen suchen und eher seltener Autoren, die bereits eine Agentur haben, aber wechseln wollen. Und die haben dann ja, im besten Falle, auch schon Veröffentlichungen vorzuweisen und dann ist es leichter, woanders unterzukommen (oder nicht?).


    Meine Top 1 Agentur ist genau die, die das Manuskript angefordert hatte. :) Vielleicht bin ich auch deswegen geduldiger, aber mir ist eben auch bewusst, dass Agenturen von Autorenanfragen überrannt werden und oft sehr wenige Mitarbeiter sehr viel Arbeit leisten müssen. Ich fand zudem den Kontakt sehr nett und finde es auch gut, dass sie dann auf meine Rückfrage so schnell reagiert haben. :) Deswegen warte ich mal ab, ob da diese Woche noch eine weitere Nachricht kommt.


    Ich habe, als ich mich in anderen Foren und auch hier, umgesehen habe, ganz verschiedene Rückmeldezeiten gehört: zwischen einer Woche bis zu vier Monaten war alles dabei. Manche bekamen ruckzuck eine Absage, andere erst nach Monaten eine Zusage – und umgekehrt. Sicherlich ist da auch immer ein bisschen Glück/Pech mit dem Timing dabei und wie sehr das Genre, was man im Angebot hat, gerade gefragt ist.


    Falls es nun nicht klappen sollte mit der Wunsch-Agentur, würde ich zukünftig aber auch etwas früher nachfragen.