unterwerfung in schrift und bild

  • Für mich war eigentlich schon bei "Plattform" Schluss mit Houellebecq, "Karte und Gebiet" hat das nur noch bestätigt. Der Mann ist ein scheinkluger Dummschwätzer, ein plumper Provokateur.

  • Harte Worte. Ich habe mich ziemlich durch das Buch gequält, aber ich fand und das Setting, oder die Idee dahinter einfach zu spannend als dass ich da aufhören wollte. Aber Ich muss zugeben mein rumgenörgel hat andere Leute am einschlafen gehindert...( Ich les überwiegend gegen 24:00 Uhr.) Ich finde aber, der Film lohnt sich durchaus weil der nicht einfach nur das Buch wieder gibt sondern eine Klammer setzt - mit einer anderen Geschichte drum herum. Das ist ziemlich gut gemacht. Und gute Spieler sowieso. Ich war mir nur nicht sicher, ob jemand der das Buch nicht gelesen hat mit dem Film etwas anfangen kann. aber auch diese Frage hat sich beantwortet , meine Freundin hat ihn auch so verstanden...

  • Ich habe sowohl das Buch gelesen, als auch den Film gesehen. Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen, es war mein Erstling von Houellebecq. Offen gestanden fürchtete ich, dass der Film dem Buch nicht gerecht werden würde, habe mich aber getäuscht. Die Verfilmung ist durchaus gelungen.


    Es ist halt auch schwierig, die Komplexität von "Unterwerfung" auf Zelluloid zu bannen. Zu vieles steht bei Houellebecq zwischen den Zeilen, und Subtext ist immer schwierig filmisch darzustellen.
    Viele Menschen glauben, dieses Werk wäre primär islamkritisch. Das ist es keinesfalls, die Quintessenz von Houellebecqs Roman zeichnet die menschliche Neigung nach, sich um des eigenen Vorteils Willen anzupassen, egal welches System oder Regime gerade an der Macht ist.
    Nicht jeder Intellektuelle oder Künstler oder Wissenschaftler oder sonstwas verließ Deutschland, als die Nazis an die Macht kamen. Die meisten arrangierten sich mit den neuen Herren (und ihrer Ideologie) im Land. So war es immer und so wird es unter Menschen vermutlich auch immer bleiben.
    @ Tom
    Houellebecq als scheinklugen Dummschwätzer und Provokateur zu beschimpfen, ist an Arroganz kaum noch zu überbieten. :kopfhau

  • Ich halte ihn auch nicht für scheinklug, sondern für sehr klug. Ich habe Karte und Gebiet gelesen und war schon fasziniert. Hab auch Plattform gelesen und Ausweitung der Kampfzone.
    Was mich nur wirklich kolossal nervt ist die Art, über älter werdende Frauen und überhaupt über den weiblichen Körper zu schreiben. Das kann ich nicht mehr lesen und werde ich auch nicht. Da verarbeitet er halt sein eigenes Altwerden, so simpel, so nervig.
    Deshalb habe ich das Buch nicht gelesen und vor dem Film bin ich auch zurückgescheut. Ich kann zur Zeit kein negatives Zeug gebrauchen aus diversen Gründen.

  • Zitat

    Houellebecq als scheinklugen Dummschwätzer und Provokateur zu beschimpfen, ist an Arroganz kaum noch zu überbieten.


    Und außerdem finde ich's cool. 8-) (Und den Arroganzvorwurf verstehe ich gerne als Kompliment.)


    Spaß beiseite. Ich habe bis "Karte und Gebiet" alles von ihm gelesen. Natürlich verlangt vieles nach Interpretation, nach Analyse und Durchdringung, aber es gibt auch primäre Botschaften und Signale, und die kamen mir oft ziemlich eindeutig vor. Houellebecq ist für mich ein politischer Hurakami, den kann ich auch (nicht) mehr leiden, dieses Geblubber, hinter dem man etwas vermuten soll, wo aber nichts ist. Davon abgesehen finde ich Houellebecq schrecklich unsympathisch, als Person (was eigentlich unerheblich ist) wie als Autor.

  • Joris-Karl Huysmans und das Philosophieren um, an ihm und um ihn herum war mein Stolperstein.
    Mit allem anderen, auch seiner Sicht (also der Figur) auf Frauen konnte ich sehr gut etwas anfangen.
    Manchmal war diese Figur m. Ea. unlebendig, nicht nachvollziehbar, papiertot - aber egal.
    Die Geschichte spielt auf einigen Grenzen. Und das macht sie gut. Weil die Balance mit der er (der Schreiber) sich bewegt gut ausgelotet ist.
    Nur dieses literarisch-wissentschaftliche Gestrüpp hat mir immer wieder die Sicht und die Neugier genommen.

  • Ich fand das Buch sehr anregend und der Film hat mich angenehm überrascht. Ganz im Gegensatz zu der seinerzeit misslungenen Verfilmung von "Elementarteilchen". Houellebecq ist ganz sicher kein bequemer Autor und er bemüht sich an keiner Stelle, sich dem Leser sympathisch zu machen. Aber ich habe eigentlich alle seine Romane genossen. Wer ihn noch nicht kennt, dem würde ich "Karte und Gebiet" empfehlen, das ist vielleicht sein eingängigster Roman.


    "Unterwerfung" - was übrigens die wörtlichste Übersetzung von "Islam" ist, und nicht "Friede", wie gern erzählt wird - ist im Grunde gar kein Roman über den Islam, sondern über die europäische Dekadenz und den europäischen Defätismus, zwar am Beispiel Frankreichs, und man versteht das Buch umso besser, je mehr man über französische Befindlichkeiten Bescheid weiß. Aber der Spiegel passt auch für Deutschland, nur dass es bei uns keine Stichwahlen gibt.