Hallo, Robyn.
Tyrannei ist die Willkürherrschaft eines Machthabers oder einer Clique. Wenn Gruppen dem Rest ihren Willen aufzuzwingen versuchen, kann man das Tyrannei nennen. Und, nein, es handelt sich nicht um Mehrheiten oder um große Bewegungen, sondern um Scheinriesen, die mit aggressiv repressiven Methoden versuchen, den Eindruck zu erwecken, sie wären wer/mehr, die akribisch und diktatorisch alles beobachten und energisch zuschlagen, sobald sich Angriffsflächen anbieten und zurechtgewiesen werden kann. Aber das spielt keine Rolle, denn im Kern sind die Vertreter dieses Weges zutiefst intolerant, außerdem sehr geltungsbedürftig - und auf eine Weise von der Korrektheit der eigenen Verfahrensweise (wir reden nicht über Ziele) überzeugt, die gar keinen Diskurs zulässt. So zeigt sich das auch aktuell. Und es geht auch nicht darum, dass eine Mehrheit oder große Gruppe die Programme irgendwelcher Comedians nicht mehr mag. Wenn das so wäre, würden die Comedians ihre Programme ändern - das sind schließlich keine Idioten. Die Auftritte werden gezielt gestört, um dem restlichen Publikum den Willen der Störer aufzuzwingen. Das ist Tyrannei.
Der Cartoonist Martin Perscheid, den ich sehr mag, hat letztens auf seiner Facebooksite einen katholikenkritischen Cartoon veröffentlicht, und bevor jemand darauf reagieren konnte, schrieb er selbst als Kommentar: "'Mach das mal mit Muslimen' in drei, zwei, eins ..." - um diesen Reflex (die Illusion von der erwarteten Gleichbehandlung) zu verdeutlichen. Wenn man "Linke" im weitesten Sinne kritisiert und nicht im gleichen Atemzug "Rechte", dann muss man ja wohl selbst einer sein, also ein Rechter. So ein Blödsinn. Eine Meinungsäußerung muss selbst schon dialektisch sein? Und die Methoden, über die ich geschrieben habe, sind nun einmal aber nicht die Methoden der Rechten. Und diese waren nun einmal nicht Thema. Die Herrschaften versuchen auf ganz andere Weise, die Kunst zu beeinflussen, was vielleicht auch ein Anlass für einen Beitrag wäre. Aber dieser Beitrag hatte die existierende und meiner Meinung nach sehr gefährliche (auch die eigenen Ziele gefährdende) Tyrannei der politischen Korrekten zum Thema. Die ein Angriff auf die Kunstfreiheit ist. Und, mit Verlaub, dumm. Das hat nichts mit Sensibilität und Achtsamkeit und Adaption aktueller Themen zu tun. Autoren wären selbst dumm, würden sie nicht auf gesellschaftliche Bewegungen reagieren, und sie tun das ja auch - und sie können allein entscheiden, wann und in welcher Weise sie das machen. Aber hier wird versucht, ihnen Vorschriften zu machen, sie zu zensieren, und dagegen spreche ich.
(Hast Du die Kommentare der Person, die sich "Muriel" nennt, im Literaturcafé gelesen?)