• Mich würde interessieren, ob Leute die nichts mit BDSM am Hut haben, mit dieser Einleitung etwas anfangen können?

    Es handelt sich um das Vortwort meines Romans


    E. L. James ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich dieses Buch geschrieben habe. Ich werde mir nicht anmaßen, ihr Werk literarisch zu bewerten, das haben die Verkaufszahlen getan. Auch muss man ihr zugutehalten und dankbar sein, dass sie das Thema BDSM salonfähig gemacht und die literarischen pornografischen Grenzen so weit verschoben hat. 20 Jahre früher wäre ihr Buch wohl alleine wegen der Entjungferungsszene auf allen existieren Indexen gelandet. Doch wenn man damit wirbt, dass eine Geschichte einen Hintergrund zu einem bestimmten Thema hat, muss man auch damit rechnen, dass Leute sich äußern, die von diesem Thema Ahnung haben, weil sie dieses Thema leben und nicht nur darüber recherchiert haben. Kurz gesagt, in der BDSM-Szene wurde es inhaltlich zerrissen. Warum?

    Ich beschränke mich dabei auf eine Szene.

    Als Christian Grey Anastasia zum ersten Mal sein Spielzimmer zeigt, fragt sie ihn, ob er Sadist sei.

    Darauf antwortet er „Nein ich bin dominant“.

    Sadismus ist ganz klar seine primäre Neigung, was E. L. James auch in den Fortsetzungen selber eingesteht. Auch gibt es in der ganzen Geschichte keinen Hinweis darauf, dass er wirklich dominant im Sinne des BDSM ist. In den Fortsetzungen beweist er hingegen sogar, wie wenig dominant er ist. Jede erfahrene Sub würde ihn ohne seinen Reichtum auslachen, wenn er ihr wie ein verliebter Schuljunge hinterherrennen würde. Man könnte 50 Shades of Grey wegen der sadistischen Neigung von Christian, als S/M Geschichte bezeichnen, doch BDSM ist mehr als in dieser Geschichte beschrieben wird.


    Was ist BDSM?


    Die Frage präzise zu beantworten, wäre etwa so umfangreich, wie zu erklären, was Sport ist, ohne eine der vielen Sportarten zu vergessen. Trotzdem wage ich mal den Versuch!


    Da alle Rollen von allen Geschlechtern ausgefüllt werden können, versuche ich mich so neutral wie möglich auszudrücken.


    Wer den Begriff BDSM hört, denkt als Außenstehender sofort an Peitschen, Ketten, Dominas und Leute die geschlagen und gequält werden, doch hat dieses wenig mit BDSM zu tun, sondern mit SM. Was ist da der Unterschied?

    SM kann, muss aber nicht Teil von BDSM sein. Es sind zwei Fetische (Sadismus und Masochismus) die sich gegenseitig ergänzen und leichter zu erklären als zu verstehen sind. Wer keine der beiden Neigungen hat, wird schnell mit Unverständnis reagieren. Gerne wird hier das Wort pervers in seiner negativsten Form benutzt.

    Genauso treffen beim BDSM zwei Fetische (Dominanz und Devotheit) aufeinander und ergänzen sich. Ob es sich also um SM oder BDSM handelt, entscheidet die Neigung (Masochismus und Sadismus = SM + Devotheit und Dominanz = BDSM). Alle drei Kombinationen sind dabei möglich. Reiner SM, reiner BDSM oder beides gemischt. Irrtümer entstehen dadurch, dass oft zwei oder mehr Fetische gleichzeitig bedient werden.

    BDSM ist ein Akronym. B = Bondage/Fesseln; D = Disziplin und Dominanz; S = Submissivität und Sadismus; M = Masochismus. Man darf aber nicht den Fehler machen zu glauben, nur weil Fesseln im Spiel sind, ist man beim BDSM. Auch beim SM ist es nicht ungewöhnlich, mit Fesseln zu arbeiten, nur dienen sie hier alleine dem Wehrlosmachen des Passiven (Masochisten), ist also Mittel zum Zweck.

    Während im BDSM das Fesseln und gefesselt werden schon ein eigenständiger Fetisch ist (Rigger + Ropebunny). Dabei muss gar keine sexuelle Handlung stattfinden. Der Fetisch hierbei ist erst einmal das Machtgefühl des Rigger und das Ausgeliefertsein des Bunny, die beide erregen. Natürlich wird dann oft diese Session fortgeführt, in der es zu S/M oder sexuellen Handlungen kommt.


    Wie erklärt man nun also einer außenstehenden Person BDSM/SM, damit sie es zumindest ansatzweise versteht?

    BDSM spielt sich mehr im Kopf als im Bett ab. Man kann sich BDSM als Rollenspiel vorstellen, in dem es vordergründig darum geht, sexuelle Neigungen/Fetische auszuleben. Wie ernst man diese auslebt, entscheiden die Partner selber. Es kann sich alleine auf den sexuellen Bereich beschränken und außerhalb des Schlafzimmers führen die beiden Partner eine normale Beziehung. Es kann aber auch weiter in den Alltag gehen und bis zur völligen Unterwerfung des submissiven Teils in einer 24/7 TPE (Total Power Exchange = dauerhafter Machtaustausch/Machtübergabe) führen. Auch kann es von lockerem Spiel bis zur Annahme einer Lebenseinstellung gehen, wo sich beide dauerhaft festen Regeln unterwerfen. Was man jedoch dabei nie übersehen darf, ist, alles geschieht einvernehmlich zwischen erwachsenen Menschen. Eine(r) wird nur solange Sklave von jemandem sein, wie es dessen Wille ist, sein Sklave sein zu wollen. Beim BDSM unterwirft sich der submissive Partner aus freiem Willen und gibt erst dadurch jemandem die Dominanz über sich. Kompliziert machen es Switcher, die beide Rollen ausleben, teilweise sogar innerhalb einer Session.


    Warum unterwirft sich eine Person einer anderen oder liefert sich ihr aus?

    Ist sie masochistisch veranlagt, ist der Beweggrund Schmerzen zu empfangen, die sie dann in sexuelle Erregung verwandelt. Das hört sich für jemanden, der dieses Erlebnis noch nie hatte, erst einmal unverständlich an. Am ehesten können das Ausdauerathleten nachempfinden, die im Verlauf ihrer Disziplin einen Punkt erreichen, an dem der Körper an seine Grenzen gelangt und dadurch Glückshormone ausstößt. Joggerorgasmus ist ein Begriff, den sie vielleicht schon einmal gehört haben.


    Ist die Person devot veranlagt, ist es vielschichtiger. Doch der Hauptgrund ist immer sich durch Abgeben der Verantwortung so weit zu befreien, dass man sich in seiner Erregung fallen lassen kann.

    Was viele jetzt überraschen wird, ist: Dies ist keine Neigung, die Frau exklusiv hat. Der Anteil devoter Männer und Frauen ist etwa gleich hoch. Viele normale Beziehungen sind streng genommen sogar femDom/maleSub Beziehungen. Die Frau entscheidet, was Mann anzieht, kauft seine Kleidung, bestimmt was es zu essen gibt, welche Möbel gekauft werden und mindestens die Farbe des Autos. Der Mann gibt also die Verantwortung über Bereiche seines Lebens an seine Partnerin ab, wenn auch meistens weniger wegen einer devoten Neigung, sondern zur Sicherstellung des Hausfriedens und um sich von dieser Verantwortung zu befreien. BDSM muss also nicht zwingend etwas mit Sex zu tun haben. Wie z. B. bei der Spielart Dom Daddy Little Girl/Dom Mummy Little Boy oder auch gleichgeschlechtliche Kombinationen. Hierbei „spielt“ der/die Little die Rolle eines Minderjährigen, was sogar bis zum Babyalter mit Fläschchen, Brustgeben und Windeln gehen kann. Je jünger Little spielt, desto seltener hat diese Form der Beziehung einen sexuellen Aspekt. BDSM macht also nicht aus, wie pervers man im Bett ist.

    Haben sie schon mal ihrem Partner beim Sex die Augen verbunden, gar gefesselt oder mit der flachen Hand auf seinen Po gehauen? Willkommen in der Welt des BDSM! Nein, keine Angst, das macht sie noch nicht pervers.


    Ich habe das Buch auch nicht geschrieben, um Vanillas zum BDSM zu bekehren. Wer mit seinem Blümchensex glücklich ist, soll auch ruhig dabei bleiben.

    Vielmehr möchte ich Interessierten diese Welt mit einer spannenden, unterhaltsamen und mitunter witzigen Geschichte aus der Sicht eines Insiders näherbringen. Alle dort beschriebenen Handlungen sind keine Erfindungen – ich habe sie selbst erlebt. Nur bei der Gestaltung der Umgebung, habe ich mir die künstlerische Freiheit genommen, diese zu optimieren. Außerdem habe ich die Verwendung von Kondomen unterschlagen, um die erotische Stimmung einzelner Szenen nicht zu stören. Selbstverständlich würde in der Realität jeglicher vaginale und anale Geschlechtsverkehr nur safe ausgeführt werden. Allenfalls zwischen René und Jennifer wäre es eine gemeinschaftliche Entscheidung und beim Oralverkehr eine Entscheidung des passiven Parts. Wenn der Fetisch Sperma ist, macht es die Verwendung eines Kondoms sehr kompliziert.

    Der zweite Grund, dieses Buch zu schreiben ist: Nach Fifty Shades of Grey kamen viele Männer auf die Idee, das finde ich geil, möchte ich auch mal mit einer Frau machen. Es gehört mehr dazu, Dom zu sein, als eine Frau auszupeitschen. Zuallererst muss man sich bewusst sein, dass man für zwei Personen die Verantwortung trägt. Denn der submissive Part gibt jemandem nur Macht über sich in dem Vertrauen, dass dieser sich seiner Verantwortung bewusst ist, ihr gerecht wird und dieses Vertrauen nicht über vorher verabredete Grenzen hinaus missbraucht. Dann muss ein Dom eine Art Magier sein, der seiner/m Sub die Illusion der vollkommenen Kontrolle geben muss. Das benötigt eine gute Planung, viel Arbeit und ist anstrengend, aber auch lohnend. Dom sein kann man nicht lernen, man ist es oder ist es nicht. Ausnahme bildet da höchstens eine nur beim Sex gespielte Dominanz.

  • In der Geschichte habe ich versucht, alle schon erlebten Praktiken
    zu erwähnen. Es werden Situationen dabei sein, die sie ekelig,
    abstoßend, lächerlich oder sogar gruselig finden, so wie ich, als
    ich sie zum ersten Mal erlebt habe. Nur habe ich dann erfahren
    müssen, dass die Beteiligten sich dabei und danach genauso glücklich
    gefühlt haben, wie die Leser hier nach dem, was sie für sich als
    guten Sex einstufen würden. Ich erwarte nicht, dass sie anschließend
    das Buch beiseitelegen und alles Gelesene ausprobieren.
    Wahrscheinlich würden sie bei einem Psychiater enden. Vielmehr geht
    es darum, egal welche Neigung oder Fetisch jemand hat, diese zu
    tolerieren, damit die betroffenen Personen ihre Neigungen nicht mehr
    aus Angst vor Ablehnung vor der Gesellschaft verstecken müssen. Im
    Gender-Bereich ist man da schon auf dem Weg hin. Noch vor wenigen
    Jahren ein Verbrechen, können heute gleichgeschlechtliche Paare
    heiraten und erleben in der Öffentlichkeit immer weniger
    Anfeindungen. Ignoranten ausgenommen. Diese Paare können inzwischen
    ganz offen zeigen, dass sie homosexuell sind. Sie haben es geschafft,
    ihre Neigung nicht mehr im Schlafzimmer verstecken zu müssen. Ich
    würde mich freuen, wenn ich noch erlebte, das BDSMler dies auch
    erreichten. Gerade devote Menschen leiden unter den Vorgaben des
    Mainstreams. Eine Frau soll gleichberechtigt sein und ein Mann, der
    sich einer Frau unterwirft, wird immer noch als Weichei verspottet.
    Dabei wird vollkommen ignoriert, dass es Menschen gibt, die keine
    Beziehung auf Augenhöhe führen wollen. Schon der Kommunismus ist
    daran gescheitert, dass eben nicht alle Menschen gleich sind, schon
    gar nicht im Bett.

  • Ich kann mit Einleitungen zu beinahe jedem Thema etwas anfangen, wenn die Einleitung gut und spannend und interessant ist. Vieles, was Du hier schreibst, gehört nach meinem Gefühl eher in ein Nachwort, in eine begleitende Ausleitung. Wenn Du schon beim Vorwort so überausführlich und auch etwas belehrend daherkommst, schmälerst Du mein Interesse am folgenden Prosatext deutlich. Vorworte vom Autor selbst sind auch eher unüblich. Vorworte klemmt man vor klassische Texte, und sie sind dann aus der Feder von Zeitgenossen und Experten. Wenn man als Autor schon glaubt, ein Vorwort zum eigenen Text verfassen zu müssen, dann sollte das kurz, interessant, sehr gut geschrieben und auf das Minimum reduziert sein. Warum Du mir im Vorwort eines BDSM-Romans, den ich ja bereits gekauft habe, erklären musst, was das ist, verstehe ich nicht gleich. Ich habe noch nicht so viele BDSM-Romane gelesen, obwohl das hier auch schon häufiger Thema war und wir aus diesem Subgenre auch schon Besprechungstexte hatten. Enthält jeder davon so ein Vorwort? Und ist E. L. James nicht längst so gut wie vergessen? ;)

  • Hallo A.J.,


    wenn ich mich schon nebenan daran beteilige, Deinen Thread zu schreddern, will ich doch hier wenigstens ein bisschen auf Deine Frage eingehen.

    Wenn auch nur ein wenig, weil: Viel zu lang. Ich finde, Dein Vorwort ist viel zu lang.


    Weil: Wenn ich das Buch zur Hand nehme, bin ich an dem Thema schon interessiert und Du musst mich nicht davon überzeugen (egal, ob ich das selbst praktiziere oder nicht). Dann brauche ich keine drei Seiten oder so, die mich in das Thema einführen - das sollte dann entweder durch den Text selbst funktionieren oder tatsächlich ggf. als Anhang, wenn die Details/Einordnungen wirklich nötig sind. Ich kaufe ja kein Sachbuch.

    Deshalb: Ich habe nicht alles gelesen, ich wäre auch sicher nicht die Zielgruppe, denn ich würde das Buch vermutlich nicht zur Hand nehmen, weil mich das Thema eher nicht interessiert, jedenfalls nicht als Hauptthema eines Buches. Wenn es in einem Roman auch zu einer Hauptfigur gehört, wäre das etwas anderes, aber dann bräuchte es erst recht kein Vorwort.


    Ich hoffe, damit kannst Du etwas anfangen.

  • Ich schließe mich den beiden Antwortgebern an.

    Das Vorwort ist viel zu lang. Tatsächlich unnötig, wenn man sich eh dafür interessiert und das Buch schon gekauft hat.

    Du müsstest das drastisch kürzen, oder tatsächlich als Nachwort nehmen. Ein so langes Vorwort wäre eventuell noch in einem Sachbuch akzeptabel.


    Ich persönlich fand Dein vorgestelltes Vorwort hier interessant, da ich jetzt weiß, worin die Unterschiede sind, wenn da auch vieles ineinander verschwimmt. ;)

  • Es handelt sich zwar nicht um ein Sachbuch, dennoch ist mein Ziel auch, über das Thema aufzuklären.

    Gerade nach 50 Shades of Grey, das ich sogar in den Bereich Fantasy einstufen würde,

    musste ich mal klarstellen, dass der Personenkreis der BDSM/SM auslebt, kein Fall für die Klapse ist.

    Natürlich gibt es Leute wie Christian Grey, die unter dem Tarnmantel von SM und BDSM, ihre krankhaften Neigungen verstecken.

    Wie er nutzen sie ihre Machtposition aus, ohne Rücksicht auf ihr/e Opfer.

    Bademeister sind ja auch keine perversen Kinderschäder, nur weil es schon welche gab, die es waren.

  • Wie Tom schon schrieb: Zum "Klarstellen" ist am Ende noch Platz.


    Genau genommen muss man das bei einem Roman gar nicht machen. Es ist eine eigene Aufgabe, ein Buch oder einen Artikel über eine Sache zu schreiben, bei der man etwas "klarstellen" möchte.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, A.J.,


    so wie meine Vorschreiber sehe ich es auch: zu lang und zu sehr Rechtfertigung. Letztere ist absolut nicht nötig, erstmal sowieso nicht, und dann, weil diejenigen, die zu deinem Roman greifen, ja grundsätzlich dem Thema gegenüber aufgeschlossen sind, Dorrit schrieb es ja schon. Noch ein Gedanke: Es ist der Roman selbst, der all das, was du im Vorwort schreibst, ausdrücken muss und hoffentlich ausdrückt. Ich würde mich sehr wundern, wenn ich beispielsweise einen Krimi zur Hand nähme, und der Autor würde mir als erstes seitenlang schildern, warum es so wichtig ist zu verstehen, warum der Serienmörder dies und die Psyche des Opfers das etc. Ich möchte mir das selbst erlesen!

    dennoch ist mein Ziel auch, über das Thema aufzuklären.

    Genau. Aber das muss - neben der Unterhaltung, die der Leser erwartet - der Roman bringen und nicht irgendein Vorwort. Vertrau deinem Roman ( oder schreib ihn so, dass du ihm vertrauen kannst)!

  • Also eher so und den Rest ins Nachwort?


    E. L. James ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich dieses Buch geschrieben habe. Ich werde mir nicht anmaßen, ihr Werk literarisch zu bewerten, das haben die Verkaufszahlen getan. Auch muss man ihr zugutehalten und dankbar sein, dass sie das Thema BDSM salonfähig gemacht und die literarischen pornografischen Grenzen so weit verschoben hat. 20 Jahre früher wäre ihr Buch wohl alleine wegen der Entjungferungsszene auf allen existieren Indexen gelandet. Doch wenn man damit wirbt, dass eine Geschichte einen Hintergrund zu einem bestimmten Thema hat, muss man auch damit rechnen, dass Leute sich äußern, die von diesem Thema Ahnung haben, weil sie dieses Thema leben und nicht nur darüber recherchiert haben. Kurz gesagt, in der BDSM-Szene wurde es inhaltlich zerrissen. Warum?

    Ich beschränke mich dabei auf eine Szene.

    Als Christian Grey Anastasia zum ersten Mal sein Spielzimmer zeigt, fragt sie ihn, ob er Sadist sei.

    Darauf antwortet er „Nein ich bin dominant“.

    Sadismus ist ganz klar seine primäre Neigung, was E. L. James auch in den Fortsetzungen selber eingesteht. Auch gibt es in der ganzen Geschichte keinen Hinweis darauf, dass er wirklich dominant im Sinne des BDSM ist. In den Fortsetzungen beweist er hingegen sogar, wie wenig dominant er ist. Jede erfahrene Sub würde ihn ohne seinen Reichtum auslachen, wenn er ihr wie ein verliebter Schuljunge hinterherrennen würde. Man könnte 50 Shades of Grey wegen der sadistischen Neigung von Christian, als S/M Geschichte bezeichnen, doch BDSM ist mehr als in dieser Geschichte beschrieben wird.

    Ich habe das Buch nicht geschrieben, um Vanillas zum BDSM zu bekehren. Wer mit seinem Blümchensex glücklich ist, soll auch ruhig dabei bleiben.

    Vielmehr möchte ich Interessierten diese Welt mit einer spannenden, unterhaltsamen und mitunter witzigen Geschichte aus der Sicht eines Insiders näherbringen. Alle dort beschriebenen Handlungen sind keine Erfindungen – ich habe sie selbst erlebt. Nur bei der Gestaltung der Umgebung, habe ich mir die künstlerische Freiheit genommen, diese zu optimieren. Außerdem habe ich die Verwendung von Kondomen unterschlagen, um die erotische Stimmung einzelner Szenen nicht zu stören. Selbstverständlich würde in der Realität jeglicher vaginale und anale Geschlechtsverkehr nur safe ausgeführt werden. Allenfalls zwischen René und Jennifer wäre es eine gemeinschaftliche Entscheidung und beim Oralverkehr eine Entscheidung des passiven Parts. Wenn der Fetisch Sperma ist, macht es die Verwendung eines Kondoms sehr kompliziert.

    Der zweite Grund, dieses Buch zu schreiben ist: Nach Fifty Shades of Grey kamen viele Männer auf die Idee, das finde ich geil, möchte ich auch mal mit einer Frau machen. Es gehört mehr dazu, Dom zu sein, als eine Frau auszupeitschen. Zuallererst muss man sich bewusst sein, dass man für zwei Personen die Verantwortung trägt. Denn der submissive Part gibt jemandem nur Macht über sich in dem Vertrauen, dass dieser sich seiner Verantwortung bewusst ist, ihr gerecht wird und dieses Vertrauen nicht über vorher verabredete Grenzen hinaus missbraucht. Dann muss ein Dom eine Art Magier sein, der seiner/m Sub die Illusion der vollkommenen Kontrolle geben muss. Das benötigt eine gute Planung, viel Arbeit und ist anstrengend, aber auch lohnend. Dom sein kann man nicht lernen, man ist es oder ist es nicht. Ausnahme bildet da höchstens eine nur beim Sex gespielte Dominanz.

    Ich erwarte nicht, dass sie anschließend das Buch beiseitelegen und alles Gelesene ausprobieren. Wahrscheinlich würden sie bei einem Psychiater enden. Vielmehr geht es darum, egal welche Neigung oder Fetisch jemand hat, diese zu tolerieren, damit die betroffenen Personen ihre Neigungen nicht mehr

    aus Angst vor Ablehnung vor der Gesellschaft verstecken müssen. Im Gender-Bereich ist man da schon auf dem Weg hin. Noch vor wenigen

    Jahren ein Verbrechen, können heute gleichgeschlechtliche Paare heiraten und erleben in der Öffentlichkeit immer weniger Anfeindungen. Ignoranten ausgenommen. Diese Paare können inzwischen ganz offen zeigen, dass sie homosexuell sind. Sie haben es geschafft, ihre Neigung nicht mehr im Schlafzimmer verstecken zu müssen. Ich würde mich freuen, wenn ich noch erlebte, das BDSMler dies auch erreichten. Gerade devote Menschen leiden unter den Vorgaben des Mainstreams. Eine Frau soll gleichberechtigt sein und ein Mann, der sich einer Frau unterwirft, wird immer noch als Weichei verspottet. Dabei wird vollkommen ignoriert, dass es Menschen gibt, die keine Beziehung auf Augenhöhe führen wollen. Schon der Kommunismus ist

    daran gescheitert, dass eben nicht alle Menschen gleich sind, schon gar nicht im Bett.

  • Mr. Seven, dein selbstgefälliges, unreflektiertes Geschwurbel kommt hier in fragwürdiges Fahrwasser. Eine Debatte zu sexuellem Missbrauch (eh schon eine seltsame Bezeichnung) ist kein Beitrag zu diesem Thema hier.

  • Hallo Triskel,


    bezüglich deiner Frage, ob du es "eher so" machen solltest, sehe ich eine spürbare Verbesserung: Allein die Zwischenüberschrift hatte mich irritiert ("Was ist BDSM?") . Dadurch dachte ich, in einem Vorwort mit einem eingeschobenen Sachtext konfrontiert zu werden, was im künstlerischen Kontext zwar möglich, aber schwierig und evtl. zu viel des Guten ist.


    Letztlich finde ich, dass es deine Entscheidung ist, weil während des Entstehungsprozesses nur du weisst, was du sagen möchtest und wie du es sagen möchtest.

    Aber mit den bisher genannten Tipps erhöht sich m.M.n. die Wahrscheinlichkeit, dass sich noch mehr Leute für deinen Text interessieren: z.B. macht es Sinn, detaillierte Infos ans Ende zu stellen, da du durch eine Geschichte die Neugier des Lesers sehr gut wecken kannst.

    Doch wie gesagt, die zweite Version gefällt mir besser!

  • Ich möchte im Vorwort schon vermitteln, welche Beweggründe es für mich gab.


    Mich hat der Erfolg von 50 Shades of Grey erschreckt,

    denn er bedient das Klischee männliche Machtposition nutzt diese aus um seine krankhaften Neigungen zu befriedigen.

    Natürlich zeigt sich dann im Laufe der Geschichte, dass dieser eine gestörte Kindheit hatte und eigentlich ein Fall für die Klapse ist.

  • Wenn Melville seinem Mobydick ein erläuterndes langes Vorwort über Walfang vorangestellt hätte, wäre das Buch vermutlich nicht von so vielen Leuten gelesen worden.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Es gibt in vielen Lebensbereichen Literatur und sonstige Unterhaltung, die auf erschütternde Weise Klischees und Halbwahrheiten transportiert, und die damit erfolgreich ist. That's fucking life. Menschen lieben Vereinfachungen. Aber viele Hexen und Zauberer finden sich bei J. K. Rowling so ganz und gar nicht wieder; Zauberschulen wie Hogwarts gibt's nämlich in Wirklichkeit kaum. Die meisten sind ganz anders. Und Elfen leben überall viel freier.


    Das ist nicht ganz ungefährlich, wenn man dahergeht und als Schriftsteller erklärt: Seht, ich schreibe hier über dieses und jenes Thema, und da gibt es die oder den, der oder die das auch schon (leider sehr erfolgreich) gemacht hat und ich mache das jetzt viel besser, angemessener, achtsamer und korrekter, wenn auch - wahrscheinlich - weniger erfolgreich.

    Ich würde das allgemeiner halten, im Sinne von "Es gibt da draußen eine Menge Klischees, Vereinfachungen und Gerüchte über BDSM, zuweilen auch in gängiger Unterhaltungsliteratur. Das Buch, das Sie zu lesen im Begriff sind, will das anders machen." Und so weiter. Oder willst Du, dass Leute, denen Fifftiescheijds gefallen hat, Dein Buch nicht lesen? Jeder Marketingmensch wird Dir erklären, dass es eine schlechte Idee ist, einen Teil der Zielgruppe vor den Kopf zu stoßen. ;)

  • Würde dir allgemein recht geben, aber bei 50 SoG war es wohl eher die Neugierde über eine fremde Welt und weniger Gefallen der Erfolgsgarant.

    Auch sage ich ja nicht die Geschichte ist sch....e, sondern nur, dass sie an der Realität vorbeigeht.


    Dein Alternativvorschlag ist nicht schlecht