Schätzings Wälzer

  • Habe ich zu viel gelesen? Bin ich übersättigt? Vor ungefähr 15 Jahren habe ich mit roten Wangen und heißen Ohren den Schwarm von Frank Schätzing gelesen und fand ihn toll.
    Vor einem halben Jahr habe ich mit Limit begonnen. Gleich zweimal hintereinander. Aber dann war ich selbst am Limit und habe aufgegeben.
    Jetzt ergeht es mir mit Lautlos genauso. Aber immerhin habe ich über die Hälfte geschafft.
    Ich bin jedes Mal heiß auf den Plot und scheitere irgendwann entweder an dem Übermaß an Figuren und deren Beziehunggeflechten, oder an einer Überdosis von Erzähltem.
    Es langweilt mich und ich weiß nicht warum.
    Anders kann ich es gerade nicht ausdrücken. Geht es euch auch so? Oder anders?
    Ich finde es selbst so schade.

  • "Der Schwarm" war gut, vor allem die erste Hälfte, dann wurde es ein bisschen stereotyp und klischeehaft, aber es blieb immer noch halbwegs spannend. Der Roman wurde vom Setting und von der Recherche getragen, nicht von Schätzings Schreibe. Und das ist dann auch der Makel aller anderen Schätzing-Romane: seine Schreibe. Die meistens nicht mehr vom Setting gerettet wird. Klimax: "Die Tyrannei des Schmetterlings", sein aktuelles Buch. Ich kenne niemanden, der mehr als 200 Seiten (von knapp 740) geschafft hat, und von über 200 Amazon-Rezensionen sind fast 50 Prozent mit nur einem (!) Stern ausgestattet. Schätzing ist ein furioser Selbstdarsteller, aber als Autor ist er unterdurchschnittlich, mit Verlaub. Gutes Marketing, das ist alles. Dafür aber immer noch Rang 47, zwei Monate nach dem Erscheinen, immerhin.


    [buch]3462050842[/buch]

  • Den Schwarm habe ich noch mit Spannung gelesen. Na ja, nicht ganz, das wie Kaugummi langezogenene Ende hat mir dann den Rest gegeben und ich beschloss, keinen Schätzing mehr zu lesen. Bei dem Nachfolgeroman wurde ich dann Rückfällig, habe aber ungefähr bei Seite 200 aufgesteckt. Das war's dann wirklich. Toms Einschätzung teile ich. Ich habe keine Angst vor dicken Büchern, doch es muss sich lohnen, diese zu lesen.

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich habe mir den "Schwarm" als Hörbuch angehört. So nebenbei ging das (ich höre Hörbücher gerne bei allen Tätigkeiten, die sonst langweilig wären). Es war nicht schlecht, aber mir ist fast nichts mehr in Erinnerung geblieben. Was heißt, dass es eben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Aber ob ich mir die Zeit nehmen würde, einen seiner Romane zu lesen, was ja eine eher ausschließliche Tätigkeit für den Moment ist, weiß ich nicht. So sehr packt mich das nicht.

  • Ich kenne niemanden, der mehr als 200 Seiten (von knapp 740) geschafft hat [...]


    Ich kenne tatsächlich jemanden der es komplett gelesen hat, ein "Hardcore"-Schätzing-Fan. Aber selbst der ist nur so semi-begeistert von dem Buch. (Das mich übrigens schon beim Klappentext abschreckt) Ansonsten gilt bei Schätzing natürlich: Gutes Marketing das ist alles! ")"

    »Was starrst du mich an, o Ungeheuer? Zuckt schon der Mörderdolch in deiner Hand?« (Donald Duck)


  • Ich war mal so frei, mir "Die Tyrannei des Schmetterlings" als Hörbuch anzutun. Frank Schätzings neuer Roman sprach mich vom Thema und der Inhaltsangabe ja durchaus an. Ein verzwicktes Verbrechen, Zeitreisen, alternative Realitäten? Warum nicht.
    Allerdings fand ich bereits den Prolog in Afrika superanstrengend und nervig. Mit unnötig aufgeblähter Sprache und meist passiv geschrieben, völlig uninteressant. Mehrfach überlegte ich, den Roman schon da abzubrechen, aber ich quälte mich durch mit der Hoffnung, dass das Epos danach besser werden würde.
    Das passierte zwar, unnötig aufgebläht blieb die Sprache aber dennoch (Beispiele dafür sind: "gehen eine schockartige Verbindung ein", "Gelächter bricht sich Bahn" oder "Als die Schwerkraft obsiegt"). Außerdem neigte Frank Schätzing in der Geschichte zu übermäßig vielem Erklären, manchmal im Ton eines Oberlehrers. Sicherlich, es wurden etliche kühne Thesen aus der theoretischen Physik aufgegriffen und einige philosophische Fragen bezüglich der menschlichen Existenz, dem Bewusstsein und künstlicher Intelligenz angesprochen. Stellenweise passte das auch gut, in vielen Fällen war es aber viel zu weitläufig und zu ausschweifend erzählt. Ich brauchte auch keine komplette Biographie eines fiktiven Unternehmens, inklusive Vorstellung scheinbar sämtlicher unterschiedlichen Forschungsabteilungen und deren aktueller Projekte. Kaum zu glauben, dass der Roman in der Druckfassung *nur* rund 730 Seiten hat, genauso gut hätten es auch über tausend sein können. Angenehm und witzig fand ich die zahlreichen Anspielungen auf Filme und Musik zwischendurch, doch auch die konnten nicht viel aufwerten.
    „Die Tyrannei des Schmetterlings“ ist und bleibt eine massiv aufgeblähte Geschichte mit jeder Menge nicht unbedingt notwendiger Informationen. Selbst das Ende wirkte herausgezögert und in die Länge gezogen. Hätte das Lektorat hier und da den Rotstift angesetzt, es hätte der Geschichte sehr gut getan.
    Sehr positiv hervorheben möchte ich allerdings den Sprecher der Hörbuchfassung Sascha Rotermund. Auch seiner durchweg guten Arbeit war es zu verdanken, dass ich die ganzen knapp 24 Stunden Laufzeit am Ball blieb.