Es war Sommer 1971 oder 1972, das kann ich im Augenblick nicht exakt erinnern. Ich war mit Freunden auf einem Open-Air-Festival in Höxter. Kein großes, aber einige bekannte Namen aus der Krautrockszene waren dabei. (Krautrock sagte man damals aber noch nicht). Als wir ankamen, hatte man schon begonnen, die erste Band trat gerade ab, die zweite war mit Soundcheck beschäftigt. Wir suchten einen guten Platz, lagerten uns dort und wunderten uns, dass der Soundcheck nicht aufhörte sondern immer intensiver wurde. Also marschierte ich vor zu Tribühne um nachzuschauen, was da los war. Zu meiner Überraschung war "der Soundcheck" aber schon volles Programm. Kraftwerk spielte, was hieß, dass an diversen Geräten herumgedreht und Klänge erzeugt wurden und jemand trommelte auch ein bisschen. Kraftwerk war schon bekannt, sie hatten die erste LP seit einem Jahr draußen, die mit dem rot-weißen-Verkehrshütchen. Das war keine Rockmusik, die man auf so einem Open-Air-Festival erwartete, aber es war originell. Und Kraftwerk blieb originell über all die folgenden Jahrzehnte, setzte Maßstäbe in der populären elektronischen Musik, im Auftritt der Band und der einzelnen Mitglieder und letztendlich auch im Kampf gegen sampelnde Hip-Hopper durch alle gerichtliche Instanzen.
Ende April ist einer der beiden Gründer, Florian Schneider-Esleben, gestorben.