Clemens Wojaczek: Erzählungen von Hermann Hesse in Einfacher Sprache

  • Vielen Menschen fällt es schwer, normale Texte in Zeitungen und Büchern zu verstehen. Solche Leseschwächen können verschiedene Ursachen haben: Legasthenie, Aphasie, mangelhaftes Beherrschen des Deutschen (z. B. bei Menschen ausländischer Herkunft), funktionaler Analphabetismus, u.a.
    Um davon betroffenen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen, wurden die Konzepte der "Einfachen Sprache" und, noch weitergehend, der "Leichten Sprache" entwickelt.
    Neben Bearbeitungen diverser literarischer Werke gibt es mittlerweile auch Originalwerke in Einfacher Sprache und spezielle Zeitschriften.
    Vor Kurzem sind meine Bearbeitungen einiger "Erzählungen von Hermann Hesse in Einfacher Sprache" (Sprachniveau A2/B1) erschienen. Das Schreiben in Einfacher Sprache ist aber gar nicht immer einfach, wie ich auch erfahren musste: Die Aussageabsicht muss erhalten bleiben, der spezifische Stil der Vorlage soll nach Möglichkeit noch "durchschimmern", und die sprachlichen Vorgaben müssen beachtet werden. Es macht aber Spaß, sich darauf einzulassen.


    Spaß am Lesen Verlag 2018


    ISBN 978-3-944668-85-7
    [buch]3944668855[/buch]
    Paperback (Fadenheftung), 143 S., € 14,-
    (Cover, Spaß am Lesen Verlag)

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • Ich schätze ja gerade bei Hermann Hesse die Sprache. Aber sie ist zugegebenermaßen nicht immer einfach. Da seine Geschichten aber auch mehr sind, als nur Sprache, ist es sicherlich hilfreich, einige davon so umzuschreiben, dass auch Menschen, die mit derart komplexen Sprachbildern nicht umgehen können, sie lesen können.


    Also: :dhoch

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ja, etwas eigenartig ist das schon, da hast du Recht, Tom. Und natürlich sind Texte eine inhaltliche und sprachliche Einheit.
    Ich sehe solche Bearbeitungen in Einfacher Sprache als eine von vielen Möglichkeiten, Literatur – Fiction oder Non-Fiction, in einer anderen Form zu rezipieren: aus einem Roman ein Hörspiel, ein Theaterstück, ein Drehbuch, eine Graphic Novel zu machen, oder aus einem Erwachsenenroman einen für
    Kinder und Jugendliche (Moby Dick, Die drei Musketiere, Gullivers Reisen), bis hin zum Bilderbuch.
    In gewisser Weise ähneln diese Bearbeitungen Inhaltsangaben, nur dass sie nicht mit Sachstil und indirekter Rede arbeiten, sondern mit denselben literarischen Mitteln wie die Originale. Lediglich die Komplexität – strukturell, gedanklich, stilistisch – wird verringert.
    Dadurch wird aber gleichzeitig eine neue Zielgruppe erschlossen, die bisher sehr stark vernachlässigt worden ist, Menschen, die aus verschiedensten Gründen keinen Zugang zum Buch hatten und auch nie eine Buchhandlung betreten würden, weil sie dort nichts für sie Geeignetes finden würden bzw. gefunden hätten. Menschen, die wahrscheinlich nie den betreffenden Autor im Original lesen könnten, durch die Bearbeitung aber die Chance haben,
    die erzählten Handlungen und spezifische Gedanken kennenzulernen, weil sie jetzt in einem für sie fasslichen Sprachniveau vorliegen.
    Jetzt haben sie die Chance, über das eine oder andere Werk mitzureden.
    Von solchen Bearbeitungen stammt auch die Redewendung „ad usum Delphini“ (zum Gebrauch des Dauphin). Und in der Antike wurden die Textformen der Epitomé (griech. Abriss, Auszug) und das Breviariums (lat. kurzes Verzeichnis, Abkürzung, Verkürzung), allerdings um schnell das Wesentliche mitzuteilen. Um Menschen mit Leseproblemen hat man sich damals nicht gekümmert. Bearbeitungen in Einfacher Sprache sind also wirklich eine eigen-artige, und eine „soziale“ Gruppe von Texten.

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]