Recherche und korrekte Darstellung in Roman, Erzählung

  • Auf jeden Fall, ich suche nur noch nach der Speisekarte sowie den Uniformen vom Personal.

    Bevor ich was falsches auftische ;)

    Haste mal bei Wikipedia geschaut? Da steht zwar konkret nichts zu Uniformen und Menüs drin, aber es sind eine Reihe von Namen genannt, die sich mit dem Orientexpress mehr hobbymäßig befassen. Vielleicht einen von denen kontaktieren.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Orient-Express


    Möglicherweise gibt es in Belgien oder Frankreich ja auch sowas wie ein Museum. Ich würde in so einem Fall als erstes die Pressestelle der SNCF anschreiben.


    Adresse Hier: https://www.sncf.com/fr/groupe/newsroom/contacts-presse-sncf

  • Herzlichen Dank,


    Ich bin gerade über den "neuen" Film von 2017 gestolpert, jetzt überlege ich ob weiße Uniformen mit goldenen Schulterstücken wirklich zeitgemäß waren.

    Bzgl. dem Menü halte ich mich an das Motto: "Ich erzähle eine Geschichte, wenn ich Kaiserschmarrn auftische, dann gab es das damals eben ;) "

  • Es gibt jede Menge Literatur zum Orient-Express. Bevor ich Kaiserschmarrn auftischte, würde ich dann doch einen Blick in eines dieser Bücher werfen.

  • Es gibt jede Menge Literatur zum Orient-Express. Bevor ich Kaiserschmarrn auftischte, würde ich dann doch einen Blick in eines dieser Bücher werfen.

    Dann nenn Greenhorn paar Titel. Er hat ursprünglich nach Recherchematerial (oder Material zum Faktencheck) gefragt, um die Speisekarte und die Art der Uniformen der Zugbegleiter herauszufinden.


    Könnte ihm sicher weiterhelfen.

  • https://www.amazon.de/s?k=Orie…95%C3%91&ref=nb_sb_noss_2


    Aber für so etwas würde ich eher eine sehr gut sortierte Bibliothek aufsuchen. Ich schreibe gerade über einen Ort südlich von Berlin (bzw. lasse dort das Geschehen stattfinden), und ich wollte die Informationssammlung zunächst auch auf die üblichen Quellen beschränken, was vermutlich ausgereicht hätte, aber dann bin ich zur Lesung eines befreundeten Autors in eine Bibliothek in einem Nachbarort dieses Ortes gefahren und habe zufällig neben den Regalen mit Büchern zum Nachbarort des Nachbarorts gesessen. Ich bin aus dem Staunen nicht herausgekommen, und am nächsten Tag war ich noch einmal da und habe eine Wagenladung Titel eingesackt, die kaum online aufzufinden sind. Und die enthalten verblüffende Details und Informationen, die ich sonst nicht gefunden hätte. Was ich daraus mache, weiß ich allerdings noch nicht.


    Was ich sagen will: Manchmal kann es sich lohnen, zu Autorenlesungen zu gehen.

  • Merci beaucoup,

    das hat mich wieder ein Stückchen weiter gebracht. Ich kann leider derzeit nicht viel für meinen Traum tun, da mich mein Hauptberuf braucht. Da ist so eine kleine Hilfestellung durch euch ideal, danke! :)

  • Dann nenn Greenhorn paar Titel. Er hat ursprünglich nach Recherchematerial (oder Material zum Faktencheck) gefragt, um die Speisekarte und die Art der Uniformen der Zugbegleiter herauszufinden.

    Moment mal...er?


    Du hällst mich für Männlich? Sind meine Aussagen so Testosteron geladen?

  • Moment mal...er?


    Du hällst mich für Männlich? Sind meine Aussagen so Testosteron geladen?

    Bisher hatte ich tatsächlich unterstellt, du seist männlich. Entschuldige bitte, aber seit ich Karl May gelesen habe, ist ein Greenhorn für mich eher männlich als weiblich, und aus deinem Profil geht nun auch nicht auf den ersten Blick hervor, dass du weiblich bist. Auf den zweiten übrigens auch nicht. In deiner Vorstellung schreibst dazu noch

    ich bin der Neue und im Moment nicht sicher ob ich hier richtig bin.

    ( (Fettung durch mich) Das ließ mir jetzt wenig Spielraum. Also nochmal: Entschuldige bitte.

  • Moin,


    brauchst dich nicht zu entschuldigen ;)


    Tatsächlich ist es so, dass der Name Greenhorn für viele eher männlich ist. Du brauchst dir da jetzt keine Gedanken machen, ich nehme das niemandem übel.


    Hinter diesem Pseudonym, das ich verwende steckt ja auch ein "ER" nur schreibt er nicht mehr hier. Mein Partner, der sich anfangs immer als "Stift" bezeichnete, kümmert sich für gewöhnlich um meinen öffentlichen Auftritt oder die Kommunikation mit Verlagen, da ich nicht gerade der Typ Mensch bin, der sich gerne mit solchen Sachen auseinandersetzt.


    Da Sebastian nun aber geschäftlich zu tun hat, habe ich mich mal getraut und hier einfach weiter gemacht. Ich schreibe hier jetzt also praktisch selber, dass ist für mich ein enormer Schritt, so komisch das jetzt klingen mag.


    Bevor mir jetzt Täuschung unterstellt wird: Der Account ist von Basti für mich erstellt, bis jetzt hat er hier für mich geschrieben, natürlich in Abstimmung mit mir. Ab sofort mach ich das selber, da er gerade in der beruflichen Weiterbildung steckt und andere Dinge im Kopf hat.


    Meine erwähnten Manuskripte, auch das aktuelle an dem ich sitze, damit hat Basti nichts zu tun, er ist lediglich der Mann für die "Kommunikation nach Außen"


    Es läuft also alles wie bis her, nur eben mit etwas weniger Ironie und dunklem Humor, dass liegt mir nämlich nicht :)

  • Ich mische mich mal kurz ein, weil mich die Thematik auch betrifft. Ich schreibe über eine Kommunistin (1900-1990), über die ich persönlich sehr viel weiß. Sie war eine Freundin meiner Eltern, wir haben sie oft in Zürich besucht. Ich habe außerdem ein Vierteljahr in ihrer Nähe in Zürich gelebt. Also mein Wissen resultiert aus der persönlichen Begegnung. Was ich nicht oder nur bruchstückhaft von ihr - oder ihrem Mann - selbst erfahren habe, muss ich recherchieren. Dazu benutze ich Archive, Fachliteratur, Google, selten Wikipedia als Quelle. Über ihren Mann, der 1936 in den spanischen Bürgerkrieg ging, habe ich das kürzlich erschienene Buch über die Schweizer Spanienkämpfer gefunden, in dem ich den Lebenslauf ihres Mannes fand. Das war natürlich ein besonderer Glücksfall. Ich bemühe mich jedenfalls, alle Fakten historisch korrekt darzustellen.

  • Ich erlaube mir dieses ausführliche Zitat, gerade weil ich eher zum „Kammerschen Stil“ tendiere. Nein, bei mir gäbe es für die Römer weder Tomatensalat noch -suppe. Und das, obwohl ich der Aussage des Autors, der dazu riet, ab und an geschmückte Elefanten auftreten zu lassen, durchaus zustimme. Soll heißen: absichtliche Abweichungen von der Historie ja, Schlunzereien bei der Recherche nein. Allerdings kann der Wunsch nach „Realität“ auch ein großer Hemmschuh sein, das habe ich in den letzten Jahren gemerkt - ja, hat gedauert: nicht die Erkenntnis, dass, sondern die Erlaubnis, sich mehr Leine zu geben.

  • Die Frage nach der einbetonierten Leiche kann, glaube ich, auch ein verdokterter Mediziner nicht einfach so beantworten, und selbst gestandene Rechtsmediziner sind dazu überfragt, weil es nicht zum alltäglichen Erfahrungsschatz gehört. Aber vielleicht hilft Dir das hier weiter:


    https://www.spiegel.de/spiegel/a-565504.html

    Zu diesem Thema kann ich nun ergänzen, dass eine Mail an die Pressestelle der Uni Tübingen genügte und schon rief mich ein Forensiker an. Innerhalb von zehn Minuten war das Thema zu meiner Zufriedenheit geklärt. Sowohl, was die einbetonierte Leiche anbetrifft wie auch die Feststellung des gebrochenen Zungenbeins und Kehlkopfes, die durchaus auch nach 25 Jahren in Beton noch nachvollziehbar sind. Sagt der Doktor.

  • Ben Vart: Und? In welchem Zustand wäre die Leiche nach 25 in Beton? Das interessiert mich auch. Also, eigentlich frage ich natürlich für einen Freund. 8)

  • Na, das wiederum käme auf die Umstände an, die ich mir jetzt nicht ausführlich erklären ließ. Aber praktisch wäre jede Art von Zustand möglich, sagte er. Von gut erhalten bis skelettiert. Aber was ich bis dahin nicht wusste, ist die Tatsache, dass auch ein Kehlkopf erstens brechen kann (bisher dachte ich, der Kehlkopf besteht aus Knorpel und kann höchstens massiv gequetscht werden) und dass der Kehlkopf zweitens durchaus diese 25 Betonjahre überstehen und diese Frakturen auch nach diesem Zeitraum noch feststellbar sind.

  • Die Frage nach immer absonderlichen Methoden der Ermittlung und Analyse, <übertreiben modus an>das man im Splitter eines Fußnagels noch die Revolverkugel bestimmen und bei einer 99 jährigen vollständig zu Staub zerfallenen Leiche noch das Gift herausfiltern kann <übertreiben modus aus> zeigt m.E. deutlich, dass die heutigen Krimischreiber mehr auf Mikrodetails achten, denn auf eine gute Geschichte.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Die Frage nach immer absonderlichen Methoden der Ermittlung und Analyse, <übertreiben modus an>das man im Splitter eines Fußnagels noch die Revolverkugel bestimmen und bei einer 99 jährigen vollständig zu Staub zerfallenen Leiche noch das Gift herausfiltern kann <übertreiben modus aus> zeigt m.E. deutlich, dass die heutigen Krimischreiber mehr auf Mikrodetails achten, denn auf eine gute Geschichte.

    Nun, das war im konkreten Fall etwas anders. Ich hatte ein Buch zur Rezension, in dem die Rede von einer Leiche war, die nach 25 Jahren in einem Betonfundament entdeckt wurde. Der Autor schrieb von Kleidungsresten und die Gerichtsmedizinerin erklärte ihm, anhand des gebrochenen Zungenbeins und Kehlkopfes könne man von erdrosseln als Todesursache ausgehen.

    Ich wollte nun einfach wissen: Was bleibt von einer Leiche nach 25 Jahren Betonsarg und kann der Kehlkopf, der ja hauptsächlich aus Knorpel besteht, brechen und ist er nach 25 Jahren überhaupt noch erhalten.


    Andererseits, lieber Horst-Dieter, sind diese Mikrodetails nichts neues. Auf die hat schon Sherlock Holmes großen Wert gelegt.

  • Andererseits, lieber Horst-Dieter, sind diese Mikrodetails nichts neues. Auf die hat schon Sherlock Holmes großen Wert gelegt.

    Conan Doyle hat das aber in der Regel mit einer guten Geschichte verbunden. Ich nehme aber wahr (auch in anderen Zusammenhängen), dass diese Mikrodetails, die Suche nach einer möglichst perfiden Mordmethode oder die Entdeckung durch ungewöhnlichste Details im Vordergrund steht, und nicht die Geschichte an sich.

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  • Mikrodetails? In echt? 8)


    Ja, Akribie kann schnell zum Selbstzweck werden, oder sich als Ablenkungsmanöver entpuppen, aber grundsätzlich schlecht muss sowas nicht sein.


    Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass gute Sachbücher weitaus ausführlicher, (mikro-)detailreicher und fundierter sind als so gut wie alle Online-Quellen. Als Beispiel sei dieses Buch empfohlen, das vermutlich nicht wenige Kriminalromanautoren als hilfreich empfinden (würden). Eine befreundete Kriminalkommissarin, die auch mal Autorin war, empfiehlt es dringend, selbst für die Profis. Es ist sicher auch ... äh ... anregend:


    ASIN/ISBN: 3804732011

  • Mikrodetails? In echt? 8)

    Mir fiel keine schlimmere Bezeichnung dafür ein, dass sich Autorinnen und Autoren in der Suche nach der exakten möglichst abstrusen Todesvariante und/oder der extremsten Spurensuche versteigen, sich aber um die eigentlich Geschichte, deren Logik und Aufbau wenig kümmern.


    Keineswegs meine ich, dass man die Recherche im Detail vernachlässigen soll, ich finde aber, dass ist bei Belletristik nicht die Hauptsache, sondern nachgelagert.

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