Schon seit einiger Zeit ist eine Software im Gespräch - und im Gebrauch! - die Manuskripte auf Tauglichkeit prüft. Anfangs nur für Verlage gedacht, um Lektoren zu entlasten, wird der Service - also die Auswertung der Software LiSA - nun auch Autoren angeboten. Und um die richtige Aufmerksamkeit zu bekommen gibt es einen Wettbewerb. Man möge sein Manuskript einschicken und habe damit die Chance auf einen Verlagsvertrag und selbstverständlich auf eine Präsentation auf der Frankfurter Buchmesse.
Künstliche Intelligenz bestimmt, was künftig gelesen wird!
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Kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das funktioniert. Ich denke, das besondere Etwas eines Autors, wenn er denn eins hat, wird dabei übersehen.
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Ich habe kürzlich eine interessante Dokumentation gesehen, in der es u.a. um GoogleTranslate ging, also den Übersetzungsdienst von Google. Das System arbeitet verblüffenderweise nicht mit Regeln, versucht also nicht, die Syntax, Grammatik und Semantik des Beitrags in der einen Sprache zu erkennen, um dann Regeln anzuwenden und das ganze in der anderen Sprache wiederzugeben, sondern auf der Basis von Statistik. Es ist mit unglaublich vielen Texten in vielen Sprachen gefüttert worden, und es liefert aus diesem Material und mit Hilfe von ein paar Algorithmen den Text B aus A, der wahrscheinlich gemeint ist. Das klingt simpel, ist aber unglaublich komplex, aber - es funktioniert sehr gut. Und es kommt ohne Regeln aus, ohne Verständnis für die Texte.
Wenn (bisherige) Bestseller im statistischen Bereich auf ähnliche Weise korrelieren, also eine Datenbasis liefern konnten, mit der man vergleichen kann, dann könnte eine Software also herausfinden, ob und inwieweit es Übereinstimmungen gibt, auch in Teilbereichen, wie die Screenshots zeigen. Die Frage ist nur, ob sich das Publikum auch so verhält, ob es die Kaufentscheidung(en) auf einer solchen Basis trifft, oder ob die Muster dort nicht ganz andere sind. Andere Fragen sind die nach Stil, Methodik, sprachlichem Reichtum, Originalität usw. Eine solche Vergleichssoftware kann und wird nur Konventionelles finden, das wäre ja auch ihre Aufgabe. Die Perle in der hässlichen Muschel findet sie nicht.
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Eine solche Vergleichssoftware kann und wird nur Konventionelles finden, das wäre ja auch ihre Aufgabe. Die Perle in der hässlichen Muschel findet sie nicht
Die positive Seite dieser Entwicklung ist, dass die Verlage entlastet werden und aus der Flut der Manuskripte unbrauchbares Material von vornherein ausgesondert wird. Diesen Aspekt solcher Software sollte man nicht unterschätzen.
Die negative Seite ist, wie richtig gesagt, ausschließlich Konventionelles herausgefiltert werdne kann, solcher Art, wie sie schon mal zu Erfolg geführt hat. Und tatsächlich ist das auch das Ziel der meisten Verlage: Zeug drucken, das sich verkauft und zwar möglichst gut, egal ob es eine Perle oder nur die hässliche Muschel ist. Die Verlage/Programmleiter/Lektorinnen sind selten geworden, die gezielt nach Perlen suchen. Wir sollten dankbar sein, dass es überhaupt noch solche gibt.
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Wenn ausschließlich Konventionelles gefunden wird, Horst-Dieter, dann ist die positive Seite eigentlich überhaupt keine.
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Wenn ausschließlich Konventionelles gefunden wird, Horst-Dieter, dann ist die positive Seite eigentlich überhaupt keine.
Vielleicht aus Sicht der Verlage, weil sie sich nicht mehr die Mühe machen müssen, total Unbrauchbares auszusortieren. Außerdem könntest Du zumindest honorieren, dass ich nicht versucht habe, nur schwarz zu sehen sondern irgendeinen - wenn auch winzigen - Lichtblick zu finden.
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Einen positiven Gedanken kann ich dem dann doch noch abringen. Die leidliche Papiereinsendung hat sich dann wohl bei vielen Verlagen erledigt.
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Joanna Penn hat zum Thema KI und Autoren einen ausführlichen Artikel geschrieben, er für mich eher nach Horrorszenario klingt als nach großartiger Chance.
9 Wege, wie Künstliche Intelligenz Autoren und Verlage aufmischen wird (Englisch)
Schöne neue Welt: Verlage filtern also Manuskripte maschinell, aber egal: Schließlich werden Texte auch bald von Maschinen nach dem von Tom erwähnten Prozess geschrieben. Steigert die Produktivität von Autoren, reduziert den Frust über Absagen und lässt genügend Zeit fürs Marketing der eigenen Bücher, die aus den Vorgängern zusammengepuzzelt sind.
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Birgit C. Danke für den Link.
Aber für mich lesen sich Artikel wie der von dir verlinkte nicht so sehr wie ein Horrorszenario, sondern eher wie die Werbeschrift einer Lobbyistin.
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@Juergen P. Ja, stimmt. Die Dame ist insgesamt schon sehr überzeugt von den unendlichen Möglichkeiten, die sich (englischsprachigen) Autoren auftun werden, nicht nur durch KI, sondern auch durch die unerschlossenen Buchmärkte in unterentwickelten Regionen, die natürlich als erstes e-Reader kaufen werden, sobald dort Internet verfügbar ist.
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Der Wettbewerb ist entschieden. Den Vorstand erreichte heute eine Mail mit dem angehängten Inhalt.Pressemitteilung-Egger-FeuerWerkeVerlag-QualiFiction.pdf