Wolfenbütteler Akademie - Prinzip Maus

  • Vor Kurzem habe ich zum zweiten Mal ein Seminar der Bundeskademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel besucht, „Prinzip Maus. Die Kunst, einfach zu erklären“, das Christoph Biemann von der 'Sendung mit der Maus' zusamen mit Olaf Kutzmutz, dem Leiter des Programmbereichs Literatur an der Akademie, geleitet hat, um neunten Mal übrigens seit 2002.

    Die Akademie bietet Veranstaltungen für Menschen an, die als Vermittler in den Bereichen Bildende Kunst, Darstellende Künste, Kulturmanagement/-politik/-wissenschaft, Literatur, Museum, Musik tätig sind.

    Nach der obligatorischen Kennenlernrunde der etwa 20 Teilnehmer wurden die mitgebrachten Hausaufgaben vorgetragen und im Plenum besprochen: je eine zweiminütige Präsentation – früher nannte man so etwas Kurzreferat … – mit möglichst einfachen Mitteln zu einem beliebigen Begriff oder Sachverhalt.

    An den drei Tagen (30. 11. - 1. 2. 2018) wurden Einzel- und Gruppenarbeit die verschiedenen Aspekte einfachen Erklärens untersucht, vor allem aber angewendet und ausprobiert, indem inhaltlich oder sprachlich komplizierte Texte vereinfacht oder Präsentationen auf dem Wolfenbütteler Weihnachtsmarkt vorbereitet und durchgeführt werden sollten, u. a. m.

    Das „Prinzip Maus“, das Biemann auch mit einigen Lach- und Sachgeschichten illustrierte, lässt sich mit diesen Aspekten umreißen: Abholen – Einstieg – „Schwarzbrot“ (Fakten) – Anschaulichkeit (Vergleiche) – Recherche & Richtigkeit – Weglassen – Wiederholen – Ausstieg.

    Am Abend des zweiten Tages gab es in den Räumen der Akademie, in Schünemanns Mühle, wo auch die Seminare stattfinden, eine öffentliche Veranstaltung mit Christoph, der natürlich im legendären grünen Pullover auftrat: Experimente, die mit einfachen Mitteln durchgeführt werden können, angelehnt an sein Buch Christophs Experimente (ISBN 9783446203396). Da er seinen Koffer mit den Utensilien aber in Köln vergessen hatte, musste improvisiert werden. So durften ihm unmittelbar vor der Veranstaltung zwei Teilnehmer, darunter ich, eine fußballgroße Kugel kalter Knete weichkneten … Hat Spaß gemacht.

    Die Wolfenbütteler Seminare überzeugen, finde ich, durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis:

    • Die Arbeitssitzungen dauern, wenn nicht eine Veranstaltung wie die erwähnte geplant ist, in der Regel bis halbzehn am Abend.
    • Die Doppel- oder Dreifach-Moderation mit einem oder zwei prominenten Gästen (2019 u. a. Burkhard Spinnen, Flix, Markus Orths, Felicitas Hoppe, Uwe Anton & Klaus N. Frick, Get Ueding, Kathrin Lange, Jürgen Kehrer, Ijoma Mangold) und dem charismatischen Olaf Kutzmutz ist abwechslungsreich und bietet unterschiedliche, einander ergänzende Perspektiven im fachlichen Ansatz.
    • An der Unterbringung im Tagungshaus, einem ehemaligen Mühlengebäude, und der Verpflegung (morgens und abends im Haus, mittags in Restaurants in der Altstadt) ist nichts zu meckern.
    • Die Teilnahme an einem Seminar mit zwei Übernachtungen kostet, nach geringfügiger Erhöhung, ab 2019 um die 225 Euro.

    Wer sich angemeldet hat, ist aber noch nicht automatisch Teilnehmer, denn man erfährt erst ein paar Wochen vor Beginn, ob man dabei ist. Die Akademie lässt nicht die Reihenfolge der Anmeldung entscheiden, sondern wählt aus. Und dann spätestens fängt man an, die mit der Zusage verschickte Hausaufgabe zu machen …

    Ich werde auf jeden Fall wieder mal hinfahren.

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]