Das kennen wir noch aus dem Deutschunterricht, die Satzglieder Prädikat, Subjekt und Objekt mit bunten Stiften zu unterstreichen. Wenn es nach dem Philosophen Hans Heinz Holz geht, ist die Subjekt-Prädikat-Relation eine Struktur, die unser Denken im Innersten bestimmt. Wir sprechen und denken über eine Welt, in der wir immer ein Subjekt setzen, das durch Handeln (Prädikat) die Welt zum Objekt macht. Mit jedem Satz setze ich mich als aktiv Handelnden, der mehr oder weniger tyrannisch über die ganze Welt der Objekte verfügt. Der Witz dabei: Auch wenn ich in der realen Welt Objekt anderer Handelnden bin, setze ich mich durch die Passivstruktur trotzdem selbst zum Handelnden. In dem Satz: "Ich werde geschlagen von ihm" ist das "Ich" Satz-Subjekt. Die Grammatik macht aus dem armen Opfer wieder einen Sieger. Dieser Subjektivitätsprozess scheint auch in der Wortbildung statt zu haben. Das (reflexive) Verb "sich erschrecken" hat sich erst in jüngerer Zeit durchgesetzt, es hatte zuvor nur einen entgegengesetzten Sinn: "Das Gespenst erschreckt mich." Hier ist das Gespenst sowohl Satz- als auch real handelndes Subjekt, während bei "Ich erschrecke mich" das reale Objekt des Erschrecktwerdens zum Satz-Subjekt des Sich-erschreckens geworden ist (und das "mich" vom Akkusativobjekt zum Reflexivpronomen). Also auch hier setzt sich das Objektopfer im Satz auf den Thron des handelnden Subjekts zurück.
Weiterphilosophiert: Wenn die Grammatik der indogermanischen Sprache den Menschen tatsächlich dazu zwingt, die Welt nur auf der Grundlage einer letztlich tyrannischen Subjekt-Objekt-Relation wahrnehmen, denken und behandeln zu können - haben wir damit nicht einen Erklärungsansatz dafür, weshalb die heutige Welt so aussieht, wie sie aussieht?