Ich mag das, so ein offenes Ende, bei dem man sich das Folgende selbst ausmalen kann. Auch, wenn der Krimi so hingerotzt daherkommt, das man denkt, er wäre an einem verf… Wochende geschrieben – was er vermutlich nicht ist. Zumindest nicht dieser, denn er ist verdammt gut. Trotz Rückblenden, trotz Kiez & Köln & Amsterdam. Hat man ja schon genug von gelesen, aber in letzter Zeit eben nicht mehr, zumindest nicht in dieser Qualität.
Georg »Schorsch« Köster, Restaurantbetreiber aus Hamburg, wird mit dem Tod seines Bruders Michael konfrontiert. Erschlagen und ausgeraubt, irgendwo auf einem Autobahnrastplatz. Er hatte lange nichts von seinem Bruder gehört, ist auch nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen, doch plötzlich interessiert ihn das alles. Warum? Und wer hat das getan? Die Polizei ermittelt schlampig, also muss er das selber tun. Und je tiefer er eindringt, um so deutlicher tritt auch die verdrängte Vergangenheit zu Tage. Nicht zuletzt mit Jutta. In Amsterdam gibts dann Action. Und noch einen Toten. Dazu endlich das, was »Mike« schon gesucht und gefunden hatte und weshalb er sterben musste. Doch richtig glücklich ist Schorsch nicht über das, was er da ausgegraben hat, denn nun hat ihn die Vergangenheit so richtig am Schlafittchen.
Das ist prächtig schön schwarz gezeichnet, in meist kurzen Szenen, in denen sich die Zeitläufe gerne verschieben. Das ist genau das richtige für einen langen Leseabend oder ein verregnetes Wochenende (ersatzweise bei Sonnenschein im Garten, am Pool oder am Strand). Das ist anderes als Regiokrimihausmannskost, sondern Krimi-Currywurst (für Vegetarier aus Tofu) mit belgischen Fritten rot-weiß.
ASIN/ISBN: 3959881479 |
Und wenn man dann fertig ist, dann ist es gut, wenn man das »Lesebuch Frank Göhre« bereit liegen hat, erschienen in Nylands Kleine Westfälische Bibliothek (Aisthesis Verlag). Genau das richtige Lesemethadon, um zu verhindern, das am Ende des Krimis die Göhre-Entzugserscheinungen einsetzen. Man kann sich mit den (meist) kurzen Texten im Lesebuch langsam entwöhnen