Sei wie Hemingway!

  • "Sei immer du selbst! Außer du kannst Batman sein. Dann sei Batman!" (Always be yourself. Unless you can be Batman. Then always be Batman.)


    Den Spruch las ich neulich im Netz. Und an anderer Stelle fand ich eine Seite mit der Aufforderung "Be like Hemingway ." Die Seite spiegelt ein wenig die Lebenshaltung wider, um die es in meiner Signatur geht (Frugalismus/Minimalismus). Insofern ist sie eine Frage zum "Lifestyle". Dann gibt es den AUSDRÜCKLICH ÜBERHAUPT GAR NICHT ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLENEN (!) Abschnitt "Drink like Hemingway". (Auch Idole haben Schwächen. Auch meine.)


    Auf der Seite findet sich aber auch einiges zu Hemingways Arbeitsweise (The Importance of Having a Good Routine). Was kann man von anderen großen Schriftstellern für sein Schreiben lernen? Im Sinne von: Sei wie Dostojewski! Shakespeare! Heine! Balsac! Dante! Cervantes! Und so weiter. Klassiker oder Zeitgenössisch, egal.


    Was fällt Euch zu Arbeitsweisen von Schriftstellern ein, die auch für andere nützlich sein können?

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Nachtarbeit a la E.T.A.Hoffmann.
    Der Mann hat irgendwie überhaupt nicht geschlafen. Vormittags bei Gericht, dann ein bisschen Schlaf, dann Theater, dann Weinkeller, dann Schreiben. Dann ... vermutlich noch ein bisschen Schlaf.


    Dann das Ganze von vorne :)


    Nein. Gesund ist das sicher nicht gewesen, ebensowenig wie sein tägliches Alkoholpensum. Aber beides hat sich offenbar sehr auf seine Produktivität ausgewirkt.


    Ich selber halte es da lieber mit vernünftigen Arbeitszeiten und der ganz profanen ... Disziplin. Schreiben nicht nach Tagesinspiration, sondern nach Arbeitsanforderung.
    Obwohl Hoffmann das ja auch so gemacht haben dürfte :)


    Also das ganze Theater mit "Schreiben nur in einer ganz bestimmten Stimmung/an dem einen einzigen dafür vorgesehenen Schreibtisch/nur bei Sonnenlicht, Regen etc." mag ich nicht so besonders. Ich frage mich auch, ob diejenigen, die so etwas von sich erzählen, da nicht einen gewissen Kult um sich aufbauen möchten. Konkrete Vorbilder habe ich nicht, aber ich befinde mich mit all denen auf einer Ebene, die ganz einfach arbeiten :).

  • Hallo Silke,
    kennst Du irgendwelche Zaubertricks, die nur unter Eingeweihten zu einer bestimmten Stunde des Jahres bei einer ganz bestimmten Stellung des Mondes weitergereicht werden? Und würdest Du mich dann in diesen Kreis aufnehmen?
    Bei meinem Sohn hat die Thomas-Mann-Maxime noch nie funktioniert :)

  • Ich kenne einige Kollegen, die waren wie Hemingway oder Baudelaire oder Kolleginnen, die sich vergruben oder im Rausch schreibend usw., und ganz manchmal dachte ich selbst, wow, das ist great jetzt, meist in irgendeinem "Zustand" geschrieben. Nein, das taugte nix. Letztlich muss man wie alle anderen zur Arbeit gehen und eben schreiben, halbwegs diszipliniert.
    Was ich aber brauche ist, Ruhe, Stille wäre schön, kein anderes Zeugs, deshalb verziehe ich mich ab und an aus dem normalen Alltag und den Pflichten in ein "Schreibhaus". Und was mir immer gut getan hat, waren Stipendien: Ein Jahr im Künstlerdorf Schreyahn, Kloster Cismar, Krakau, St. Alberta, Ventspils in Lettland war sehr wichtig usw. Da sind nicht nur wichtige Texte entstanden, sondern da habe ich auch viel gelernt, neues Genre usw.

  • Grisham schreibt laut aktueller "Brigitte" immer von 7 - 10 Uhr. 1.000 Wörter. So, wie er es schon als Anwalt tat. Man kann also auch als Teilzeit-Schriftsteller ein beachtliches Werk schaffen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Das mit dem roten Schild habe ich auch ausprobiert. Bei meinem Sohn hat es gewirkt. Aber mein Mann hat es grundsätzlich übersehen.


    Wenn die Zeit eng wird (Abgabetermin), dann schreibe ich nachts, wenn die beiden schlafen. Das funktioniert bestens. Denn dann stört auch kein Telefon.

  • Hallo Petra,


    nachts zu arbeite, gefällt mir auch am besten. Das ist eine sehr produktive Zeit. Es wird nur im Moment etwas schwieriger als früher, weil wir um sechs Uhr aufstehen. Bis nachts um sonstwann zu arbeiten, das klappt bei mir immer noch. Aber den Wecker interessiert meine nächtliche Arbeitsaktivität leider nicht.


    Ich kann der Grisham-Technik sehr viel abgewinnen. Schreiben strikt nach Stundenplan. Nur bitte nicht ab sieben Uhr morgens :).

  • Hallo Anja,


    ich habe den Vorteil, selbständig zu sein. Will heißen, ich kann auch mal ausschlafen, wenns sein muss. Und morgens um 7 Uhr würde ich auch nichts zu Papier bekommen. Mehr als Grunzlaute zu äußern, bin ich um diese Uhrzeit nicht in der Lage.

  • Hast Du nicht auch ein schulpflichtiges Kind, das Du morgens irgendwie aus dem Bett bekommen und mit irgendwelchen Nahrungsmitteln/Schulbroten (hier: Jause) versorgen musst :)? Wir stehen hier alle deshalb um sechs auf. Ist nicht gerade meine Wunschuhrzeit, aber danach fragt ja im österreichischen Bildungssystem keiner ;)