Das böse Mädchen

  • Ein Junge aus Lima will zwei Sachen vom Leben: 1. In Paris leben, und das 2. mit dem geheimnisvollen chilenischen Mädchen, in das er sich verliebt. Das ist der Sinn, den er seinem Leben gibt.


    Das Mädchen wiederum hat auch einen Sinn in seinem Leben – und der ist, keinen Sinn zu haben, außer einen Mann zu finden, der ihr ein aufregendes und vor allem reiches Leben bietet.


    Die Wege der beiden kreuzen sich in Lima, Paris, London, Tokio und Madrid. Das böse Mädchen belügt den Jungen und Mann, sie hintergeht, bestiehlt und erniedrigt ihn. Sie ist ein Scheusal. Er dagegen verzeiht ihr immer wieder, weil sie nun einmal der Sinn seines Lebens ist. Er liebt eine Frau, die keinen Sinn kennt. Bis zu ihrem Tod.


    Große Literatur.


    ASIN/ISBN: 3518459325

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • So etwas nennt man heute Teaser, HD. ;-)


    Vielleicht kommt da noch etwas. Der Roman gärt in mir. Gestern habe ich ihn beendet und denke seitdem an die Figuren. Zumindest ich habe mit dem Protagonisten und Ich-Erzähler gelitten, Ricardo, Ricardito, dem unglücklich Verliebten. Die Erzählweise schleift mich als Leser über Höhen und Tiefen, meist durch Schlamm und Dreck. Ich habe wirklich gelitten mit dem Mann.


    Aber jetzt gibt's Tee.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Du hast schon recht, HD: Meine Vorstellung ist knapp. Allerdings hatte ich vorher das Vierfache an Text geschrieben und dann das Meiste wieder gestrichen. Denn meine Zusammenfassung der Lebensstationen erschien mir zu sehr als müder Abklatsch des Romans. Den Inhalt kann jeder lesen.


    Die Prämisse der beiden Hauptfiguren ist meiner Ansicht nach die Essenz des Romans: Ein Mann wählt eine Frau zu seinem Sinn, die selbst keinen Sinn hat, außer dem rein Materiellen.


    An diesen Prämissen hätte Frey mit seinem "verdammt guten Roman" seine helle Freude, denn sie treten in diesem Buch idealtypisch zutage.


    Der Erzähler ist reichlich schwach. (In dieser Hinsicht erinnert er mich an Kommissar Gereon Rath aus dem "Nassen Fisch", dem Hörbuch, das wir gerade hören.) Ein bisschen wie eine Billardkugel - soll er sich bewegen, muss man ihn stoßen. Außerdem ist er herzensgut zu seiner Erwählten, und darum tut es mir als Leser so weh, was sie ihm antut.


    "Das böse Mädchen" eignet sich gut für Leser, die zuvor noch nicht so viel mit lateinamerikanischer Literatur zu tun hatten. Der Roman ist einigermaßen "westlich" dadurch, dass er im Schwerpunkt in Europa spielt.


    Vargas Llosa schmeißt seinen Erzähler vom Heißen ins Kalte und wieder zurück. Ist das böse Mädchen gar nicht so böse?, fragte ich mich zwischendurch. Ist sie eine Art Scarlett O'Hara, die sich geschworen hat, nie mehr zu hungern? Man erlebt sie immer aus Sicht des ihr Verfallenen und möchte irgendetwas Gutes an ihr sehen - und dann ist sie jedes Mal noch scheußlicher, brutaler und verlogener als zuvor. Nicht einmal ihren wahren Namen kennt man bis zum vorletzten Kapitel.


    Der Roman enthält Elemente des magischen Realismus. Ihr Vater ist ein Indio, der in Lima das Meer belauscht und spürt, ob es Wellenbrecher akzeptieren würde. Die ganzen Zufälle nimmt einem keiner im wirklichen Leben ab, wie sich die Wege der beiden Hauptfiguren immer wieder auf drei Kontinenten kreuzen - aber wenn das böse Mädchen seine Finger im Spiel hat, wird das Unmögliche möglich.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Alexander, ich habe diesen Roman vor Jahren gelesen und es ging mir ebenso. Toll geschrieben, aber beim Lesen bin ich innerlich fast explodiert über so viel - ich nenne es mal Geduld - oder Blödheit des Protagonisten. Immer wieder musste ich das Buch aus der Hand legen.

  • Man leidet wie ein Hund mit dem Mann. ;( Und ärgert sich schwarz über ihn. :bonk Und ist selig mit ihm. :sonne Ganz großes Gefühlsbad, schnell wechselnd. :trage


    Freut mich sehr, dass ich nicht der Einzige bin, der so empfunden hat. :)

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Gut, das nachgelegt wurde. Mit dem ersten Posting war das nämiich nichts. Das hätte auf viele andere Romane auch zutreffen können, denn diese Geschichte ist nicht neu und einzigartig. In Mika Waltaris Roman Sinuhe, der Ägypter gibt es das nämlich auch, dass der Protagonist einer Frau so verfällt, dass sie ihn ausnutzen kann bis er nichts mehr hat, noch nicht einmal den Glauben an sie. Dann begreift er allerdings, wem er da verfallen war und dreht den Spieß um.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Gut, dass nachgelegt wurde. Mit dem ersten Posting war das nämilich nichts.

    Ich bin immer froh, wenn ich helfen kann. Hoffentlich geht es Dir jetzt besser, wenn Du ein wenig Dampf abgelassen hast. Autogenes Training hilft auch gut. Kann ich empfehlen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)