Literaturagentur

  • Ergänzend zu Ullis Anmerkungen: Es gibt ziemlich viele Agenturen, darunter auch ziemlich viele gute, aber die Nachfrage auf Autorenseite ist inzwischen auch deutlich größer als das Angebot. Eine projektbezogene Vertretung machen Agenten meiner Erfahrung nach nur ungerne, aber es gibt Ausnahmen. Grundsätzlich aber steht vor allem anderen die Frage nach der Reichweite. Die großen, bekannten Agenten befassen sich auch überwiegend mit massentauglicher Belletristik. Fünfzehn Prozent von allem müssen sich schließlich lohnen.

  • Danke für eure Nachfragen.

    Bislang war (bin) ich bei Verlagen, die ich auf direktem Weg gefunden habe. Danach habe ich ein Sachbuch und einen (historischen) Roman selbst veröffentlicht. Jetzt geht es wieder um einen Roman - es handelt sich um die Fortsetzung der "Flickschneiderin" - der ab Ende der 1940er Jahre spielt, also nicht wirklich als historisch einzustufen.

    Belletristik - ob sie massentauglich ist, weiß ich nicht. Und eine Agentur würde mich auch für zukünftige Projekte interessieren.

    Ich habe gute Gründe, mein Werk in Deutschland veröffentlichen zu lassen (nicht zuletzt VG Wort); die drei anderen Romane sind in Belgien erschienen.


    Vielen Dank und herzliche Grüße

    Maryanne

  • Hmmm ... wie sage ich das jetzt? Ist dein erster Roman gut gelaufen? Hat er sich einigermaßen verkauft? Ich verstehe das so, dass er in einem belgischen Verlag erschienen ist (ich kann mich aber vage daran erinnern, dass es ihn auf Deutsch gab - vielleicht täusche ich mich da auch)

    Wenn der erste Roman gut gelaufen ist, warum bleibst du dann nicht einfach bei dem Verlag?

    Vermutlich aber bleibst du nicht bei dem Verlag, weil es eben nicht so ist (hier spekuliere ich - bitte nicht böse sein)

    Einen Folgeroman zu verkaufen, den der Verlag nicht will, ist auch über eine Agentur sehr, sehr schwierig.

    Eigentlich ist es unmöglich ... versuchen kannst du es trotzdem.
    Du musst mit offenen Karte spielen - der Agentur sagen, dass es ein Folgeroman ist und warum du eine Agentur dafür willst.


    Ich weiß nicht, ob das jetzt so hilfreich ist - aber du kannst mir gerne weitere Fragen stellen.

    LG


    Ulli

  • Der erste Roman ist gut gelaufen, 2 Auflagen im Verlag , eine dritte im SP. Ja, es gibt im deutschsprachigen Gebiet Belgien einen Buchverlag, der auf Deutsch publiziert. Ich habe dort noch zwei weitere Romane, von denen einer sehr gut, der andere schlecht gelaufen ist (aus verschiedenen Gründen). Dilemma dort ist der hohe Buchpreis - für den deutschen Markt ein Verkaufshindernis. Ich habe durchaus überlegt, mein MS dem Verlag anzubieten. Der Verlag fokussiert (natürlich) auf Regionalliteratur, und darüber geht mein MS hinaus. Es handelt sich zwar um einen Folgeroman, der aber für sich steht. Niemand muss den vorherigen Roman lesen, um die Geschichte zu verstehen.

    Ich sehe auch kein Problem darin, das einer Agentur zu vermitteln.

    Ich hatte gehofft, hier Empfehlungen für bestimmte Agenturen zu bekommen.


    Maryanne

  • Hallo, Maryanne.


    Zitat

    Ich hatte gehofft, hier Empfehlungen für bestimmte Agenturen zu bekommen.


    Wenn Dir hier Autoren (ihre) Agenturen empfehlen, bedeutet das in gewisser Weise auch, dass Sie Dich ihren Agenturen empfehlen. Das ist eine heikle Sache, die erfahrungsgemäß das Verhältnis zwischen Agentur und Autor belasten kann. Ich habe damit aufgehört, Autoren meiner Agentur (oder umgekehrt) zu empfehlen. Es kommt nichts dabei heraus. Und man ist irgendwie immer mitverantwortlich, für alles, also für jeden kleinsten Misserfolg.


    Ich würde "meine" Agentur (Alexander Simon) selbstverständlich empfehlen, aber nicht jedem. Agentur und Autor müssen zusammenpassen. Ich würde auch Gerald Drews jederzeit empfehlen, obwohl ich nicht von ihm vertreten werden oder wurde - und er eigentlich in der Hauptsache Sachbuch macht. Oder Michael Meller, der jahrelang mein Agent war. Ich habe über Schlück, Gaeb und viele andere viel Gutes gehört. Über Copywrite auch und über Landwehr sowieso (die nehmen derzeit aber keine neuen Autoren). Aber wen ich Dir empfehlen sollte, wüsste ich nicht. Du musst mit den Agenten sprechen, um herauszubekommen, ob sie für Dich und Dein Projekt geeignet sind - und umgekehrt.


    Hier gibt es eine Liste:


    https://www.text-manufaktur.de/agenturliste.html

  • Moin, Maryanne,


    ich fürchte, du wirst hier kaum direkte Empfehlungen für Literaturagenturen bekommen. Die wesentlichen Gründe hat Tom dargelegt.


    Das Verhältnis eines Autors zu "seiner" Agentur ist ein sehr persönliches, im besten Falle vertrauensvoll-freundschaftliches, das niemand, wenn es einmal gewachsen ist, gefährden oder unnötig belasten möchte. Ich denke mir oft, dass Partnerschaftsberater kaum ein tieferes Vertrauen zu ihren Klienten haben als wirklich gute, das meint: einfühlsame LiteraturagentInnen zu ihren AutorInnen.

    Ich habe einmal eine Autorin, deren Arbeitsproben mir ganz gut gefallen haben, an meine Agentur empfohlen. Das ist - aus welchen Gründen auch immer - nicht gut gegangen, was zu Unstimmigkeiten geführt hat. Auf derlei möchte ich künftig gern verzichten.


    Wie allen Autoren und Autorinnen, die bisher nichts wirklich Verkaufszahlenrelevantes veröffentlicht haben, bleibt dir also wohl nichts anderes übrig, als die Liste der Agenturen abzutelefonieren. Vielleicht findet sich ja doch eine, die in deinem Projekt so viel Potenzial sieht, dass sie dich unter Vertrag nehmen will. Das wünsche ich dir zwar, aber man muss sich klar machen: Wenn ein Manuskript (rsp. ein literarisches Projekt) schon bei direkter Kontaktaufnahme bei keinem namhaften Verlag Akzeptanz findet, wird es auch bei keiner ernst zu nehmenden Literaturagentur Schreie der Begeisterung auslösen. Am Ende geht´s immer allein um die Frage: Bringt uns das wahrscheinlich Geld oder eher nicht?


    PS @ Tom: Gerald Drews hat in den letzten Jahren seine Agentur auf die professionelle Vertretung von Belletristik erweitert und ausgebaut. Mit Conny Heindl kümmert sich dort seither jemand mit sehr guter Vernetzung, hoher fachlicher Kompetenz und mit herzlichem Engagement um Romanautoren. Inzwischen sind daraus tolle Projekte entstanden, und neben einigen Midlist-Autoren wie mir vertritt die Agentur z. B. auch die hier wohlbekannte Bestseller-Autorin Ulrike Renk. Aber auch die Drews Medien- und Literaturagentur ist derzeit ausgelastet und nimmt keine neuen Autoren an.

  • Hey, Didi.


    Ich glaube, Maryanne möchte auch in erster Linie Empfehlungen im Sinne von "Über diese Agentur habe ich schon Gutes gehört" - so, wie Du das gerade von Gerald berichtest. Ich kann auch, wie erwähnt, über meine Agentur nur Gutes sagen, oder über Meller, bei dem ich ewig war. Oder über Schlück und ein paar andere, nach allem, was ich da so gehört habe. Die akkreditierten Agenturen sollten überwiegend seriös sein. Man sollte nur auf Erfolgsbasis zusammenarbeiten, ohne Einstiegsgebühren und sonstige Honorare. Und Finger weg von allem, auf dem "Middendorf" oder "Poldner" draufsteht.

  • Hallo Tom und H.Dieter, in der Tat habe ich nicht erwartet, dass ich hier eine konkrete Empfehlung wie von Tom beschrieben, bekomme. Sondern tatsächlich in Richtung: Von XY habe ich Positives gehört. Dass zwischen zwei Vertragspartner die Chemie stimmen muss, ist mir auch klar. Vielen Dank Tom, für deine ergänzenden Ausführungen. Mit Gerald hatte ich schon Kontakt vor einigen Jahren, allerdings nimmt er schon länger keine neuen Autoren mehr an (evt. ist die Info nicht mehr aktuell?)


    H-Dieter: was sind denn verkaufsrelevante Zahlen? Sachbuch 5-stellig? Roman 4-stellig?


    Beste Grüße

    Maryanne

  • H-Dieter: was sind denn verkaufsrelevante Zahlen? Sachbuch 5-stellig? Roman 4-stellig?

    Das sehen Agenturen und Verlage unterschiedlich, je nach deren Ansprüchen, die wiederum etwas mit ihren jeweiligen "Standings" zu tun haben, also mit ihrer Größe, ihrer Marktposition, ihren Ansprüchen etc.

    "Vierstelliger Bereich" ist ja ein weites Feld. Bei 9.999 sieht´s schon anders aus als bei 1.000. :D

    Jedenfalls werden Romanverkäufe im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich (und wir reden natürlich NICHT von Ebooks, da gelten andere Kalkulationen) kaum jemanden so weit hinter dem Ofen hervorlocken, dass er den Autor mit einem (gedruckten) Nachfolgebuch unter Vertrag nehmen wird.

    Bei Sachbüchern sieht das ein bisschen anders aus, aber dir geht's ja um ein Romanprojekt, wenn ich es richtig gelesen habe.

  • Oder, anders gesagt: Bei Midlistautoren macht der Provisionsanteil von der Garantie das Kerngeschäft aus, weil da - natürlich abhängig von der Höhe der Garantie - ohnehin nicht zu erwarten ist, dass die Tantiemenauszahlungen kurz- oder wenigstens mittelfristig erreicht werden. Bei einem Autor, der sich bislang niedrig vierstellig (zwei-, dreitausend Exemplare) je Buch verkauft hat, wird man keine Garantie aushandeln können, von der 15 Prozent noch einen nennenswerten Betrag ergeben. Das lohnt sich einfach nicht. Vielleicht lohnt es sich mittel- oder langfristig, aber das ist möglicherweise kein Argument.


    Nein, Gerald nimmt im Moment wirklich keine neuen Autoren an, soweit ich weiß. Aber vielleicht macht er Ausnahmen bei Leuten, die er von den 42ern kennt. Ich weiß es nicht.

  • Eigentlich nimmt Gerald, respektive Conny, keine neuen Autoren auf, außer die kommen mit Empfehlung. Die kann ich zum Beispiel nicht geben, weil ich deine Werke nicht kenne.
    Aber du hast schon veröffentlicht - das ist immerhin schon ein bis zwei Schritte mehr, als viele anderen Autoren geschafft haben.
    Du kannst die Agentur Drews sicher anrufen - besser noch anschreiben. Aber auch jede andere, die hier genannt wurde.


    Agenturen werden immer wichtiger in der deutschen Lit-Szene, ähnlich wie in anderen Ländern. Deshalb muss ma auch viel Geduld mitbringen, wenn man einen Platz dort sucht.

    LG


    Ulli

  • Ich habe diese Tour erst hinter mir, deshalb zur Ergänzung meine Erfahrung:


    Eine Empfehlung irgendwelcher Art hilft bei Gerald bzw. Conny nur insofern, dass sie die Bewerbung überhaupt sichten. Bei Belletristik hält sich Gerald komplett raus, ich hab's nur geschafft, weil Conny mein Romanprojekt gut fand.


    Was Agenturen generell angeht, fallen immer die gleichen Namen: Petra Hermanns, Schlück, Meller, Lianne Kolff, Copywrite, AVA. Bei diesen Agenturen bewerben sich vermutlich alle, deshalb könnte es besser sein, etwas genauer zu recherchieren. Auch da verweise ich auf das Uschtrin-Handbuch, das ein dickes Kapitel zu Agenturen enthält.