Aufstieg und Fall der Frauke Petry

  • Gestern Abend sah ich diese Doku über Frauke Petry.

    Interessant gemacht, also "das Skript". Es wird kaum oder gar nichts über die Inhalte ihrer politischen Ziele erzählt.

    Ob das Kalkül ist oder Zufall - egal - aber wenn jemand ganz blankes diese Reportage über diese Frau sehen würde, könnte man oberflächlich

    meinen, es mit einer grünen, alternativen oder christlich motivierten Frau zu tun zu haben.

    Als (fiktive)Romanfigur wäre das eine streitbare Protagonistin im Vielfach-Spagat zwischen Ehrgeiz und Ehrlichkeit,Machtwillen und Männern, Scheitern und Kinderkriegen...uvam. ...wie ich finde

  • Ich habe lange überlegt, irgendetwas zu deinem Link zu schreiben. Es ist schwierig, in diesem stramm links gekämmten Forum irgendetwas zu äußern, das auch nur einen Milimeter rechts der Grünen angesiedelt ist. Man wird sofort als rechtsextremes Gesocks (Originalzitat) tumber Dorfheini (Originalzitat) mindestens jedoch als Nazi und Pegida- bzw. AfD-Sympathisant verunglimpft. Hingegen äußerten sich hier Forumsmitglieder öffentlich, die der Ansicht sind, Deutschland könne problemlos jährlich 1000.000 Migranten aus afrikanischen oder mittelasiatischen Ländern aufnehmen (Originalzitat), von denen rund 80 Prozent Muslime sind und davon wiederum rund 80 Prozent junge Männer unter 30 Jahren. Wohin schon weit geringere Zahlen führen, erkennt heute jeder, der nicht Tomaten auf den Augen oder Bohnen in den Ohren hat. Schon die Tatsache, ein Buch Sarazzins zu lesen und sich inhaltlich dazu zu bekennen oder - da sei Gott vor! - gar zu besprechen, birgt das Risiko derartiger Verunglimpfung.

    Aber zum Thema. Ich lebe in Österreich und habe daher keine Möglichkeit, die AfD zu wählen, verfolgte ihre Entwicklung jedoch relativ sorgfältig. Frauke Petry ist eine hochintelligente, enorm eloquente, dazu attraktive Frau, die jede deutsche "Großpartei" in lichte Mehrheitssphären katapultierte, würde sie statt blauer Bettfedern rote oder schwarze verkaufen. Beide deutschen "Großparteien" würden sich alle zehn Finger abschlecken, hätten sie ein derartiges politisches Talent in ihren Reihen. Als ich von ihrem Rücktritt erfuhr, dachte ich an die alte Spruchwahrheit: Die Revolution frisst ihre Kinder. Unter Petry hätte die AfD durchaus Chancen gehabt, eine akzeptierte Mittelpartei zu werden, die bei Regierungsbildungen nicht mehr übersehen hätte werden können. Unter der jetzigen Führung werden sie wohl den Bundestag behaupten können, aber zu klein bleiben, um jemals in Bundesregierungsverantwortung genommen zu werden, was ich als Nachteil für die deutsche Gesellschaftsentwicklung ansehe.

  • Zitat

    ist eine hochintelligente, enorm eloquente, dazu attraktive Frau, die jede andere deutsche Großpartei in lichte Mehrheitssphären katapultierte, würde sie statt blauer Bettfedern rote oder schwarze verkaufen. Beide deutschen "Großparteien" würden sich alle zehn Finger abschlecken, hätten sie ein derartiges politisches Talent in ihren Reihen.

    Meine Absicht ist es nicht eine politische Diskussion anzuregen. Deine obige Aussage geht in die Richtung, die ich meine. Also: Eine Romanfigur - nicht Frauke Petry - nicht Biografie - sondern einzig und allein der Konflikt und das Umfeld finde ich als Stoff zum Schreiben interessant.

    Ähnlich, wie ich diese Konstellation für einen fiktiven Roman interessant fände.

  • Ich finde bei der Volltextsuche im Forum einen einzigen Beitrag, der das Wort "Dorfheini" enthält, Manuela, und das ist der Beitrag, den Du hier geschrieben hast, also Dein eigener. "Gesocks" findet man ein bisschen häufiger, vor allem vor 2014, aber keiner dieser Beiträge bezieht sich auf Dich.

  • Es ist mir zu mühsam, jetzt, wo langsam die Götterdämmerung einsetzt, in die Zeit zurückzublättern, als die Refugees welcome Fahne noch über dem Eingangsportal der 42er wehte und kollektiver Multi-Kulti-Massen- wenn nicht gar Erlösungswahn die deutschen Lande dominierte. So begeistert waren die Deutschen und Österreicher von einer Sache schon seit rund 80 Jahren nicht mehr. Der von mir zitierte Ausdruck, der sich wohl verallgemeinernd aber dennoch indirekt auf mein damaliges Posting bezog stammte von Jo. Mag sein, dass ich seinen damaligen Ausdruck nicht exakt getroffen habe. Aber sinngemäß stimmt er jedenfalls.

    Aber wenn das alles ist, was dir dazu einfällt ... ich wüsste da einiges mehr zu erzählen. :kopfhau

  • Ach wie schade, wir gleiten vom Thema ab...

    Nun denn

    dann verrenn´

    wir uns eben wieda

    und sing´n alte Lieda

    und heben die Fahnen

    mit jedem sein´ Namen und sing´n vom Podeest:

    Sag mir wo du stehst...

    (also ich steh links - Ahmen)


    ich wollte - wenn überhaupt - ggf. - :wink2einen Austausch über die Thematik Eine Romanfigur, im Zwiespalt (die Doku und der Artikel sind eher als Initialzündung gedacht gewesen)

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  • Meine Absicht ist es nicht eine politische Diskussion anzuregen. Deine obige Aussage geht in die Richtung, die ich meine. Also: Eine Romanfigur - nicht Frauke Petry - nicht Biografie - sondern einzig und allein der Konflikt und das Umfeld finde ich als Stoff zum Schreiben interessant.

    Ähnlich, wie ich diese Konstellation für einen fiktiven Roman interessant fände.


    Wobei es schwierig ist, eine unpolitische Diskussion über eine rechtspopulistische Politikerin zu führen, nachdem bereits die erste Antwort der erfolgreiche Versuch einer Threadentführung ist.

  • ich wollte - wenn überhaupt - ggf. - :wink2einen Austausch über die Thematik Eine Romanfigur, im Zwiespalt (die Doku und der Artikel sind eher als Initialzündung gedacht gewesen)

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    Ich weiß nicht, aber so toll find ich die als Romanfigur nicht. Da kannst Du auch den Lucke nehmen und bei einer Verfilmung/in Romanform sogar lustig verändern, ohne das es gleich nach Fisch klingt: "Lucky Lucke". Die Masche der neuen Rechten läuft eigentlich immer gleich ab und die Personen sind beliebig austauschbar. Es wird eine stark rechtslastige Behauptung rausgehauen. Sobald zuviel Widerstand kommt, wird die Aussage relativiert oder widerrufen ("Bin auf der Maus ausgerutscht!" "Aber ich hab das doch ganz anders gemeint."). Danach stellt man sich als Opfer hin und lässt die Tränen kullern: "Ihr behandelt uns wie damals die Juden behandelt wurden!". Leider fällt denen nicht auf, in welchem Widerspruch sie mit sich selber leben. Sie stellen gerne Ausländer/Flüchtlinge pauschal als kriminell da, obwohl die Kriminalstatistiken etwas anderes sagen. Gleichzeitig wollen aber selber nicht pauschal verurteilt werden und flüchten sich, sobald sie argumentativ zerlegt worden in die Opferrolle. Sind alles böse linksgrünversiffte Gutmenschen. Aber auch hier haben die einen entscheidenden Denkfehler: Denn nicht alles was links von rechtsaußen ist, ist nicht gleich links. Davor kommt die Mitte und die wird gerne von den neuen Rechten übersehen.

  • Aber wenn das alles ist, was dir dazu einfällt ... ich wüsste da einiges mehr zu erzählen. :kopfhau

    Muss aber nicht sein. Wirklich nicht.

    Die Philippika von gestern, in der du so hübsche Formulierungen wie "in diesem stramm links gekämmten Forum" absonderst, reicht zumindest mir völlig aus. Was links oder gar stramm links ist - abgesehen davon, ob das 42er Forum überhaupt "gekämmt" werden könnte, und von wem wohl? - , wird stets durch die eigene Positionierung definiert. Erinnert mich an meinen Vater, der nach einer höchst oberflächlichen Entnazifizierung immer noch an einer Stelle stand, von der aus eigentlich alles "stramm links" war, selbst der eigene Sohn, der zwar Offizier in der Bundeswehr war, aber auch Sozialdemokrat.

    Die politische Position, auf der seinerzeit dieser alte Mann verharrte, hat offenbar auch nach seinem Ableben nie ihre Attraktion verloren - wenigstens für einige, wie man an deinen Einlassungen sieht: "Ich lebe in Österreich und habe daher keine Möglichkeit, die AfD zu wählen (...)"

    Du hast doch die FPÖ - wenn das nichts ist! Deren Treiben und deren Sprache (Da gibt´s so hübsche Sachen wie Schütze Deine Rasse, es ist das Blut Deiner Ahnen!") könnte glatt als Kurzzusammenfassung der Schriften deines geschätzten Herr Sarrazin durchgehen. :rolleyes

  • Na siehste, H. Dieter. Geht doch! ;)

    Abgesehen davon: Ich insistiere, dass du noch nie ein Buch von Sarrazin komplett gelesen hast. Du hältst es damit vermutlich wie eure deutsche Mutti: "Mir reicht, was ich über ihn in der Zeitung lese."

  • Wobei es schwierig ist, eine unpolitische Diskussion über eine rechtspopulistische Politikerin zu führen (...)

    So isses. Wie wollte man auch irgendwelche Überlegungen zum Thema "Frauke Petry als Romanfigur" anstellen, ohne die politische Bühne zu betrachten, auf der sie seit vielen Jahren um Macht kämpft. Was das allerdings mit der von Manuela beklagten vermeintlichen politischen Gleichschaltung dieses Forums auf "stramm links" zu tun hat, bleibt rätselhaft und diente vermutlich nur als Präliminarium, um die dann folgende nationalistische und fremdenfeindliche Hetzte zu rechtfertigen. Sei´s drum.

  • Warum, H. Dieter, erinnerst du mich nur so an Heinrich Manns Diederich Heßling, in seinem Roman "Der Untertan"? Du könntest die Hauptrolle in einer Verfilmung spielen. Sie wäre dir auf den Leib geschnitten. :)

  • wenn jemand ganz blankes diese Reportage über diese Frau sehen würde, könnte man oberflächlich


    meinen, es mit einer grünen, alternativen oder christlich motivierten Frau zu tun zu haben.

    Als (fiktive)Romanfigur wäre das eine streitbare Protagonistin im Vielfach-Spagat zwischen Ehrgeiz und Ehrlichkeit,Machtwillen und Männern, Scheitern und Kinderkriegen...uvam. ...wie ich finde


    Eine Romanfigur - nicht Frauke Petry - nicht Biografie - sondern einzig und allein der Konflikt und das Umfeld finde ich als Stoff zum Schreiben interessant.


    ich wollte - wenn überhaupt - ggf. - :wink2 einen Austausch über die Thematik Eine Romanfigur, im Zwiespalt (die Doku und der Artikel sind eher als Initialzündung gedacht gewesen)


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    Hallo Dorit,


    aus meiner Zeit journalistischen Schreibens habe ich noch die Einstellung: Jeder Mensch ist eine Story. Und er kann auch zu einer "Story" anregen (oder einem Roman). Ich kann mir auch Frauke Petry als Inspirationsquelle vorstellen; nur ist so eine Inspiration etwas sehr Persönliches. Ich habe mir die WDR-Doku gestern und vorgestern in zwei Teilen angesehen, und kann mir vorstellen, dass die Sendung in Dir Ideen auslöst. Da ist das Mädchen, aufgewachsen in der DDR, das mit den Eltern in den Westen kommt und sich an der Schule als sehr ehrgeizig erweist. Intelligent ist sie, studiert in England Chemie, gründet ein Unternehmen, statt einen sicheren Job an der Uni Jena anzunehmen, bekommt u. a. das Bundesverdienstkreuz, geht mit dem Unternehmen in Insolvenz, berappelt sich, wird zur Vorsitzenden einer aufstrebenden Partei, verkracht sich mit den Testosteron-Heinis dort, geht mit großem Knall und gründet ihren eigene Partei, hat Angst vor dem Alleinsein, will eine große Familie, bekommt viele Kinder, lebt in einer Patchwork-Familie bei Bautzen ... usw. usf.


    Daraus kann man bestimmt eine interessante Protagonistin machen. Du willst ja von Petry abstrahieren. Geht bestimmt. Nur: Ich weiß leider nicht genau, was der Funken war, der bei Dir übergesprungen ist - der Zwiespalt? Zwischen Familie und Karriere? Der Widerspruch, den sie selbst im Interview einräumt - zwischen Streitbarkeit im Beruf und Harmoniebedürfnis im Privaten? Klar. Daraus kann man viel machen. Auch aus einer Frau mit Kindern, die auch für Männer "die Chefin" ist. Das sind alles Samen, die wachsen können bei Autoren. Die fruchtbare Erde liegt in Deinem Kopf. Bonne Chance.


    Am Rande: Ihre politische Einstellung bleibt aber in der Doku deutlich sichtbar, finde ich. An einer Stelle überlegt sie z. B. kurz, ob das Ziel Björn Höckes wirklich schlimmer ist als das meiner Kanzlerin und entscheidet erst nach Abwägung.


    Denn nicht alles was links von rechtsaußen ist, ist nicht gleich links. Davor kommt die Mitte und die wird gerne von den neuen Rechten übersehen.


    Ja. :like Und außerdem kommt davor auch noch das Konservative.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ich wollte grade aufgeben und den Smiley mit der weißen-Winke-Fahne posten. Danke für deinen Beitrag Alexander. Gute Frage, was der Funke war? Vielleicht gibt es viele Funken. DDR Vergangenheit. Eine eigentlich sympathische Frau die aber irgendwie doch unheimlich rüberkommt? Der ehrliche Ehrgeiz? der Kampf in der männerdominierten rechten Ecke. Keine Ahnung Ich stelle ja nichts fertiges in dieses Forum sondern einfach nur Gedanken. ...

  • Zitat

    die absolute gegenposition zu dem wie Ich denke.

    Alles andere hätte mich überrascht. Wäre geradezu Apostasie! Und weiter brav Kurs halten! Sonst endest du noch am Scheiterhaufen. :rolleyes

  • Warum, H. Dieter, erinnerst du mich nur so an Heinrich Manns Diederich Heßling, in seinem Roman "Der Untertan"? Du könntest die Hauptrolle in einer Verfilmung spielen. Sie wäre dir auf den Leib geschnitten. :)

    Ma très chère Manuela,


    wollen wir die Kirche nicht wieder zurück ins Dorfzentrum bringen?


    Diederich Hessling ist eine ausgesprochen unangenehme, halb lächerliche, halb bösartige Romanfigur, mit der niemand gerne verglichen werden möchte.

    Ich kann nicht erkennen, daß es einen Grund gäbe, H. Dieter mit dieser Romanfigur zu vergleichen.


    Du verfügst doch über genügend sachliche Argumente, um nicht zu solch einem Vergleich Zuflucht nehmen zu müssen, oder?

  • dORIT von gESTERN

    Ich bin gestern erst dazu gekommen, mir die Doku anzusehen. Als Muster für eine Romanfigur kann man das Beispiel F.P. schon nehmen. Eine ehrgeizige, intelligente Frau, die zweimal gescheitert ist - einmal als Unternehmerin und dann als Politikerin - bietet genügend Potential. Allein als "Story" würde mir das aber nicht reichen. Da müsste noch ein Konflikt dazu, den man nicht unbedingt aus dem Leben holen müsste. Der lässt sich auch dazu erfinden.

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    Emanuel von Bodmann