Grenzen der Aneignung - worüber "dürfen" Autoren schreiben und worüber nicht?

  • Okay, dann anders gefragt: Wie geht man mit dem Vorwurf um, man hätte sich - möglicherweise aus Sicht des Kritikers in unangemessener Weise - einer Thematik genähert, von der man besser die Finger gelassen hätte? Oder mit dem, man würde eine Gruppe diskreditieren oder deren Diskriminierung befördern, weil man ein vermeintliches Mitglied der Gruppe mit negativen Eigenschaften ausgestattet hat, die - je nach Auslegung - u.U. gängige Vorurteile befördern? Das ist schon eine schwierige Situation, die für jemanden, der schreibt und Geschichten erzählen will, mit deutlichen Risiken ausgestattet ist. Wie weiter oben zitiert - einige meinen sogar, man solle als Autor "die Bühne räumen", um jenen Chancen zu eröffnen, die "ein Recht darauf haben, dass ihre Geschichten erzählt werden", denen das aber bislang nicht gelingt, weil die Privilegierten die Kanäle verstopfen. Das ist nahe an einer (sehr komplexen) Quotenforderung. Und zwar eine, die Autoren, aber auch Thematiken und Protagonisten umfasst. Erzähl Du Deinen Scheiß und ich meinen, aber komm mir nicht in die Quere. Wir fragmentieren die Kunst nach identitätspolitischen Kategorien. Schluss mit dem Universalismus, mit der Empathie, mit Kunst als intersozialer Kommunikation, mit Standpunkten, mit Gesellschaftskritik. Her mit den Arche- und Stereotypen, mit Gruppendenken, mit Abschottung; weg mit der kulturellen wie sozialen Gemeinsamkeit. Und bestätigen wir die Behauptung, man würde immer auch für die Gruppe sprechen, der man zufällig angehört - und für keine andere. Das ist das Gegenteil von Inklusion. Das ist Spaltung. Und es ist anmaßend jedem Künstler, jedem Menschen gegenüber, denn es verneint Elementares.

    Das stimmt mich pessimistisch.


    Da musst Du Dich dann erst einmal selbst fragen, ob der Kritiker recht haben könnte oder ob er vielleicht auch einfach falsch liegt.


    Was wolltest Du erzählen und warum hast Du einen Charakter so gestaltet wie er ist? Hast Du vielleicht bewusst oder unbewusst ein (z. B. antisemitisches ) Klischee verwendet? Oder wolltest Du vielleicht sogar provozieren?


    Allgemeingültig lässt sich das nicht so einfach beantworten.

  • Ich fürchte, Du hast meine Frage missverstanden, Christian. Und Provokation ist eines der Fundamente der Kunst.

  • Zitat

    Selbstverständlich darf ich auch tun, was ich nicht kann. Ich muss allerdings dann auch die Konsequenzen tragen, die aus diesem Tun folgen.

    Richtig. Und eine dieser Konsequenzen ist möglicherweise, dass irgendein Kritiker behauptet, Du dürftest das nicht. Damit tut er seine Meinung dazu kund, selbst wenn sie vielleicht im Grundsatz ebenso falsch sein mag, wie das, was man als Autor verbrochen hat.


    Und im Konsens meiner übrigen Postings hat meine Aussage allerdings mit dem Thema zu tun. Denn das "Nicht Können" hatte ich zuvor ja genau thematisch bezeichnet. Und deshalb hatte es nichts mit einer generellen Aussage zu tun, ob man als Künstler sich mit etwas beschäftigen darf, was nicht der eigenen, direkten Lebenswirklichkeit entspricht. Letzteres tue ich in meinen Büchern ständig ;)

  • Oder ich übertreibe. Auch möglich. :)

    Wohl kaum. Die Gefahr zu übertreiben, würde ich allenfalls dann als Möglichkeit in Betracht ziehen, wenn wir nicht in immer kürzeren Abständen mit dieser Thematik konfrontiert würden.

    Okay, dann anders gefragt: Wie geht man mit dem Vorwurf um, man hätte sich - möglicherweise aus Sicht des Kritikers in unangemessener Weise - einer Thematik genähert, von der man besser die Finger gelassen hätte?

    Ich weiß es nicht. Oder vielmehr bin ich mir noch nicht schlüssig, wie auf einer konkreten Ebene mit einem solchen Vorwurf am besten umzugehen wäre. Vermutlich gibt es auch hier nur schlechte, zumindest aber unbefriedigende Antworten.

    Der Vorwurf, eine bestimmte Gruppe zu diskreditieren, nur weil ein Autor „ein vermeintliches Mitglied dieser Gruppe mit negativen Eigenschaften ausgestattet hat, die - je nach Auslegung - u.U. gängige Vorurteile befördern“, ist, nun ja ... schwer nachvollziehbar. Ich dachte, beim Sensitivity-Reading ginge es gerade darum, schreibenden Nichtmitgliedern einer Minoritäten-Community ein realistischeres Bild dieser Community zu vermitteln. Der erhobene Vorwurf suggeriert aber, dass entweder alle Mitglieder einer solchen Community frei von jeglichem menschlichen Makel wären oder aber, dass es nur Angehörigen der betreffenden Community zustände, einen etwaigen Makel zu benennen.

    Wie weiter oben zitiert - einige meinen sogar, man solle als Autor "die Bühne räumen", um jenen Chancen zu eröffnen, die "ein Recht darauf haben, dass ihre Geschichten erzählt werden", denen das aber bislang nicht gelingt, weil die Privilegierten die Kanäle verstopfen. Das ist nahe an einer (sehr komplexen) Quotenforderung. Und zwar eine, die Autoren, aber auch Thematiken und Protagonisten umfasst.

    Zum einen ist während der vergangenen Jahre die Zahl veröffentlichter Romane aus der Feder von Angehörigen diverser Minoritätengruppen deutlich gewachsen, mit weiter steigender Tendenz. Zum anderen wüsste ich nicht, dass es bestimmten Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes verwehrt würde, ein Buch zu schreiben, über welches Thema auch immer. Jeder, dem danach ist, darf das tun und das unabhängig von der Frage, ob er der sogenannten und vielleicht einer auch nur vermuteten Mehrheitsgesellschaft angehört oder einer Minorität. Beide stehen am Ende vor derselben Hürde: Reicht die literarische Qualität ihrer Texte für eine Veröffentlichung aus und welche Marktchancen sieht ein Verlag für diese? Die an die vermeintlich privilegierten Autorinnen und Autoren außerhalb ihrer Communities gerichtete Aufforderung, die Bühne zu räumen, geht angesichts dessen an der Realität vorbei.

    Und wie geht die Aufforderung, die Bühne zu räumen, mit der von Mitgliedern derselben Gruppen artikulierten Forderung nach einer größeren Diversität des Personals in den von jenen „privilegierten“ Autorinnen und Autoren geschriebenen Romanen zusammen?

    Wir fragmentieren die Kunst nach identitätspolitischen Kategorien. Schluss mit dem Universalismus, mit der Empathie, mit Kunst als intersozialer Kommunikation, mit Standpunkten, mit Gesellschaftskritik. Her mit den Arche- und Stereotypen, mit Gruppendenken, mit Abschottung; weg mit der kulturellen wie sozialen Gemeinsamkeit. Und bestätigen wir die Behauptung, man würde immer auch für die Gruppe sprechen, der man zufällig angehört - und für keine andere. Das ist das Gegenteil von Inklusion. Das ist Spaltung. Und es ist anmaßend jedem Künstler, jedem Menschen gegenüber, denn es verneint Elementares.

    Das stimmt mich pessimistisch.


    Die Frage danach, welche Autorin, welcher Autor sich welche Themen aneignen darf und welche nicht, eröffnet eine weitere Front und das ausgerechnet zwischen Menschen, die im Grunde natürliche Verbündete sind, dies zumindest in der aktuellen Situation sein sollten. Der Erfolg der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts war nur möglich wegen des Schulterschlusses zwischen Afroamerikanern, der jüdischen Community, linken Gewerkschaftern und den politisch liberal eingestellten Bürgerinnen und Bürgern der damaligen weißen amerikanischen Mehrheitsgesellschaft, trotz der zum Teil recht unterschiedlichen Interessen all dieser Gruppen.


    Die Fragmentierung der Kunst nach identitätspolitischen Kategorien, die faktische Verneinung des Primats des Universalismus, das im verlinkten Kommentar so benannte Empathieverbot für „Kulturfremde“, die Absage an jede Form sprachlicher Verständigung, wie es der Autor des Kommentars formuliert ... All das sehe auch ich mit wachsender Sorge. Es befördert die Erosion des Zusammenhalts unserer Gesellschaft. Das permanente oder situationsbedingte Insistieren auf der eigenen Besonderheit ebnet letztendlich denen den Weg, die eine völlig andere Gesellschaft wollen. Und die Abwertung des Gemeinsamen zugunsten einer Hervorhebung der eigenen Identität ist in der Tat nur schwer vereinbar mit der berechtigten Forderung nach Inklusion, die ja erst dann vollständig erreicht ist, wenn Hautfarbe, Religion, sexuelle Präferenz et cetera eben keine Kriterien mehr in der Wahrnehmung eines anderen Menschen darstellen.


    Herzliche Grüße,


    Jürgen

  • Ich möchte das Thema reaktivieren, mit zwei Beiträgen, einem älteren von Carolin Emcke, die im Mai 2019 in der "Süddeutschen" einen Kommentar verfasst hat, der Identitätspolitik erklärt. Ein sehr lesenswertes Stück Prosa, das mich sehr, sehr nachdenklich gemacht und ein bisschen überzeugt hat. Hier:


    https://www.sueddeutsche.de/po…lumne-rassismus-1.4439103


    Und dann aktuelles Geschehen. Viele waren beeindruckt vom Gedicht, das Amanda Gorman während der Amtseinführung von Joe Biden vorgetragen hat. Der Verlag, der die Rechte für die Niederlande erworben hat, wollte es von einer Weißen übersetzen lassen. Was sich als schwierig erwies:


    https://www.stern.de/kultur/bu…ebersetzen--30407696.html


    Ich kann vieles verstehen, aber ich verstehe nicht, wo wir mit diesem Vorgehen ankommen werden. Die Basis für eine gesellschaftliche Entwicklung, die möglichst viele mitnimmt, scheint mir immer kleiner zu werden, und zwischen den oft selbstgerechten Aktivist*:*innen und den Reaktionären mit ihrem Wutschaum vor dem Mund zerreiben sich immer mehr Leute, Themen, Kunstgattungen und Fortschrittspotentiale.

  • ch kann vieles verstehen, aber ich verstehe nicht, wo wir mit diesem Vorgehen ankommen werden. Die Basis für eine gesellschaftliche Entwicklung, die möglichst viele mitnimmt, scheint mir immer kleiner zu werden, und zwischen den oft selbstgerechten Aktivist*:*innen und den Reaktionären mit ihrem Wutschaum vor dem Mund zerreiben sich immer mehr Leute, Themen, Kunstgattungen und Fortschrittspotentiale.

    Für mich stellt sich die Frage, inwieweit gesellschaftliche, soziale, künstlerische Freiheit durch sowas eingeschränkt einerseits, aber auch andererseits ausgegrenzt wird.

    Die Diskussion um die Übersetzerin des Gedichts von Amanda Gorman erinnert mich an eine andere Diskussion im Bereich des Theaters und Schauspiels allgemein. Kürzlich hab ich einen TV-Beitrag gesehen, in dem es darum ging, dass für bestimmte in Stücken vorkommende Ethnien Weiße, Nichtasiaten, Nichtorientalen besetzt werden. Die Forderung war, diese im Stück auftretenden Ethnien mit Schauspielern entsprechender Herkunft zu besetzen und ging letztlich sogar soweit, den Winnetou bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg von einem Indianer spielen zu lassen.


    Das geht dann schon in Richtung des Beispiels von Carolin Emcke mit ihrer Ausgrenzung von Opernbesuchern unter 1,85 Meter.

    Was passiert denn, wenn nur noch Opern gespielt, Drehbücher geschrieben werden, in denen die Darsteller maximal 1,25 Meter groß, hellhäutig und blauäugig sind?

  • Zitat

    Die Forderung war, diese im Stück auftretenden Ethnien mit Schauspielern entsprechender Herkunft zu besetzen und ging letztlich sogar soweit, den Winnetou bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg von einem Indianer spielen zu lassen.

    Das war dann hoffentlich auch ein echter Apatsche und nicht etwa ein Sioux oder Komantsche. Das wäre sonst höchst rassistisch. :S


    Ich finde, dann sollten aber in Krimis auch nur noch echte Kriminelle und in Nazifilmen echte Nazis mitspielen dürfen. Alles andere wäre nicht tragbar. Wird höchste Zeit, daß endlich fähige Polit-Kommissare in den Verlagen und Redaktionen installiert werden. :evil

  • Und dann aktuelles Geschehen. Viele waren beeindruckt vom Gedicht, das Amanda Gorman während der Amtseinführung von Joe Biden vorgetragen hat. Der Verlag, der die Rechte für die Niederlande erworben hat, wollte es von einer Weißen übersetzen lassen. Was sich als schwierig erwies:


    https://www.stern.de/kultur/bu…ebersetzen--30407696.html

    Das ist für mich auch Diskriminierung, wenn jemand wegen Herkunft und Hautfarbe ein Gedicht nicht übersetzen darf. Die Hautfarbe sollte bei so was völlig egal sein, hier geht es doch um Kompetenz und wie gut es der Übersetzerin/dem Übersetzer gelingt, den Ton des Autors zu treffen. Und da sollten (meiner Meinung nach) Sprachgefühl, Menschenkenntnis und Empathie eine Rolle spielen und nichts anderes.

    Es ist eigentlich ein trauriges Beispiel.

    Dann dürfte es auch keine Therapeuten geben, bzw. dürften sie nur mit Alkoholikern arbeiten, wenn sie selber mal einer waren oder mit Missbrauchsopfern, wenn sie selber Missbrauchserfahrungen haben usw.

    Als Therapeut braucht man Empathie und ich denke, die braucht man als Autor auch, weil man sich beim Schreiben in die Sichtweise verschiedener Persönlichkeiten einfühlen muss.

  • Mehr noch. Wenn ich als schwarze Journalistin mich dagegen verwahre, dass jemand Weißes das Gedicht einer Schwarzen übersetzt, ist nicht genau das auch wieder Rassismus, also in dem Fall Selbstdiskriminierung? Ich breche dadurch die Aussagen des Gedichts (etwa, dass die Dichterin wie viele Menschen an den Amtswechsel im Weißen Haus große Hoffnungen knüpft) auf die Tatsache herunter, dass eine Schwarze es geschrieben hat, und reduziere sie damit einmal mehr auf ihre Hautfarbe - und zwar über ihren Kopf hinweg, wenn ich es richtig verstanden habe. Ich würde mich schön bedanken, wenn ich Amanda Gorman wäre, wobei ich natürlich nicht weiß, wie sie es aufgefasst hat.

  • Mal eine andere Sicht auf den Sachverhalt:

    In dieser Sicht geht es nicht nur um die Hautfarbe, sondern eben um das Erlebte und um das Einfühlen können in einen Text.


    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=493425

    Das ist sicher richtig. Aber die Lebenserfahrung einer 22-jährigen Frau ist sicherlich nicht so ausgeprägt wie der einer 44- oder gar 60-jährigen. Was einen guten Autor unter anderem ausmacht ist, sich in andere Menschen, Charaktere hineinversetzen zu können, deren Erfahrungen, Emotionen zu verstehen, zu formulieren, empathisch aufzunehmen und dieses Universum von Gefühlen der Welt so mitzuteilen, dass diese davon berührt und ergriffen wird, weil sie versteht, was der Dichter sagen will. Welches Bild er vermitteln möchte.

    Ich habe zwar nur wenig von dem Gedicht Amanda Gormans bei der Amtseinführung von Joe Biden verstanden, war aber ergriffen von der Art des Vortrags.

    Warum nun soll ein Mensch anderer ethnischer Herkunft diese Emotionalität nicht auch spüren und in einer Übersetzung vermitteln können. Amanda Gormans Gedicht war ja an alle Menschen unabhängig von Herkunft und Hautfarbe gerichtet.

  • Ich habe zwar nur wenig von dem Gedicht Amanda Gormans bei der Amtseinführung von Joe Biden verstanden, war aber ergriffen von der Art des Vortrags.

    Warum nun soll ein Mensch anderer ethnischer Herkunft diese Emotionalität nicht auch spüren und in einer Übersetzung vermitteln können. Amanda Gormans Gedicht war ja an alle Menschen unabhängig von Herkunft und Hautfarbe gerichtet.

    Genau so sollte eine Übersetzung verstanden werden und der/die Übersetzer werden das Gesagte hinter den Worten verstehen und so weitersagen.

  • Es kommt bei einer Übersetzung weniger darauf an, wer sie macht, sondern, wie sie gemacht ist, ob es gelungen, gut, zutreffend, stimmig ist. Das gilt grundsätzlich aber für alle Formen und Varianten von Kultur, die im gesamtgemeinschaftlichen Kontext steht und nicht Ausdruck oder Signal einer Gruppe sein will.

  • Ich dachte, bei der modernen Kunst kommt es ausschließlich darauf an, wer es gemacht hat. Wenn ich ein Pfund ranzige Butter an die Wand klatsche oder drei rostige Dosen auf ein Brett nagele, steht das in keinem Museum und kostet keine 100'000€, obwohl mein Dreck kein bißchen schlechter gemacht ist. :rolleyes:

  • Dieser lesenswerte Text thematisiert die "kulturelle Aneignung" vermeintlich nur am Rande, aber eigentlich geht's im Kern um das Problemgeflecht, von dem dieses Problem ein wichtiger Teil ist. Caroline Fourest in der "Emma". Bitteschön.

  • Aus "The Hill We Climb" wurde im Deutschen "Den Hügel hinauf", was, mit Verlaub, ein wenig nach einer Kapitelüberschrift aus "Der Herr der Ringe - die Gefährten" klingt. Ein Popgedicht auf vierundsechzig Seiten, übersetzt und recherchiert und reflektiert und vielfach kommentiert von den drei Übersetzerinnen. Ist das dann noch Lyrik? Es ist in jedem Fall die vorläufige Klimax der aktuellen Aneignungsdebatte, für zehn Euro von Hoffmann & Campe - einem Verlag, bei dem ich nicht sicher bin, ob seine Geschichte und Personalstruktur eigentlich erlauben, ein solches Buch herauszubringen. Platz 7 der aktuellen Amazon-Charts.


    ASIN/ISBN: 3455011780

  • Anja entdeckte gestern Abend, dass der Tatort aus Wien vom Sonntag wohl teils unfreundlich aufgenommen wurde. Es habe einen Shitstorm wegen des Täters aus Transgender-Sicht gegeben. Hier ein Auszug aus einer sachlichen Besprechung:


    Zitat

    Der „Tatort: Die Amme“ wirkt damit wie ein Relikt aus ferner Zeit, denn das populäre Kino hat diese Figur öfter gezeigt. Anthony Perkins in Hitchcocks „Psycho“ (1960), Michael Caine in „Dressed to kill“ (1980) oder der Buffalo-Bill-Charakter in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) sind Beispiele dafür, dass Männer, die Frauen sein wollen, aber ihren Gender Trouble nicht gebacken kriegen, Psychopathen werden müssen.

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=494887


    "Dressed to kill" kenne ich nicht. Aber keiner der drei anderen Filme behauptet, dass Transgender-Leute irgendetwas müssen. Die Kausalität für die Morde ist in den drei Beispielen eine ganz andere. Und es geht um Individuen, nicht ums Kollektiv. Kollektivismus ist (wäre) die Pest.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • @Alexander: Noch beim Zuschauen habe ich "Transphobie-Aufreger in drei, zwei, eins ..." gedacht, und Matthias Dell, der als Aktivist in diesem Bereich ja kein ganz Unbekannter ist, war, meine ich, in "Die Zeit" erster mit einer umfassenden Reaktion aus dieser Kategorie. Dabei ist der Täter überhaupt nicht trans(sexuell), sondern psychisch gestört, und schlüpfte in die Rolle der eigenen Mutter, wie auch die Spiegelszene zum Schluss noch einmal verdeutlicht hat. Aber es geht hier überhaupt nicht um inhaltliche Fragen. Es geht darum, dass die negative Darstellung von Menschen, die vermeintlich marginalisierten Gruppen angehören, jederzeit als exemplarisch ausgelegt und als entsprechende Phobie gebrandmarkt wird. Im Umkehrschluss gibt es als "Tatort"-Täter bald nur noch alte, weiße Heteromänner. Alles andere "könnte" als Aufruf zur Diskriminierung und Ausgrenzung verstanden werden.


    Ich fürchte aber vor allem, dass sich ARD und ORF entschuldigen werden. Davor fürchte ich mich wirklich.

  • Hallo Tom,


    da könntest Du Recht haben - fürchte auch ich.

    Dieser "Tatort" hatte Schwächen, die lagen für mich allerdings eher in anderen Aspekten. Ich fürchte, diese ganze (Trans)Gender-Debatte engt die Kunst demnächst komplett ein.

    Denken wir das mal weiter: Es ist ja auch wirklich frauenfeindlich, wenn Frauen als Mörderinnen dargestellt werden (außer, sie killen ihren prügelnden Alten, dann passt das schon). Oder schwule Männer. Oder ... weiß nicht. Aber das kann man ewig so weiterführen.


    Als ich die erste Kritik (ja, ich glaube, es war aus der "Zeit") mit Bezug auf Transgender-Diskriminierung gelesen habe, fand ich das einfach nur absurd. Denn ich habe am Sonntag tatsächlich an die eine oder andere Unstimmigkeit bei diesem Krimi gedacht, aber dass sich jemand über einen Mann in Frauenkleidung aufregt, weil Diskriminierung etc., daran habe ich als Letztes gedacht. Alte, weiße Frau?

    Aber das war jetzt auch schon wieder übel frauenfeindlich;).