Ich möchte mal auf eine Serie aufmerksam machen, die auf dieser literarischen Vorlage basiert. Margaret Atwoods "Der Report der Magd" gilt als eine der besten Dystopien der letzten Jahrzehnte, und als wichtiger feministischer Roman. Seit 2017 gibt es eine Fernsehserie (MGM/Hulu), die auf diesem Roman basiert, und die mit Preisen überhäuft wurde.
Zu recht.
Die beiden ersten Staffeln sind im Angebot von "Amazon Prime" enthalten, die dritte gibt's kostenpflichtig gegen einen so genannten Staffelpass.
Diese Serie gehört ohne jede Frage zu den besten, die in den letzten Jahren produziert worden sind. Unfassbar eindringlich, sensationell besetzt und gespielt, äußerst spannend, stimmig bis ins letzte Detail und - bislang (ich bin in der Mitte der zweiten Staffel) - ohne jede Hoffnung (oder sie wird alsbald und nachhaltig wieder zerstört, wenn sie wider besseres Wissen mal aufkommt). Der Plot hält sich zwar kaum noch an die Romanvorlage, die aber auch eine so vielschichtige und eindringliche Serie nicht hergeben hätte. Während Margaret Atwood, deren Geschichte aus dem Jahr 1985 (!) stammt, in der Hauptsache auf die Aspekte abzielte, die etwas mit dem Patriarchat, mit Misogynie und religiösem Wahn zu tun haben, dehnt die Serie Umfeld, Personal und Hintergründe so weit aus, dass man eine fantastische Lektion in angewandter Diktatur mit allen Nebenthemen erhält. Es gelingt ihr vor allem das unglaubliche Kunststück, zu vermitteln, wie sich Menschen mit neuen, grausigen Realitäten abfinden, und wie es diesen ja geschauspielerten Figuren tatsächlich vorkommen muss, als läge die eigene, glückliche Vergangenheit mehrere Jahrzehnte zurück, hätte quasi in einem anderen Leben existiert, obwohl es den patriarchalisch-christlichen Gottesstaat "Gilead" noch nicht so lange gibt. Sie zeigt auch, wie wir schleichende Veränderungen und eigentlich eindeutige Signale zu verleugnen versuchen, wie Bequemlichkeit immerzu und ohne Ausnahme Bedenken aussticht, wie wir aushalten, statt zu agieren. Sie ist zugleich ein Manifest gegen Rassismus und für Gleichberechtigung, sie wirbt aber auch um Verständnis für Menschen, die sich gegen das Märtyrertum entscheiden. Sie ist nicht zuletzt irre unterhaltsam, obwohl sie manchmal minutenlang nichts als die Mimik von Elisabeth Moss zeigt. Oder deswegen. Wahnsinn.
ASIN/ISBN: B078VRHNXY |
Übrigens hat sich Volker Schlöndorff im Jahr 1990 schon einmal an diesem Stoff versucht, aber das war nicht so der Bringer.