und morgen zur Demo!

  • Die Schulleiter von Tauberbischofsheim und Lauda haben beschlossen, keine Strafen für Schüler zu verhängen, die an der Demo teilnehmen. Das sind schon mal erfreuliche Entscheidungen. Auf dem Tauberbischofsheimer Schloßplatz ist eine Domo angesagt, die ich vorhabe, zu besuchen.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich dachte, die wäre erst in der kommenden Woche. Hier ist erst für den nächsten Freitag etwas angesetzt.


    Natürlich kann man sich jetzt über die Jugendlichen aufregen, die einer kleinen Schwedin folgen und demonstrieren gehen. Man kann sich auch auf einen abgeklärten Standpunkt stellen und sagen, dass der Umweltgedanke dieser Kinder spätestens beim eigenen Handy endet. Stimmt sogar zum Teil.


    Aber ich finde es ganz prinzipiell gut, wenn sich die Jugendlichen überhaupt für etwas wie das Klima einsetzen. Es könnte ein Anfang sein.

    Irgendwann wird man ihnen dann noch mal erklären müssen, dass der Umweltgedanke bereits beim eigenen Computerspiel anfängt. Aber erst mal ist Interesse an der Umwelt besser als kein Interesse.

  • Mein Sohn wird aber dauernd eingeladen, nächste Woche am Freitag hinzugehen. Vorm Bahnhof soll die sein, von 16.00 bis 20.00 Uhr. Und ich hab tatsächlich auch noch nichts von der Demo morgen gelesen, abgesehen vielleicht davon, dass sich die Freitagsdemos hier auch etabliert haben.


    Aber vormittags gehen die meisten Schüler nicht hin aus Sorge, sie könnten zu viel Unterricht verpassen. Kein Witz^^.


    In der letzten Schule meines Sohnes hat eine der Lehrerinnen(!) den Kindern gesagt, sie müssten auch mal was Verbotenes tun (vom Unterricht fernbleiben). Das wäre ihre Zukunft, um die müssten sie sich kümmern!

  • Mein Motto war bislang (also seit meiner ersten und letzten Demo vor dreißig Jahren): "Und es passt, was ich mir denke / auch wenn ich mich sehr beschränke / nicht auf einen Knopf an meiner Brust."


    Gleichzeitig möchte, soweit möglich, auch kein allzu schlechter Mensch sein. Also habe ich mir den Link nach HDs Demo-Verweis-Link angeschaut. Für den Fall, dass ich morgen oder nächste Woche auf die Demo ginge, wüsste ich gern, wofür genau ich dann demonstrierte.


    Die zwei netten österreichischen Madln fordern mich im Video dazu auf, mutig zu sein. Dazu soll ich ein Schild anfertigen, auf dem steht: "FÜR DIE ZUKUNFT" und mich damit ablichten.


    Ich weiß zwar nicht, warum ich Mut dazu brauche, aber das geht ja noch. Ich bin voll für Zukunft. Nur weiß ich leider immer noch nicht, wofür ich dann genau demonstriere.


    Aber dabei kann mir sicher das STREIKPAKET helfen, dass ich bestellen kann (mit Plakaten, Flyer, Infomaterialien, Checkliste und allem, was ich brauche).


    Punkt 2 der Grundsätze enthält etwas Konkretes: "2. Unser Ziel ist die Einhaltung des 1,5°C-Ziels des Pariser Klimaabkommens und globale Klimagerechtigkeit." Man will also, dass das Pariser Abkommen eingehalten wird. Prima. Ich finde es auch gut, wenn die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte eingehalten wird - nur wie? Und wie bitte ist das mit Klimagerechtigkeit?


    Außerdem ist man auch gegen das Massenaussterben. Ich unterstütze das. Wirklich.


    Ich frage mich nur: Wie ist das, wenn eigentlich kein anständiger Mensch mehr gegen etwas sein kann? Könnte das vielleicht Wischi-Waschi sein?


    Man hat ein hehres Ziel, dem sich alles andere unterordnen soll. Alles. Sonst leben wir demnächst auf einem Wüstenplaneten.


    Man kennt die Wahrheit. Die die einzige Richtschnur zu sein hat.


    "Mach deinen Mitmenschen klar: Die beste Zeit zu handeln ist vorbei. Die letzte Möglichkeit zu handeln ist JETZT!" Jetzt oder nie mehr also. Die Panik soll vernunftgeleitet sein.


    Wir alle hier haben das Waldsterben, den sauren Regen und das Ozonloch überlebt. In aller Vorsicht möchte ich Zweifel an diesen apokalyptischen Vorhersagen äußern. Ich bezweifle nicht, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt. Aber diese Veranstaltungen in der nächsten Woche werde ich nicht besuchen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Und ich glaube, ganz im Gegensatz, dass es wichtig ist, überhaupt mal irgendetwas zu tun. Die Ziele dieser Demo sind natürlich reichlich undifferenziert formuliert, klar. Aber ich denke, solche Demos sind auch noch nicht für den Feinschliff gemacht.


    Man könnte sich hier in Österreich etwa für sanften Tourismus einsetzen. Sich gegen das Beschneien von Skihängen einsetzen. Oder gegen die Verbauung der letzten freien Grünflächen in der Stadt Salzburg. Das wären dann zwar sehr konkrete Ziele. Man würde damit aber im Moment zuerst einmal wieder spalten.


    Für mich sind diese großangelegten Aktionen und Demonstrationen in erster Linie einmal dazu da, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass in unserem Umgang mit der Umwelt ganz entschieden etwas schief läuft. Und zu zeigen, dass es inzwischen eine Menge Menschen gibt, die das ähnlich sehen. Zu zeigen, dass es keineswegs uncool ist, sich für eine intakte Natur einzusetzen.


    Bei der konkreten Umsetzung wird ohnehin jeder sein Veto einlegen, dem die eine oder andere Maßnahme weh tut.


    Es gibt zu viele (vor allem) Jugendliche, die meinen, ein zwei Jahre altes Handy stünde quasi schon unter Denkmalschutz, aber zu gebrauchen sei es definitiv nicht mehr.

    Es gibt jede Menge Leute, die über einen autofreien Sonntag pro Monat entrüstet wären.

    Die Skitourismusregionen, sofern sie nicht aufgrund der Höhenlage schneesicher sind, würden aufheulen, wenn man ihnen das Beschneien der Hänge untersagen würde. Sogar sehr laut.


    Aber über all diese Details muss man dann reden. Erst mal sind die Demos in meinen Augen ein wichtiger Schritt. Mehr nicht. Aber eben auch nicht weniger.

  • Alexander, es gibt das Waldsterben immer noch. Das hat nie aufgehört. Nur eine Ursache, nämlich die übersäuerten Böden wegen schwefliger Säure im Regen, hat man beseitigt. Monokulturen und Borkenkäfer und Trockenheit und (ironischerweise) viel zu viel Rotwild samt Verbiss gibt es nach wie vor. Am Wald sieht man, wie menschengemacht der Klimawandel ist, und dabei sind die brasilianischen Brandrodungen noch gar nicht mitgerechnet. Der Klimawandel ist übrigens ziemlich sicher eine waschechte Klimakatastrophe, auf die wir in unseren SUVs aber mal mit voller Wucht zurasen, es wegen der Klimaanlage halt nur noch nicht so richtig merken.

    Unter welchen Bedingungen Handys produziert werden, kann man gesetzlich regeln. Dass sie recyclebar sein müssen, kann man gesetzlich regeln. Das bevorzuge ich eher, wenn es ums Gemeinwohl geht, nicht so sehr den Verzicht des Einzelnen.

    Und: Ich finde es witzig, wenn so Prämillenialz wie wir von unserer Kreuzfahrtkabine aus noch mit der triefenden Fleischkeule in der Hand einem demonstrierenden Teen zurufen, er möge doch bitte erst mal selbst auf seinen Handy-Konsum achten, bevor er Plakate schmiere :) (Sorry, Anja, den Elfer musste ich machen :) )

  • Hallo Joachim,


    kann sein, dass ich Dich falsch verstehe, aber ich habe ja nichts anderes gesagt: Ich finde die Überheblichkeit, mit der einige auf diese Bewegung reagieren, ziemlich deplatziert. Es ist so leicht, sich auf diesen abgeklärten Standpunkt zu stellen.


    Und trotzdem bleibt natürlich auch für mich die Erkenntnis, dass mein eigener Sohn sich zwar wahnsinnig über SUVs und dergleichen aufregt, aber mir dauernd in den Ohren liegt, mit seinem antiquarischen Smartphone (das ist jetzt so ca. ein Jahr alt) könne er unmöglich auch nur irgendwas machen. Was er so genau damit plant, weiß ich nicht, ich schätze aber, dass ich nicht völlig falsch liege, wenn ich von den neuesten Versionen einiger Spiele ausgehe:).


    Das spiegelt aber auch nur die Haltung sehr vieler wider: Umweltschutz ja, Einschränkungen auch, klar. Aber nicht bei dem, was mir gerade selber am wichtigsten ist.


    Die Absurdität der ganzen Situation ist ja sogar mittlerweile die, dass man die Sommertemperaturen kaum noch ohne Klimaanlage übersteht. Dementsprechend viele neue Klimageräte in Privathäusern gibt es ja. Was dem Gesamtklima weiter schadet ... Aber natürlich sagt jeder einzelne, er/sie wolle die Folgen der Klimaveränderung nun auch nicht persönlich ausbaden, indem er darauf verzichtet, seine Wohnräume herunterzukühlen.

  • Ich finde es schön, dass die Kinder/Jugendlichen wieder politischer werden, das ist ja auch eine Form von Bildung und ja, es geht um nichts geringeres als ihre Zukunft. Ich habe noch gut im Ohr, wie sich viele vor einigen Jahren darüber beklagten, dass das Politikinteresse nicht mehr bestünde.

    Auf der anderen Seite finde ich es auch schwierig, weil die meisten Rotzgören gar keine Vorstellung haben, wie schwer es für viele ist, den Wohlstand zu erwirtschaften, von dem sie sich täglich wie selbstverständlich bedienen.

  • Klar, Anja, hab ich dirgegenüber ja auch halb im Scherz gemeint. Allgemein finde ich es ziemlich seltsam Jugendlichen ein Konsumverhalten vorzuwerfen, dass die Vorgeneration selbst etabliert hat, und manche machen das ja ernsthaft.

  • Hi Joachim,


    in diesem Haushalt ist es in der Tat so, dass wir einen Konsumrausch der hausbewohnenden Folge-Generation ausbremsen müssen. Das betrifft oft Smartphone & Co.


    Um mich jetzt mal an der Frage vorbeizumogeln, ob meine oder vorige Generationen diese Konsumhaltung "verschuldet" haben - ich sehe wirklich einen großen, praktischen Beitrag zu Klimadebatte darin, weniger zu konsumieren. Und das kann jeder tun.


    Bei allem Hype um Marie Kondo - sie stellt die richtigen Fragen, meine ich: Brauche ich das? Macht mich diese Sache zufrieden? Trägt sie zu einem glücklichen Leben bei?


    In den meisten Fällen lautet die Antwort: Nein!


    Anja und ich sprechen öfter über Frugalismus. Bei dieser Form der Bescheidenheit geht es nicht darum, sich Dinge zu versagen, zu verzichten. Es geht darum, sich zu fragen: Brauche ich das? Muss das neu, oder kann ich das reparieren?

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Hey Alex, du linke Mitsocke, wir zwei beide lassen uns auch immer wieder kriegen mit dem schlechten Konsumgewissen. Klar, man kann immer am eigenen Verhalten schrauben und es sollte ein bisschen mit dem eigenen Idealismus vereinbar sein (ich z.B. würde nie und nimmer auf eine Kreuzfahrt gehen oder einen Cayenne durch die Gegend kutschieren, wenn ich mir den mal leisten könnte), aber ob bei bisschen persönlichem Konsumverzicht im statistischen Mittel ein echter Beitrag für's Klima rumkommt? Ich weiß nicht.


    Darauf wollte ich mit dem Recycling-Handy oben anspielen. Statt dem ominösen Verzicht brauchen wir, wie ich finde, sozio-ökologische Warenkreisläufe, bei denen nicht am Anfang Erdöl, am Ende Entsorgung im Ofen oder Meer steht und in der Mitte Ausbeutung der Armen. Wenn das klappt, dann denke ich, wird das automatisch zu weniger Konsum führen. Sicher des Preises wegen, weil man dann keine Kreuzfahrt plus Flug für 499 Euro machen kann (hab ich ernsthaft hier im Nachbardorfsreisebüro gesehen!), aber gewiss auch, weil solche echte Warenkreisläufe nicht auf Hochgeschwindigkeit laufen, sondern eher so vor sich hinschippern.


    Marie Kondo kenne ich gar nicht. Schau ich mal.

  • Hey Sieben ...


    ... ich krieg Leutz, die den menschengemachten Klimawandel anzweifeln oder 'nicht glauben', nie so wirklich überzeugt oder umgestimmt, das ist nicht meine Stärke, deshalb probiere ich es gar nicht. Hab nur die Bitte folgendes zu bedenken: 'Die Wissenschaft' funktioniert überall um uns herum, Handy, Auto, Internet, allerlei Technik, usw. blablubb. Sie funktioniert, weil 'die Wissenschaft' die Grundlagen dafür ermittelt hat, unter anderem jede Menge Gleichungen, die eben die grundlegenden Prozesse beschreiben. Warum sollten diese Gleichungen plötzlich beim Klima nicht mehr funktionieren, wenn sie besorgniserregende Ergebnisse liefern?

    Und glaubst du wirklich, die 'Wissenschaftler' haben, bevor sie so Warnungen rausgeben, Sonnenaktivitäten oder die Erdgeschichte oder das Prinzip der Ausdehnung von Wüsten nicht bedacht?


    Grüßle ... Jo

  • Manche Wüsten sind durch "Menschenhand" entstanden, die Ausbreitung vorhandener Wüsten ist in den meisten Fällen ebenfalls menschengemacht. Kosmische Beeinflussung, Polumkehrung etc. mag es alles geben und Einfluss haben, messbar sind aber die menschengemachten Einflussgrößen besser und auch deren Auswirkungen. Verschwörungstheorien hören sich aber für viele immer einfacher an.

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  • ... ich krieg Leutz, die den menschengemachten Klimawandel anzweifeln oder 'nicht glauben', nie so wirklich überzeugt oder umgestimmt,


    Überzeugungen dass es soetwas wie einem eklatanten Klimaeinschnitt gibt, musst du mich bestimmt nicht, dass ist nicht mein Ansatz, aber ich bin etwas misstrauisch was diesbezügliche Wissenschaftler angeht; ich glaube ebend weniger, dass dies überwiegend menschengemacht ist,

    So. Ostelbe Sieben. Dies könnte ein passender Augenblick sein, um Dich freundlich dazu aufzufordern, mit den Leuten zu kommunizieren, wenn Du etwas schreibst. Und das bedeutet auch: Auf sie einzugehen. Sich verständlich auszudrücken, statt zu schwafeln. Nicht zu schreiben um des Schreibens willen. Daran erinnere ich dich jetzt freundlich.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • ich glaube ebend weniger, dass dies überwiegend menschengemacht


    Darth Vader hätte jetzt gesagt: "Ich finde Ihren Mangel an Glauben beklagenswert."


    Tja, am besten die nächsten Jahrzehnte gut die Augen vor der Wissenschaft verschliessen. Hat im Mittelalter auch ganz gut geklappt. Ziemlich vermessen, wenn man glaubt, dass die Natur und das Klima durch immer mehr Umweltbelastungen ungeschoren davonkommt und sich durch Millionen/Milliarden von Verbrennungsmotoren unbeeindruckt zeigen wird. Hinzu kommt noch der fahrlässige Umgang mit Chemie (Pestizide usw.).