Aus Rafik Schamis Sicht

  • Toms Thread über Iris Radischs "Inhaltismus" hat mich an eine Stelle bei Rafik Schami erinnert, in einem Buch, das ich gerade las:


    ASIN/ISBN: 3945398657


    Allerdings eröffne ich einen eigenen Thread, weil Frau Radisch in ihrem Interview wohl etwas anders meint als Herr Schami. Im Abschnitt "Aus meiner Sicht" heißt es unter Punkt 12:


    "Die Trennung zwischen Inhalt und Stil ist eine Erfindung der Literaturwissenschaftler. Und sie ist nützlich für ihre Arbeit und Rente. Es gibt aber keine Trennung zwischen dem Inhalt eines Körpers und seiner Haut, so auch in der Literatur, denn das Ganze bildet das sprachliche Kunstwerk. Die schönste Haut hilft nichts, wenn das Innere todkrank ist, und die besten inneren Organe tragen nicht zur Schönheit eines Menschen bei, wenn seine Haut erkrankt ist. Die Erkrankung des einen Partners führt zur Erkrankung des anderen."


    Ich stelle das Zitat hier ein, weil ich im BT-Bereich hin und wieder von einer Dichotomie in Inhalt und Sprache lese, manchmal auch davon, dass der eine oder die andere den Stil allgemein höher schätzt oder umgekehrt.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

    Einmal editiert, zuletzt von Alexander R. ()

  • Die Wortschöpfung "Inhaltismus" hat auch schon in der darstellenden Kunst eine kurze Hochzeit erlebt, Anfang der Achtziger, als Künstler solche Werke (anderer) Künstler damit belegten, wenn diese (zu sehr) erkennen ließen, was der Künstler jeweils darstellen wollte (inhaltlich). Aber auch das meint die "Zeit"-Feuilletonchefin nicht, sondern simpel das Nacherzählen bzw. Zusammenfassen eines Buchinhalts in einer Rezension. Das ist, als würde man Werbung dafür kritisieren, dass sie (auch) das beworbene Produkt zeigt. Frau Radisch gehört nach meinem Gefühl zu den Leuten, die gerne viel sagen, verbunden mit der Hoffnung, dass ein Höchstmaß an Form und Stil irgendwie auch validen Inhalt generieren würde. Das mag zuweilen funktionieren, aber es kaschiert nicht immer, dass man eigentlich nichts zu sagen hat.

  • Jetzt habe ich Rafik Schamis Zitat extra aus Deinem Inhaltismus-Thread herausgenommen, um ihn nicht zu schreddern, weil das Zitat nicht genau hinein passt. Meinetwegen. Rühren wir eine Sauce. Oder auch nicht.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)