Pseudonym trifft auf Autorenvita

  • Ja, schon wieder ich, sorry ;)


    Heute, eine zugebenermaßen komische Frage: Wie schreibt man als Pseudonym seine Autoren Vita? Das ist ja schon unter normalen Umständen nicht gerade einfach...

  • Das ist ja kein Vertrag - Du kannst reinschreiben, was Du willst. Du musst nur damit rechnen, dass Du einen Shitstorm einfährst, wenn herauskommt, dass Du Dich beispielsweise als Fachmann für Homöopathie ausgegeben hast, im wahren Leben aber Schulmediziner bist, oder so. Ausgedachte Vitae sind vor allem dann schwierig, wenn sie mit Erwartungs- und Glaubwürdigkeitshaltungen seitens der Leser verbunden sind. Wenn Du also beispielsweise einen Roman verkaufst, der im KZ spielt, und behauptest, Du hättest selbst jüdische Wurzeln, derlei. Very bad idea! Oder wenn Du ein Fachbuch für Herzchirurgie anbietest und behauptest, Du wärst selbst der weltbeste Transplantateur, dabei hast Du nur mal mit einer Stichsäge und einem Hamster experimentiert, solche Sachen. Aber wahr sein muss nichts, und zuweilen lassen die Verlage die Vitae ihrer Pseudonymkünstler von Fachagenturen anfertigen. Denn die geschlossenen Pseudonyme sollen ja glaubwürdig sein.

  • Wenn man sich bei einem Verlag bewirbt, gilt es nicht, sich dort mit Pseudonym zu melden und sich eine erfundene Biografie auszudenken. Man kann dem Verlag sagen, dass man unbedingt unter Pseudonym veröffentlichen will, aber dann besser keine Biografie ausdenken - das kann man immer noch, wenn es zu einer Buchveröffentlichung kommt. Den Vertrag, sollte es zu einem kommen, muss man auch mit seinem echten Namen unterschreiben.

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich hätt jetzt gedacht, der Autor kann ja gerne unter Pseudonym veröffentlichen, aber der Verlag muss natürlich schon aus rechtlichen Gründen die Identität des Autors kennen, aber er muss sie nicht veröffentlichen.


    -- Warum soll ein Pseudonym nicht als solches erkennbar sein? Da muss es Gründe geben ....

  • Mein Vorschlag: Zuerst etwas schreiben, das zumindest in die Nähe der Möglichkeit einer Veröffentlichung kommen könnte und, falls man dafür dann tatsächlich einen interessierten Verlag findet, zusammen mit dem überlegen, ob ein Pseudonym überhaupt Sinn macht. Spätestens dem Verlag gegenüber musst du die Hosen runterlassen und das Geheimnis um deine Anonymität lüften.


    Davon abgesehen ist deine Frage leicht zu beantworten: Die Autorenvita eines Pseudonyms kann natürlich immer nur eine erfundene sein. Insofern hättest du, anders als im Falle einer Veröffentlichung unter deinem Klarnamen, völlig freie Hand. Für einen Autor sollte das doch eine der leichtesten Übungen sein. :) Wenngleich auch in diesem Fall der Verlag vermutlich das letzte Wort haben wird.

  • Wenn man einen im Ausweis eingetragenen Künstlernamen hat, muss der Verlag tatsächlich den echten Namen nicht erfahren. Man kann unter diesem Namen Verträge abschließen. Aber der Verlag sollte wissen, dass man unter einem Pseudonym agiert.

  • Wenn man einen im Ausweis eingetragenen Künstlernamen hat, muss der Verlag tatsächlich den echten Namen nicht erfahren. Man kann unter diesem Namen Verträge abschließen. Aber der Verlag sollte wissen, dass man unter einem Pseudonym agiert.

    Danke für die Info, Tom. Wieder was gelernt. :)

  • Wenn man einen im Ausweis eingetragenen Künstlernamen hat, muss der Verlag tatsächlich den echten Namen nicht erfahren. Man kann unter diesem Namen Verträge abschließen. Aber der Verlag sollte wissen, dass man unter einem Pseudonym agiert.

    Ob man als Newcomer einem Verlag mit Maske gegenüber treten kann, wage ich zu bezweifeln. Was theoretisch möglich ist, muss praktisch nicht funktionieren. Spätestens bei der Adresse ist dann eine echte Anonymisierung kaum noch möglich, es sei denn, man arbeitet über das gute alte "postlagernd". Aber wie schon geschrieben - welcher Verlag lässt sich darauf ein? Einfacher ist es, wenn ein Agent an einen Verlag herantritt, ein Manuskript anbietet mit der Vorgabe: Das bekommt ihr nur, wenn ihr ein Pseudonym akzeptiert und dieses auch nicht öffnet. Ob aber ein Agent mit Mister Unbekannt sprechen will ohne echte Kontaktadresse ist dann wieder die nächste Frage.


    Ich schließe mich Jürgens Vorschlag an: Ersteinmal etwas schreiben, dass Chancen zur Veröffentlichung hat, dann einen Verlag finden, der es veröffentlichen will und DANN ERST klären, dass dies nicht unter dem Realnamen geschehen soll. Bis dahin besteht sowieso keine Gefahr, dass eine größere Öffentlichkeit davon erfährt.

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  • Ich habe schon etliche Bücher unter Pseudonym veröffentlicht, und zwar unter jeweils verschiedenen Pseudonymen. Sogar gemeinsam mit anderen Autoren haben wir schon unter einem einzigen Pseudonym publiziert.

    Das läuft aber tatsächlich in der Regel so, dass man selber oder der Agent den Kontakt zum Verlag herstellt. Und intern, also zwischen mir/uns und dem Verlag, wird dieses Pseudonym nie verwendet, da läuft alles unter Klarnamen.


    Das ist an sich wirklich ganz einfach.


    Aber: Als unveröffentlichter Autor braucht man erst mal ein fertiges Manuskript.

  • Herzlichen Dank für diese Denkanstöße.


    Anhand der Empfehlungen habe ich mal ein paar Zeilen verfasst, zu denen ihr euch gerne äußern dürft:


    Wie schreibt man eigentlich ein gutes Buch, wenn man selbst zwar Ideen, aber Probleme mit dem Kontakt zu anderen Menschen hat?


    Diese Frage stellte sich auch ein junger Autor, der sich kurzerhand dazu entschied, das Pseudonym mit dem Grünen Namen zu entwerfen.

    Als Anfänger im Autorenhandwerk hat man es freilich nicht leicht, trotzdem versucht das “GreenHorn“ sein Glück und sucht nun nach einem Partner mit dem das erste vollständige Manuskript in ein richtiges Buch verwandelt werden kann.


    Niemand weiß, wer hinter diesem Pseudonym mit einem Hang zu Fantasie-Romanen steckt, mit Ausnahme seines guten Freundes den er scherzhaft als „Stift“ bezeichnet. Doch man sollte gut überlegen, wie man mit diesem introvertierten Schreiber umgeht, sonst findet man sich eventuell in einer seiner Geschichten wieder.


    Im wahren Leben ist er ein beschäftigter Geschäftsmann, der für sein kühles und sehr zurückhaltendes Gemüt bekannt ist. Ganz im Gegensatz zu seinen Geschichten, in denen er sich selbst meist eine kleine Rolle gibt.

    Ich bitte um ehrliche Antworten, auch wenn sie evtl. weh tun könnten, ich bin nicht aus Zucker, also immer schön raus mit der Kritik :)

  • Edit: Das Manuskript wartet nur auf einen potentiellen Interessenten, mit dem ich selbstverständlich unter reellem Namen kommuniziere.

  • Noch einmal: Wer einen eingetragenen Künstlernamen hat, den man sowieso nur eingetragen bekommt, wenn man bereits unter diesem Namen nachweisbar erfolgreich war (also es in nennenswerten Verlagen publizierte Bücher gibt, auf denen dieser Name steht), kann unter diesem Künstlernamen Verträge machen und vieles andere mehr, nämlich fast alle Arten von zivilen Rechtsgeschäften. Ein Verlag muss dann nicht den Realnamen kennen. Genauso wenig müssen Hotels, bei denen man eincheckt und von denen man Rechnungen bekommt usw, den echten Namen kennen. Nicht einmal die eigene Literaturagentur muss den wissen.

    Wenn es natürlich zu strafrechtlich relevanten Vorgängen kommt, wird da ein anderer Schuh draus. Aber bis dahin hat man unter dem eingetragenen Künstlernamen fast dieselben zivilen Rechte wie unter dem Realnamen.


    Ansonsten: Klar, das alles ist erst relevant, wenn man etwas vorzuweisen hat, das jemand veröffentlichen will. Da aber für viele Forenteilnehmer inzwischen die Maxime gilt, dass das Pferd auf jeden Fall schöner ist, wenn man es nicht nur von hinten, sondern auch noch von unten oder sogar von innen aufzäumt, will ich mich dem Trend nicht verweigern. Als nächstes reden wir dann über die Erbfolge bei Urheberrechten, ja?

  • Nun gut, dann werde ich mal etwas deutlicher:



    Ich habe mein Manuskript inklusive Exposé und Anschreiben schon losgeschickt und warte auf Antworten, manch eine Literaturagentur fordert aber eine Autoren Vita, eben dieser widme ich mich nun.


    Die Frage war lediglich nach kreativen Vorschlägen für eben diese Autoren Vita, da mir so etwas mangels Erfahrung auf diesem Gebiet etwas schwerfällt. Ich brauche nicht zu erwähnen, welch "Ergebnisse" mir das Internet ausgespuckt hat, darum habe ich ja nach kollegialem Rat gefragt.


    Es wäre alles etwas einfacher, gäbe es in diesem Forum eine Gruppe von Mentoren, die sich ihre "Schützlinge" aussuchen und diese in gewissem Sinne "Coachen". Ich bin in meiner Abteilung schon Pate bzw. Mentor von vielen "Frischlingen" gewesen und kenne die Schwierigkeiten die so etwas mit sich bringt. Vor allem aber bringt es eins: Unheimlich viel Spaß und Abwechslung, dass würde ich hier einigen zum Zeitvertreib empfehlen!


    (Wahrscheinlich gibt es hier schon etwas in dieser Richtung und ich kann einfach nur nicht richtig lesen)


  • Mit dieser Vita sind Veröffentlichungen, Stipendien und Literaturpreise* gemeint, GreenHorn, und keine Lebensläufe.


    *Edit: Und das sollte der Wahrheit entsprechen.

  • Auf deutsch also: Keine Veröffentlichungen, Stipendien und Literaturpreise=Keine AutorenVita

    , selbst wenn von der Agentur gefordert?

  • @ Greenhorn: Ja, im Vereinsbereich gibt es ein Mentoringprogramm. Und da suchen/entscheiden die Mentoren übrigens auch danach, ob sie ein Projekt interessant finden oder nicht. Was man schwer beurteilen kann, wenn ein möglicher Mentee gerade darüber nicht reden will.


    Und weil es mich ein bisschen nervt, dass ich meine, einen leichten Vorwurf herauszuhören (Wieso gibt es hier sowas nicht, gibt es doch anderswo auch), erwähne ich nur mal, dass wir alle hier ganz freiwillig und ohne Bezahlung oder so tätig sind. Wir helfen uns gegenseitig, und das machen wir alle neben unseren Brotjobs, unseren eigenen Schreibprojekten und den Projekten, die wir für den Verein machen. Ach, und dann haben wir alle noch so etwas wie ein Privatleben. Wir machen das - meistens - gern, aber es ist nichts, was jemand einfordern kann oder sollte. Oder uns einreden, was für ein Wahnsinnsspaß das sein könnte.


    Für eine Autorenbiographie kann ich Dir nur den Tipp geben, dass Verlage oder Agenturen - bevor sie sich ein Manuskript ansehen - schon wissen wollen, was denjenigen dafür qualifiziert, ein Buch zu schreiben oder zu veröffentlichen. Was Tom schreibt. Preise, Veröffentlichungen. Oder womöglich ein Thema, in dem Du Dich auskennst wie kein zweiter. Könnte auch interessant sein, käme auf das Thema an. Jedenfalls: Es gibt eine Unmenge von Leuten, die meinen, sie könnten schreiben. Agenturen suchen aber eher nach Leuten, bei denen das vorher schon mal jemand gemerkt hat. Dass sie schreiben können, meine ich.

  • Beispiel für eine glaubwürdige Autorenvita unter Pseudonym:


    Karl-Heinz Frobisch erblickte 1955 in Herne das Licht der Welt und ergriff, der Familientradition folgend, den Beruf des Bergmanns. Schon früh interessierte er sich für das Schreiben und verfasste seine ersten literarischen Gehversuche im Licht der Grubenlampe auf Butterbrotpapier unter Tage in dem bis auf 800m Tiefe abgeteuften Otto-Schuricht Schacht der Grube Egon-Keucher. Als er eines Tages seinem Steiger Willi Kotoklowski gegenüber die Bemerkung fallen ließ, dass er an Weihnachten Stollen im Stollen essen würde, anstatt Stullen, erkannte dieser sofort sein sprachliches Talent und animierte ihn dazu, Gewerkschaftstlieder zu texten.

    Schon bald machte Karl-Heinz Frobisch sich einen Namen in der Belegschaft als herausragender Texter der Arpeiterliteratur. Durch den Erfolg seines ersten Romans: Spiel nicht mit dem Kohlenhobel (1979) einem autobiografischen Werk, indem er die Dunkelheit unter Tage thematisiert (bedingt, durch den tragischen Verlust seiner Grubenlampe), erregte er einen ersten Achtungserfolg. Aber erst sein zweites Buch: Die Thomasbirnen in meines Nachbarn Garten, verhalfen ihm zum endgütigen Durchbruch.

    Karl-Heinz Frobisch ist verheiratet, hat zwei arbeitslose Söhne (Stahlkocher) und lebt heute in einem kleinen Häuschen in einer Zechensiedlung irgendwo im Ruhrgebiet. In seiner Freizeit züchtet er Tauben, ist gerne Currywurst und fährt Fahrrad.