Der Schriftsteller Uwe Tellkamp ist ein AfD-Sympathisant

  • Hi Siegfried ...


    ... ich war ja das mit der CSU. Die mir gar nicht passt, kam vielleicht auch hüstel so rüber.


    Was mich stört, was so gnadenlos untergeht in der sog. Flüchtlingsdebatte, sind die Ursachen für die Flucht. Dafür haben wir eigentlich so Pseudo-Intellektuelle wie diesen 95%-Zahlenhanz-Tellkamp. Du kriegst sowieso keinen der scheiß-Konservativen in politischer Verantwortung (CSU-CDU) dazu, auch mal diese Ursachen mitzudenken, aber von Leuten wie Tellkamp erwarte ich das. Und die Ursachen sind doch bekannt. Kleine Sightseeingtour: EU-Knebelverträge mit Afrika, die volle Packung subventionierter Fleischabfälle für Afrika, Überfischung der afrikanischen Gewässer, und so weiter. Ach, und da wären noch die ständig beschissener werdenden Wasserversorgung, die 2-3 Grad Erderwärmung bis 2030 und die Spekulation mit Nahrungsmitteln. Und und und. Oder anders: Wenn es so weitergeht, sind die paar Flüchtlinge, die neulich mal zufällig bei uns vorbeikamen, ein netter Kindergeburtstag gegen das, was noch bevorsteht.
    Es wäre Tellkamps Oberlehrerjob, da vielleicht mal drauf hinzweisen, meinst nicht? :)

  • Joachim liefert die passende Ergänzung zu meinen Hinweisen auf die Vergangenheit. Alle 95-Prozenter sollten einmal darüber nachdenken, woraus die Zutaten von dem Kuchen stammen, von dem sie meinen, dass die Flüchtlinge ihnen etwas wegnehmen.


    Siegfried hat aber auch recht. Statt zu verurteilen und passende Ecken zu finden, wäre es besser, die (Schein-)Argumente auseinanderzunehmen.

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  • Siegfried hat aber auch recht. Statt zu verurteilen und passende Ecken zu finden, wäre es besser, die (Schein-)Argumente auseinanderzunehmen.

    Absolut. Und man nur versuchen, sich das nötige Handwerkszeug anzueignen. Manchmal verläuft dieses Diskutiererei ja hart an der Frustrationsgrenze. Eine Endloskette von Argumenten und Gegenargumenten. Wie begegne ich zum Beispiel jemandem, der mir auf Zusammenhänge, wie ich sie in meinem letzten Post anreiße, zur Antwort gibt: "Sehen Sie, da sagen Sie es selbst: Die Merkel muss weg. Und wie sie alle heißen. Diese Leute bringen es nicht, und wir brauchen für Deutschland eine Alternative." Nun zu sagen, dass diese selbsternannte Alternative keine wirkliche ist, ist so lange eine Behauptung, bis ich mich ins Parteiprogramm eingearbeitet habe. Es ist und bleibt ein mühseliges Geschäft. Ich glaube auch nicht, dass man mit irgendeinem Argument oder Gespräch noch irgendeinen von den inzwischen zwanzig Prozent beeindrucken oder gar zur Umkehr bewegen kann. Es kann nur noch darum gehen, dass sich von den verbliebenen achtzig Prozent nicht auch noch neunzig Prozent anstecken lassen.

  • Der Titel des Threads ist in meinen Augen denunziatorisch und wenig zielführend.


    1. "denunziatorisch": Nein. Wieso?


    2. "wenig zielführend": In Bezug auf welches Ziel?


    3. Beschwerden i. Ü. bitte an die FAZ.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Mit Verlaub, ich will überhaupt nicht darüber diskutieren, ob es 95, 65 oder 15 Prozent sind, denn diese Debatten setzen voraus, dass man sich dem Sozialneidargument anschließt, letztlich also dem widerwärtigen NPD-Slogan "Mehr Geld für die Oma statt für Sinti und Roma" und ähnlichen grundsätzlich folgt. Schon der Diskussionsansatz ist falsch, und wenn man den Berechnungen widerspricht, gegenzurechnen versucht, steht man längst auf dem dünnen Eis. Asyl ist keine Frage des Geldes. Und es geht nicht um eine Umverteilung.


    Fraglos sind mit den Flüchtlingen, Geflüchteten, Asylsuchenden oder wie man die Menschen nun zusammengefasst nennen will, auch einige Arschlöcher unterwegs. Jede Gruppe enthält Arschlöcher, das ist ein demoskopisches Muss. Wenn ich dazu gedrängt werde, nur noch über diese Arschlöcher zu reden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mir auch eines gegenübersitzt.

  • Ich frage mich seit Beginn dieses Threads, worauf die Feststellung beruht, Tellkamp wäre ein AfD-Sympathisant. (Siehe Threadtitel) Abgesehen davon ist die AfD eine demokratisch legitimierte Bundestagspartei, die sich innerhalb des Deutschen Verfassungsbogens befindet, ansonsten wäre sie verboten.
    Um auch mal etwas anderes als tumbes Tellkamp-Bashing zu lesen, verlinke ich hier einen Beitrag von Ulf Poschardt in der Zeitung die Welt, der sich kritisch mit dem Verhalten Suhrkamps beschäftigt. Ansonsten bin ich aus diesem leidigen Thema raus. :wink2

  • Hallo, Manuela.


    Tellkamp hat eine Kernposition der Neuen Rechten vertreten, die hierzulande von der AfD besetzt wird. Ich würde auch nicht unbedingt sagen, dass er deshalb zum Sympathisanten dieser Partei wird, aber er sympathisiert offenbar mit den gleichen Positionen.


    Ich verstehe allerdings nicht ganz, was das Argument, die AfD sei eine zugelassene Partei, zu bedeuten haben soll. :kratz2

  • Den 20-minütigen Zusammenschnitt habe ich mir angehört. Tellkamp sagt da eine Menge rechtspopulistischen Unsinn, und seine wehleidigen Ossibefindlichkeiten sind teilweise schwer erträglich. Dennoch äußert er (etwa in der Mitte) etwas Nachdenkenswertes zur starken Zuwanderung aus dem islamischen Kulturkreis:


    "Und das treibt viele Menschen um. Und was man dafür erfahren hat, wenn man das ausgesprochen hat, war Hass, Häme, In-die-Ecke-Schieben, "populistisch", Nazi sein, braun sein. Und was mir auch Angst macht, wenn man das weiter treibt - und das wird leider in vielen Medien so getrieben -, dann entstehen die Nazis erst, die Sie vorher gar nicht hatten."

    Ich hatte a. a. S. geschrieben, dass meiner Ansicht nach "... breite Teile der Bevölkerung - zu Recht oder eher nicht - von diffusen Existenzängsten getrieben werden, die Viele zu leichter Beute für populistische Versimplifizierer mit klar faschistischen, totalitären Zielen machen. Gegen Letztere gilt es zu mobilisieren, viel stärker noch als bisher (...), nicht aber gegen deren mehr oder weniger unkluge Opfer."


    Wenn man Tellkamps o. a. Äußerung so versteht, dass jene "mehr oder weniger unklugen Opfer" allzu oft lieber beschimpft und allesamt als Nazis dämonisiert werden, man sie ansonsten jedoch mit ihren Sorgen allein lässt, dann stimme ich Tellkamp hier zu, denn die Folge davon ist unausweichlich eine Radikalisierung der Betroffenen.


    Es ist schlicht dumm - und übrigens der Grund für die grauenvolle Erstarkung der AfD -, den Sumpf, in dem diese unsere Demokratie nachhaltig bedrohenden Ängste weiter Bevölkerungsteile allein gedeihen können, also die wachsenden Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft (Nochmal nur die Stichworte: "Gerechtigkeitslücke", also Wohnungs-, Sozial-, Gesundheits-, Bildungspolitik, Hartz IV etc.) nicht konsequent auszutrocknen. Das verlangte aber eine grundlegende Politikwende, die von der uns jetzt erneut ins Haus stehenden GroKo erkennbar wieder nicht zu schaffen ist.

  • Das verlangte aber eine nachhaltige Politikwende, die von der uns jetzt erneut ins Haus stehenden GroKo erkennbar wieder nicht zu schaffen ist.


    Dieses Unken, dass sowieso alles zum Scheitern verurteilt sei, ist ein großer Teil des Problems. Wenn wir das fortwährend predigen, ist es doch kein Wunder, wenn immer mehr glauben, wir bräuchten eine Alternative. Ich hätte mir's auch anders gewünscht, aber ich bin froh, dass wir endlich eine Regierung haben. Lassen wir sie doch erst mal machen!


  • Dieses Unken, dass sowieso alles zum Scheitern verurteilt sei, ist ein großer Teil des Problems. Wenn wir das fortwährend predigen, ist es doch kein Wunder, wenn immer mehr glauben, wir bräuchten eine Alternative. Ich hätte mir's auch anders gewünscht, aber ich bin froh, dass wir endlich eine Regierung haben. Lassen wir sie doch erst mal machen!

    Mit dieser Replik, liebe Ingrid, kann ich nichts anfangen, denn sie geht völlig an dem vorbei, was ich gesagt habe. Ich habe nirgends behauptet, alles sei "zum Scheitern verurteilt", noch "predige ich fortwährend". Ich habe einen Gedanken aus den zu Recht umstrittenen Einlassungen des Herrn Tellkamp aufgenommen und ihn weiter fortgeführt. Und ja, wir BRAUCHEN eine Alternative! Natürlich nicht die scheinbar einfache, mit der die Rechtspopulisten ihren verderblichen Fischzug betreiben, sondern eine sozialpolitische, die genau diesen Verführern den Nährboden für ihr Treiben entzieht.

  • Allein mit der Verwendung der Abkürzung "GroKo" (die es übrigens schon zur Zeit Kiesingers gab) schlägt man sich ein wenig auf die Seite derjenigen, die nur unken und "Merkel muss weg" wenigstens gelegentlich denken. Dabei gab es zu keiner Zeit des Bestehens dieser Republik mehr Chancen, Wohlstand und Gerechtigkeit. Und, mit Verlaub, sehr, sehr viele durchgesetzte sozialdemokratische Positionen und Auffassungen. Das heißt nicht, dass alles im Lot wäre, und vieles ist das fraglos nicht, aber wenn man sich unsere Gesellschaft anschaut und dann mal in alle Richtungen über die Grenzen schaut, findet man anderswo weit mehr (oder überhaupt) Gründe zum Schimpfen. Hier wird wirklich auf sehr hohem Niveau genörgelt, um des Nörgelns Willen.


    Wenn keine andere Konstellation eine Regierung wählen kann, dann müssen eben die Vernünftigen die Verantwortung übernehmen, und das geschieht halt (und, nein, Minderheitsregierungen sind nicht vernünftig, wenn man mehrheitlich einen Konsens finden kann). Das mag nicht den fetten paradigmatischen Wechsel mit sich bringen, den aber sowieso keiner wirklich will, und es wird auch nicht die Begeisterung für die ungeheure Wandlungsfähigkeit unseres politischen Systems steigern, aber diese gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, eine große Koalition sei letztlich der dicke Fuß auf der Bremse, die die gesamte Nation anhält, ist der dämlichste Dummfug, der es in den vergangenen Jahren weitgehend unwidersprochen an die Stammtische geschafft hat. Es wäre fraglos schöner, wenn es mehr Wettstreit der Ideen gäbe, wenn Politik spannender wäre und so weiter, aber das ist doch nicht die Hauptaufgabe des Bundestags, uns Spannung und demonstrative Flexibilität zu präsentieren. Sondern eine Regierung zu wählen, die die Republik führt und verwaltet, sie zu kontrollieren und die Gesetzgebung im Sinne aller voranzubringen.


    Wo diese "nachhaltige Politikwende" hingehen soll, diese Frage hätte ich gerne beantwortet. Und wer sie planen, begleiten, umsetzen und finanzieren soll, im europäischen und globalen Kontext. Die Linke, die sogar im Selbstverständnis Rechtsnachfolgerin der SED ist? Oder wer?


    Auch diese nicht immer begründeten "Es muss sich was ändern"-Rufe können schädlich sein.

  • Ich wundere mich nicht, dass allein die Forderung, die wachsenden Ungerechtigkeiten politisch zu bekämpfen, von denen vorwiegend die "Abgekoppelten" am unteren Ende unserer Gesellschaftshierarchie betroffen sind - und die dadurch zur leichten Beute der rechten Verführer werden -, nun diejenigen auf den Plan ruft, die das Loblied auf das wirtschaftliche Wohlergehen der Meisten in diesem Lande singen. Niemand bestreitet, dass es "anderswo weit mehr (oder überhaupt) Gründe zum Schimpfen" gäbe. Das ist hier aber nicht unsere Baustelle. Mir ging es um eine Bemerkung von Tellkamp. Und ich "schimpfe" auch nicht, sondern versuche zu analysieren, was denn wohl die Ursache für den "Rechtsruck" sei.


    Ich sehe es übrigens auch so, dass es keine wirklich vernünftige Alternative zur GroKo gab, habe aber überhaupt keine Lust, dieses Thema hier weiter auszuwalzen, denn darum geht es nicht. Es geht um die Tatsache, dass der Zulauf der AfD (und die wachsende Akzeptanz rechtspopulistischer Ideen generell und in ganz Europa) vor allem auf dem Nährboden von sozialen Verwerfungen wächst. Einfacher ausgedrückt - und nur beispielhaft: Menschen, die sich wegen der völlig irrationalen, weil fast ausschließlich privatwirtschaftlich organisierten Wohnungsbaupolitik aller Regierungen in den letzten vier Legislaturperioden eine anständige Wohnung nicht mehr leisten können (und bitte behaupte mir niemand, die gäbe es nicht - ihre Zahl wächst sogar!) werden in ihrem Frust allzu leicht zu Opfern der ideologischen Verführer - übrigens nicht nur der rechten, aber um die geht es hier gerade.


    Hier einmal einer von vielen möglichen Vorschlägen auf deine Frage, Tom, wo die "nachhaltige Politikwende" denn wohl hingehen solle. Und den mache ich auch nur vor dem Hintergrund unseres eigentlichen Themas in diesem Thread, nämlich der Abkehr vom Nazikeuleschwingen gegen die Angst- und Frustgetrieben und stattdessen der Beseitigung der gefährlichsten sozialen Schieflagen, von denen genau diese Menschen am meisten betroffen sind:
    Einstieg in eine grundlegende Reform des deutschen Sozialversicherungssystems mit dem Ziel, dass JEDER (auch Selbständige und Beamte) in die Rentenversicherung einzahlt, und dass die Klassenmedizin beseitigt wird, JEDER in der GKV krankenversichert ist und private KV nur noch für zusätzliche Leistungen existiert (Bürgerversicherung). Von einem Sozialwohnungsbauprogramm, das diesen Namen auch verdient oder der wirksamen Bekämpfung des wachsenden Pflegenotstands und anderen Themen für eine "nachhaltige Politikwende" ganz zu schweigen.

    Das alles hat rein gar nichts damit zu schaffen, dass "Die Linke" die "Rechtsnachfolgerin der SED" ist (was zwar stimmt, aber in diesem Zusammenhang überhaupt keine Rolle spielt), sondern es sind schlicht und völlig ideologiefrei ein paar der politischen Aufgaben, die uns die Vernunft gebietet, um die weitere Radikalisierung immer größerer Teile unserer Gesellschaft einzudämmen.

  • Danke, Tom.


    Hier ist Strache zu Besuch bei der Satiresendung "Wir sind Kaiser", er wollte damals Bürgermeister von Wien werden. Es geht darum, dass sich in Wien was ändern muss.


    https://www.youtube.com/watch?v=ywgRRUUFIG8


    Kaiser (an seinen Angestellten Seifenstein): Sagen Sie, wo steht Wien derzeit bei der Lebensqualität der Städte?
    Auf Platz eins, eure Majestät.
    Wien ist also die lebenswerteste Stadt der ganzen Welt?
    Ja eure Majestät.
    Kaiser (zeigt auf Strache). Und das will er jetzt ändern?


    Trotzdem bin ich natürlich der Meinung, dass es Handlungsbedarf gibt, die zunehmende Ungerechtigkeit in der Gesellschaft betreffend und die Tatsache, dass ein Teil der Bevölkerung kaum vom Wohlstand profitiert. Es gibt Handlungsbedarf, aber das ist eben was anderes als das ganz große Umstyling. ;)