"Nebel über der Küste" ...

  • Ja, Küstennebel ist so anders, als hier im Münsterland. Hier ist er entweder wie eine Haube, alles wird still und weiß oder er teilt waagrecht: unten ein paar Meter frei, dann Nebel kompakt und dann wieder Himmel. Aber der Neben am Deich, über dem Watt oder auch direkt am Nordmeer, ganz anders, anders nass, andere Farbe.

  • Ja, so ist das. In Nebel über der Küste kommt der Seenebel mehrmals vor. Beim ersten Mal klingt das so:


    [font='&quot']Sanft, anfangs kaum wahrnehmbar, bald jedoch mit zwingender Macht verwandelte sich die Welt um ihn herum. Noch bevor sich der Nebel sichtbar aufs Wasser zu legen begann, konnte er ihn fühlen, klamm und drückend. [/font]
    Bleierne Lautlosigkeit. Alle fernen Geräusche, jeglicher Hall versanken in distanzloser Dumpfheit. Wie ein dichtes Netz aus haarfeinen feuchten Fäden umfing der weiße Dunst, in dem alle Geräusche erstickten, das Boot.

  • Ach, lieber Didi, hast du schon einmal Ortenauer bzw. Nebel im Rheintal erlebt? Der bedeckt die Landschaft wie ein Zementbrett und bewegt sich oft wochenlang nicht von der Stelle. Die Sicht beträgt kaum einen Meter, dazu das feine Nieseln. Gespenstige Geräusche, kein Sonnenstrahl verirrt sich, kein Blick zum Himmel ist möglich, dazu ist eine Fahrt auf die Berge nötig. Depressionen sind vorprogrammiert, doch dagegen hilft in einer Straßburger Winstub e Schoppe Riesling oder e weißer Glühwin. ;) Aber eines gebe ich unumwunden zu, dein unten angeführter Text des Romans ist kaum zu überbieten.


    Ich freue mich auf deinen Krimi!


    Herzliche Grüße aus einem seit Monaten wolkenlosen Andalusien
    Linda

  • Bleierne Lautlosigkeit. Alle fernen Geräusche, jeglicher Hall versanken in distanzloser Dumpfheit. Wie ein dichtes Netz aus haarfeinen feuchten Fäden umfing der weiße Dunst, in dem alle Geräusche erstickten, das Boot.


    Das ist sowohl in den Niederlanden an der Küste so, wie auch in Friedrichskoog. Die Schafe werden ganz still. Es wird nass. Dann versinkt die Welt. Und gleichzeitig fühle ich mich da immer sehr geborgen.

  • Und herzlichen Glückwunsch zu der Rezension.


    Dito. :)


    Irgendwie fällt mir bei Nebel immer Theodor Storms Gedicht über Husum ein. Mussten wir damals in der Schule lesen. Ich mag Storm.


    Ich auch. Am Freitag, zum "Vorlesetag ", kriegt Didi dann Konkurrenz von Hauke Haien. Und Konkurrenz belebt ja das Geschäft. ;)

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Sorry, aber ich muss jetzt doch meinen Senf zu dieser Leseprobe abgeben und gleich mit ein paar Fragen beginnen:


    Gibt es unsichtbaren Nebel?
    Was darf ich unter bleierner Lautlosigkeit verstehen?
    Was unter distanzloser Dumpfheit?
    Worin besteht der Unterschied zwischen Geräuschen und Hall?

    Zitat

    Sanft, anfangs kaum wahrnehmbar, bald jedoch mit zwingender Macht verwandelte sich die Welt um ihn herum. Noch bevor sich der Nebel sichtbar aufs Wasser zu legen begann, konnte er ihn fühlen, klamm und drückend. Bleierne Lautlosigkeit. Alle fernen Geräusche, jeglicher Hall versanken in distanzloser Dumpfheit. Wie ein dichtes Netz aus haarfeinen feuchten Fäden umfing der weiße Dunst, in dem alle Geräusche erstickten, das Boot.


    Alternative, mit 11 Wörtern weniger:


    Anfangs sanft, kaum wahrnehmbar, bald jedoch mit zwingender Macht, verwandelte sich die Welt um ihn herum. Noch bevor sich der Nebel auf das Wasser zu legen begann, konnte er ihn fühlen; klamm und drückend, dazu völlige Lautlosigkeit. Wie ein dichtes Netz aus haarfeinen Fäden umfing der weiße Dunst, der alle Geräusche erstickte, das Boot.



    So, jetzt könnt ihr über mich herfallen!

  • So, jetzt könnt ihr über mich herfallen!

    Nö, wozu denn? Jeder hat seine persönlichen Vorstellungen davon, wie etwas geschrieben werden sollte.


    Das eine ist halt eine romanhafte Erzählung im Genre der Spannungsliteratur, das andere die detaillierte Beschreibung eines Naturphänomens, die elf wichtige Wörter auslässt, welche dem Ganzen erst die Stimmung und die Dichte geben. Kannst du bei deinen Büchern gern so machen. Spart Druckseiten, ist aber fad. :D