Dialekte- Gehören sie in ein Schriftstück, oder ist man ohne besser dran?

  • Horst-Dieter, du hast völlig recht. Im Raum Lörrach, Wiesental oder am Bodensee nahe der Schweizer Grenze sprechen sie fast Schwyzer Dütsch, einschließlich der Rachenlaute.

    Der Bestseller Tannöd, wurde ja völlig in bayrischer Mundart geschrieben, das kam damals gut an.


    Bei zwei Kurzgeschichten, die in Straßburg angesiedelt sind, habe ich einmal elsässische Dialoge eingefügt, das war für Norddeutsche keine gute Idee. Plattdeutsch oder andere deutsche Dialekte sind da eher bekannt.

  • Das nimmt ja annehmbare und vor allem informative Züge an, danke an jeden einzelnen von euch, für eure Geduld.


    Zur Beruhigung: Diese Slapstick ähnliche Konversation sollte als anschauliches Beispiel und keinesfalls als Vorlage dienen.


    Ich habe meinen Beruf in einem Betrieb erlernt, in dem Menschen quer aus der Republik zusammenarbeiteten.


    Aus Sicherheitsgründen waren wir damals immer zu zweit in einer Schicht, es gab feste Gruppen, die sich über die Jahre gut eingespielt hatten…mehr oder weniger ;)


    Für die interessierten unter euch, gehe ich nun ausnahmsweise etwas näher auf eine Konversation aus meiner Lehrzeit ein, ohne geschriebenen Dialekt, den kann sich jeder dazu vorstellen.

    Mein liebster Kollege kam gebürtig aus Görlitz, sein Schichtpartner aus Nürnberg, die beiden hatten "Hofdienst"


    Ich war meistens gemeinsam mit einer netten Dame aus Aalen (Ostalb) im Dienst, die "Schnelle Truppe", für Notfälle


    Dann gab es da noch den "Pannendienst", bestehend aus einem Karlsruher und einem alten Hasen aus Saarbrücken.


    Unser "Meister" war ein Münchner Urgestein, Bayer durch und durch.



    In dieser Schicht hatten wir alle an einem Standort zu tun, in der Mittagspause saßen alle zusammen:


    "Jawohl, heute haben wir schon ordentlich was geschafft, ich habe richtig Hunger, Zeit für meine Bemme!", ächzt der Sachse.


    "Deine was?", fragt der Franke.


    Der Karlsruher ruft genervt: "Sein Weckle (zu deutsch-Brötchen) du Lumpeseggel!"


    "Bitte was, soll er sein?", fragt die schwäbische Frohnatur.


    "Wenn ich das recht verstanden habe, hält er den Lebkuchapreiß für einen Gsichtskrapfn!", lacht der Münchner.


    Der Nürnberger versteht und ruft: "Sei bloß ruhig, Hirndappiger!"


    "Damischer Hirsch!", grummelt der Münchner.


    "Hä, was soll der sein?", nuschelt der Hesse während er sich eine Dose Büchsenwurst einverleibt.


    Meine Schichtpartnerin darauf zu ihm: "Mach du erst einmal den Mund leer, Bauraseggel!"


    "Und was soll das nun wieder bedeuten?", fragt der Görlitzer.


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    Das nur, als kleine Anekdote, falls dass dem ein oder anderen etwas angestaubt vorkommt...ja, ich bin schon eine Weile im Berufsleben und ein Freund der "alten Schule", daher der Gedanke. Wie die Geschichte aus/-weiter ging kann sich ja jeder selbst ausmalen, ich verwende einen Teil dieser Unterhaltung im aktuellen Werk.

  • No_Name Greenhorn

    Hat den Titel des Themas von „Dialekte- Gehören sie in ein Schriftstück, oder ist man ohne besser drann?“ zu „Dialekte- Gehören sie in ein Schriftstück, oder ist man ohne besser dran?“ geändert.
  • Ähm, ich möchte noch einwenden, und zwar auf die unterstreichende und kursive Art, dass ein gelbfüßiger Badenser aus Karlsruhe niemals Weckle und Lumpaseggl formvollendet aussprechen könnte, und wenn er es täte, dann doch mit einigen Abstrichen von einem Schwaben verstanden würde.


    gez. Das Schwabenland 8)

  • Ich mag Romane mit Dialekt sehr. Dörte Hansens bekommen deshalb von mir einen Extrapluspunkt. Bei "Mittagsstunde" wird das Dialektsprechen auch als vermeintlicher Sozialstatus mit in die Geschichte eingebunden und thematisiert.


    Und natürlich Ulla Hahn "verborgenes Wort" nicht zu vergessen. Ganz großartig.

  • Ähm, ich möchte noch einwenden, und zwar auf die unterstreichende und kursive Art, dass ein gelbfüßiger Badenser aus Karlsruhe niemals Weckle und Lumpaseggl formvollendet aussprechen könnte, und wenn er es täte, dann doch mit einigen Abstrichen von einem Schwaben verstanden würde.


    gez. Das Schwabenland 8)

    Schön, wenn sich mal ein einheimischer zu Wort meldet, bisher hatte ich das Gefühl, in einem Forum mit vielen Nordlichtern (Natürlich im positiven Sinne) zu sein.


    Zur Erklärung, der Karlsruher war nach seinem längeren Aufenthalt im schwäbischen, genau wie ich ein "Neigschmeckter" der seinen ursprünglichen Dialekt gerne mit ein paar gängigen Vokabeln aus Schwaben würzte. Übrigens ist es in Baden das "Weckle" und im schwäbischen das "Weggle" einmal mit weichem "G" und das andere eben mit hartem "CK" gesprochen.


    Wie auch immer, es freut mich, dass dieses Thema hier solch einen Anklang findet, leider bin ich Dialekttechnisch auf einer beruflichen Ebene angelangt, in der eben dieser als "Plump" bzw. "Unprofessionell" klingt.


    Da bin ich mit meinem ständigen "li" bzw "le" an jedem Wörtle schon hart an der Grenze. Leider ist von meinem kurzen Aufenthalt in dieser Region nicht mehr viel hörbar, aber der Eidgenössische Akzent liegt mir einfach mehr ;)

  • Oi, ich kann die nächste Szene nicht voraus ahnen, dass sich mir anbietene Sittenmotiv ist schon in der griech. Mythologie sehr vielsprachig, aber es gab wohl schon damals ein übereinstimmendes Jagdmotiv

    Na dann lass mal deine Kreativität sprudeln, mein/e intellektuelle/r Freund/in. Ich habe inzwischen viel mit meinem Schachcomputer gesprochen, hast du weitere Instruktionen oder darf ich draußen spielen gehen? :P;)



    Oh ja, wir werden gute Freunde, verzeih mir meine direkte Art, aber dass bin eben ich ;)

  • Was mir in diesem Zusammenhang einfällt: Eine ehemals große sozialdemokratische Volkspartei und eine relativ wichtige Einrichtung der Hilfe haben die gleiche Abkürzung, wenn auch letztere mit nur zwei Versalien darin.

  • Ich mach hier nicht soetwas wie friendly Fire, der Kalydonische Eber eignet sich eben meiner Meinung nach viel besser als Jagdmotiv. Aber ungeachtet dessen und zurück zum Thema, mir ist eine typische Berlinvokabel eingefallen: Göre, so könnte man im Berliner Dialekt ein freches Mädchen nennen.


    MFG

    Nur nicht so schüchtern ;)


    Aber als kreativen Anreiz kann ich deinen Text durchaus verwenden, auch wenn ich für viele Begriffe erstmal die Suchmaschine einschalten musste.

    Für einen Neuling klingt das alles sehr verwirrend, Kalydonischer Eber,Transversalien etc. aber gut, ich bin mir sicher dass hier auch nicht jeder weiß was ETCS oder aber K.I.T.T bedeutet.


    Vielen Dank für diese Erklärungen und Anregungen, ich lasse das jetzt erstmal auf mich wirken8|

  • So, nun bin ich wieder aufnahmefähig ;)


    Schön, dass du die nächste Runde eröffnet hast, mein Computer hatte nämlich keine Lust mehr :)


    Schach ist nicht mein Spiel, ich bevorzuge Real Live Games, soll heißen: Für mich ist das reale Leben ein einziges Spiel, speziell im Beruflichen sinne, das ist aber ein anderes Thema.


    Das Prinzip mit dem "Daumen nach Oben" ist mir durchaus bekannt, jedoch hat meine Begeisterung eine andere Basis...


    Ich zeichne mich seit jeher durch einen gewissen Sarkasmus (manche nennen das auch "schwarzen Humor") aus, man kann mich dafür lieben oder hassen, dass bleibt jedem selbst überlassen. Das Schöne an einem Pseudonym ist ja, dass im Regelfall niemand weiß, wer dahintersteckt, dies beeinflusst die Wahrnehmung des Gegenübers nachhaltig.

    Würde ich mich hier, unabhängig vom Realen Dasein z.B. Wolfgang von Goethe nennen, gingen vermutlich die Meisten davon aus, dass es sich hier um einen Zeitgenossen mit Hang zur Dichtkunst handelt.

    Anders gesagt: Mein Pseudonym verrät dem normalen Nutzer nur, dass ich scheinbar ein Anfänger, ohne Namen aber dafür mit der Begeisterung für die Farbe Grün bin.


    Das bedeutet also, dass der Eindruck speziell von Gesichter losen Pseudonymen stark durch das tun und Handeln bestimmt wird. Im Internet, speziell in diesem Forum wird das sogar etwas eingegrenzt, hier fällt das Hauptaugenmerk auf das geschriebene.


    Wenn ich bei meinem Gegenüber, mangels anderer Merkmale, nur nach dem geschriebenen gehen kann, muss ich manchmal auch zwischen den Zeilen lesen (Zumindest bei meinen Beiträgen ist das der Fall)


    Ein Beispiel: Deine Beiträge sind immer sehr nützlich und ungeheuer interessant!


    "Deine "Beiträge" sind immer sehr "nützlich" und ungeheuer "interessant" ;)


    Zwei Sätze, deren Bedeutung sich alleine durch die Verwendung von Satzzeichen und oder Smileys inhaltlich kaum verändert, die Wirkung auf mein Gegenüber dafür umso mehr.

    Während der erste Satz scheinbar genau so gemeint ist, wie er dasteht, verhält es sich mit dem zweiten Satz offensichtlich anders, Stichwort Ironie.


    Wenn ich nun aber diese "Erkennungsmerkmale" weglasse, also nur meine Aussage zu Papier bringe, sorge ich mitunter für Verwirrung.


    Schreibe ich einem Freund nach einer durchzechten Nacht: Hey Schatzi, war ne geile Nacht! , kann das zwei ganz unterschiedliche Bedeutungen haben.


    Der betreffende weiß was passiert ist, er kennt mich und kann das geschriebene deuten.


    Liest aber dessen Freundin, die mich nicht kennt, eben denselben Satz, stellt sich die Situation für sie komplett anders dar, obwohl der Inhalt doch der Gleiche ist.


    Schreibe ich: Hey "Schatzi" war ne "geile" Nacht! erkennt mein Gegenüber evtl. den nicht ganz ernstgemeinten Inhalt, auch ohne dass es mich kennt.


    Lange Rede, ganz kurzer Sinn: Hier im Forum kommt es meiner Meinung nach, sehr auf das Auftreten an, speziell als unbekanntes Pseudonym.


    Nach dieser sehr langen Erklärung also nun zur eigentlichen Antwort:


    Ich persönlich habe keinesfalls einen "negativen" Eindruck von dir, du bist nicht ganz einfach aber das macht es "interessant" ;)

    Mein Anfänglicher Eindruck von dir hat sich durchaus zum positiven gewandt, allein schon durch die Beiträge zu meinen Fragen.


    Wenn ich dich also als meine(n) intellektuelle/n "Freund/in" bezeichne, kann das ganz verschieden gemeint sein. Du hast etwas an dir, dass mich durchaus an meinen "Stift" (Ich liebe diese Bezeichnung ;) ) erinnert, natürlich im positiven Sinne, wobei du mir noch nicht gesagt hast, was dich an der Bezeichnung "Stift" stört.


    Zugegebenermaßen, ich bin auch nicht ganz einfach, aber wer ist das schon. Ich schätze Menschen, die mich nicht gleich in eine Schublade einsortieren, vielleicht bekommst du durch diesen Beitrag einen anderen Eindruck von mir.


    Im Moment würde ich die Stufe unserer Kommunikation irgendwo zwischen "vorsichtigem Kennenlernen" und "Hassliebe" einordnen, auch hier gilt: im positiven Sinne. Letztere Beziehung pflege ich derzeit auch mit meinem Schreiberling (um die unbeliebte Bezeichnung zu vermeiden)


    Für alle die es interessiert, meine Freunde nennen mich Hörnli ;)


    Das waren jetzt über 600 Worte, genug für heute. Ich wünsche ein schönes Wochenede

  • Moin,


    ja das Wochenende ist/war schön, leider aber Arbeitsintensiv, mein Arbeitgeber hält nichts von zu viel Freizeit :|


    Es freut mich, dass wir endlich mal derselben Meinung sind, so kann es weiter gehen :) Ich habe auch den Eindruck, dass man hier im Forum als Pseudonym ganz normal behandelt wird, das ist auch gut so.


    Du kannst dir selbstverständlich deinen ganz eigenen Namen für mich überlegen, das ist ja jedem freigestellt. In der Realität nennt mich niemand bei meinem eigentlichen Namen, dafür ist er viel zu lang(weilig).


    In meinem kleinen Freundeskreis und vor allem von meinem Schreiberling werde ich eben "Hörnli" genannt, eine Anspielung auf die Geschichte, die ich bei meiner Vorstellung hier im Forum mal erwähnt habe.


    Nenn mich wie du willst, aber bitte nichts elfenmäßiges, dass wäre der komplette Gegensatz zu meinem realen Dasein.


    Ich wünsch dir noch nen schönen Sonntag, komm gut in die neue Woche :)

  • In der Tat, mir geht es da ähnlich. :)

    Wenn meine Kollegen wüssten, dass ich quasi ein paralleles Leben unter einem Pseudonym führe, sie würden mich vermutlich auslachen speziell, was den Inhalt meiner Manuskripte angeht.


    Da ich in meinen Romanen bewusst auf die Welt der Tiere eingehe, finde ich den Gedanken mit dem Raben auf deiner Schulter ganz ansprechend, bei einem meiner Charaktere ist es ein vorlauter Tukan.


    Ich nenne mich ja auch nur hier No_Name Greenhorn, mein Pseudonym unter dem ich schreibe und bereits eine Wortmarke besitze, ist ja bekanntlich GreenHorn.


    Wenn ich mir einen Namen aussuchen könnte wäre das tatsächlich “Hörnli“, denn es stecken in dem Wort sowohl Anspielungen auf meine Herkunft wie auch auf meine imaginären Hörner, die ich mir gerade abstoße.
    Als alternative ginge natürlich aber auch "Wolf im Schafspelz" das beschreibt dann aber eher mein "geschäftliches ich"


    Wenn wir aber schon dabei sind, welchen Namen würdest du dir denn selbst geben?

  • ein Tukan ist ja wirklich schon ein Exot unter den Schultervögeln.... Tja, ich habe meinen Rabe wohl noch nicht überzeugen können, ob ich mich an eine wörtliche Eigenkreation halten möchte, oder z.B. irgendwas aus den Weiten des Weltall's nehme... halte mich auch für solche Suchen z. Zt. beim Himmelskataster auf (if you know what i mean):)

    Wenn ich für meine Charaktere einen Namen brauche, verwende ich eine ganz einfache Methode: Vom Namen, Rückwärts zuerst der Erste und dann jeder zweite Buchstabe, Addiert mit ein paar Buchstaben des Vornamens oder einer bekannten Angewohnheit des Charakters.


    Also z.B. No_Name Greenhorn das wären also: N,o,n,e und g. Dann noch ein paar Bauteile vom Rest+eine Angewohnheit, hier z.B. Schreiben ergibt z.B. Schreibende Nonne .


    Ich gebe zu, dass ist nicht gerade Alltagstauglich, aber nur als Tipp gedacht.
    OI, damit kann ich leben 0 und 1 begleiten mich Tagtäglich und Leibniz´Law ist mir in jedem Fall ein Begriff.


    Auf meiner Schulter sitz ein imaginäres Huhn, dass mich manchmal Hackt, wenn ich dabei bin, eine Dummheit zu begehen.:nein2


    *Übrigens hat mich meine "bessere Hälfte" auf den Tukan gebracht...großer Schnabel, manchmal irritiert umherblickend und neugierig^^*


    Ich leide gerade an einer verflixten Schreibblockade, menno!:dichter
    (Diese kleinen Smileys sind ja putzig! :gitarre:piano:punk:pfeif:+ak:git:slz)

  • Da war ich schon im Land der Träume...

    ich hatte heute ein 8Stündiges Meeting, mit abschließender Prüfung, es gibt schönere Arten, den Tag zu beginnen. Aber ich habe einen neuen Dialekt für mein Buch entdeckt: "Wiener Schmäh" das klingt so herrlich arrogant und abwertend :D

    Jetzt habe ich den Plattenspieler angeworfen und relaxe zu den Klängen der Mensch-Maschine, morgen geht der Meeting-Mist weiter, keine Zeit zum Schreiben :(