Ich glaube z.B., dass es ganz im Sinn von Astrid Lindgren ist, dass Pippis Vater nicht mehr als "Negerkönig" sondern als "Südseekönig" betitelt wird.
Wenn ein Autor selbst seinen Text in einer Neufassung oder neuen Auflage ändert, dann ist das sein gutes Recht. Wenn dagegen andere diese Texte nachträglich ändern, dann ist das Zensur. Ganz einfach. Zu behaupten, eine Künstlerin oder ein Künstler hätte das bestimmt so gewollt, ändert daran gar nichts. Unterstellen kann ich alles. Und es darf auch keine Rolle spielen, aus welchen Motiven zensiert wird.
Ob ein totalitäres Regime einen Text umschreibt oder Daten fälscht, ob in katholischen Klöstern Genitalien auf Renaissance- und Barock-Gemälden übermalt werden, wie es in Francos Spanien vorkam oder ob gutmeinende Pädagogen ein Kinderbuch überarbeiten. Es ist und bleibt Zensur.
Ein schönes Beispiel in diesem Zusammenhang war eine Neuauflage von Mark Twains "Huckleberry Finn", in der das Wort "nigger" konsequent durch "slave" ersetzt wurde. Der Fall ging damals durch die Presse,
Doch wozu in die Ferne schweifen. Die FAZ meldet, dass eine "Künstlergruppe", die sich bezeichnender Weise "Frankfurter Hauptschule" nennt (große Bildungsambitionen scheinen sie nicht zu haben) Goethes Gartenhaus in Weimar mit Klopapier geschändet haben, weil der alte sexistische Chauvinist in seinem Gedicht "Heideröslein" eine Vergewaltigungsfantasie auslebt. Das Gedicht soll jetzt aus Schulbüchern verbannt werden. Und im Faust ist Sex mit einer Minderjährigen ein Thema.
Da könnte man doch viele Planstellen schaffen, die unsere ganze Literatur- und Kunstgeschichte auf Mikroaggressionen und Verstöße gegen Genderregeln testen und anschließend alle Werke zeitgeistgemäß weichgespült in Neuauflagen präsentieren.