... und die inneren Monologe?

  • ... wie haltet ihr es mit denen?


    Nein, ich sags gleich, ich kann nicht auf sie verzichten. In meinen Romanen und auch jetzt beim Weitertreiben meines 'Hermanns' kann es nicht ohne gehen. Es zeigt mir einen augenblicklichen Zustand, eine mögliche Veränderung des vorher Gewollten. Heimliche Gedanken - eben, das, was auch du nicht laut ausprechen würdest. Auch so etwas wie "Was für eine blöde Kuh".

  • spannend. Ich habe immer Kollegen und Autorinnen bewundert, die ein Hörspiel auf einem inneren Monolog aufbauen. Ich dachte immer geht nicht und hörte gebannt eine Stunde zu, obwohl mir die Erzählsituation nicht einleuchtete.
    Und Vibeke von Saher (11 Jahre Coautorin) und ich haben wie die Kesselflicker gestritten, weil für sie es ganz logisch war, dass da jemand dasteht und einen inneren Monolog denkt. Also, wenn das jemand kann, klasse und es gibt ja Beispiele, dass das geht. Aber ich stehe einfach nicht am Fenster und denke: da draußen knuddeln sich die Seidenhühner bzw. denke mein Drama^^). Und ich schreibe so gut wie nie den Satz: Er dachte.
    Wenn man das kann, ist das ein tolles dramaturgisches Mittel.

  • spannend. Ich habe immer Kollegen und Autorinnen bewundert, die ein Hörspiel auf einem inneren Monolog aufbauen. Ich dachte immer geht nicht und hörte gebannt eine Stunde zu, obwo…. Aber ich stehe einfach nicht am Fenster und denke: da draußen knuddeln sich die Seidenhühner bzw. denke mein Drama^^)…


    Wenn ich am Fenster stehe und sehe die Seidenhühner knuddeln, dann denke ich nicht, dass die Seidenhühner knuddeln. Dann denke ich das, wozu mich das Knuddeln der Seidenhühner anregt. Das kann dann ein spannender innerer Dialog sein, im Roman und auch im Hörspiel.

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich finds schwierig und tappe desöfteren in die Falle, etwas in den inneren Monolog zu legen, was eigentlich für den Leser bestimmt ist. Aber ich denke wie Monika: ohne geht es bei z.B. einem Entwicklungsroman nicht. Nicht alles lässt sich über Handlung zeigen. Manchmal muss auch die innere Motivation gezeigt werden. Ein Umdenken, ein Einlenken, eine neue Einschätzung. Ich habe eben gerade so eine "Szene " geschrieben. Die war in diesem konkreten Fall leicht. Die Protagonistin WILL gerade nachdenken (um eine Entscheidung zu treffen, um sich zu positionieren). Hier kann man wunderbar Infos als Überlegungen des Protagonisten "verstecken". Und natürlich bei Beobachtungen anderer Figuren. Da denkt es sich besonder leicht :D oder beim Pläneschmieden, wo rationale Dinge bewusst von der Person in die eigenen Gedanken eingebracht werden.


    Ich schreibe ebenfalls so gut wie nie ....", dachte sie/er/ich. Es muss sich meiner Ansicht nach dem Leser von allein erschließen, dass er da gerade im Kopf der Figur weilt

  • Ich schreibe im Moment nur noch in der ersten Person, so dass alles zum inneren Monolog des Ich wird. Selbst die Rede eines anderen gebe "ich" dann nur so wieder, wie "ich" sie verstanden habe und sie "mir" in den Kram passt. Man kann sagen, dass alle anderen Personen und die ganze störrische Umwelt nur noch Fanatsieprodukte dieses Ich sind und dieses sich im Grunde nur noch mit sich selbst beschäftigt. Ja, beim inneren Monologisieren ist auch das "Ich" also nichts anderes als die Erfindung seiner selbst... ;-)

  • Man kann sagen, dass alle anderen Personen und die ganze störrische Umwelt nur noch Fanatsieprodukte dieses Ich sind und dieses sich im Grunde nur noch mit sich selbst beschäftigt.


    Ist es bis zu einem gewissen Grad nicht in Wirklichkeit so? Bei allen? Wobei dann auch das Wort "Wirklichkeit" absurd wäre ...

  • Ich finds schwierig und tappe desöfteren in die Falle, etwas in den inneren Monolog zu legen, was eigentlich für den Leser bestimmt ist.


    Den Satz verstehe ich nicht. Wieso ist das, was im inneren Monolog steht, nicht für den Leser bestimmt?


    Ich schreibe sehr viel per inneren Dialog. Bei einer Figur ist es ein ständiger Wechsel aus assoziativem Gedankenfluss und äußerer Handlung. Das ist aber auch der Grund, warum diese Figur nicht den Haupt-Erzählanteil hat; ich fände das nicht durchgehend genießbar (nicht prinzipiell nicht, aber hier nicht). Den Einschub "dachte er/sie" hat im inneren Monolog sowieso nichts zu suchen, oder? Wenn Gedanken allerdings inmitten von Handlung nur aufblitzen, dann kann ich noch nicht immer auf das "denkt er" verzichten. Würde ich aber gerne können, denn ich finde wie Cordula, es sollte sich beim Lesen erschließen.

  • Na, ich meine, dass die Figur tunlichst nur über das nachdenken und reflektieren sollte, worüber sie in diesem Moment glaubwürdig auch reflektieren würde. Viele Autoren versuchen aber, ihre Figur etwas Wichtiges, das der Leser wissen/erfahren sollte/müsste, (nach-)denken zu lassen, also den inneren Monolog als Transport einer Hintergrundinfo für den Leser auszunutzten.

  • Ich käme gar nicht aus ohne innere Monologe, Bewusstseinsströme, erlebte Rede usw. Das wichtigste ist dabei m.E. die Glaubwürdigkeit. Nimmt man der Figur ihre Gedanken nicht ab, scheitert die ganze Geschichte. Und die Kunst ist auch, die Balance zu halten, im richtigen Moment wieder Tempo aufzunehmen und die Handlung voranzubringen.
    Ich denke, das hat die Literatur aller anderen Kunst wirklich voraus, das Hineinschlüpfen in den Kopf der Figur, Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Wenn es gut gemacht ist und nicht über Hand nimmt und nicht in einen Befindlichkeitsbrei ausartet (noch schlimmer, wenn dabei tatsächich der Autor durchscheint nach dem Motto, er lässt jetzt mal die Figur denken, was er der Welt schon immer mal sagen wollte...)

  • Viele Autoren versuchen aber, ihre Figur etwas Wichtiges, das der Leser wissen/erfahren sollte/müsste, (nach-)denken zu lassen, also den inneren Monolog als Transport einer Hintergrundinfo für den Leser auszunutzten.

    Und genau das, liebe Anwesende,


    ist die große Kunst, solche inneren Monologe glaubhaft zu gestalten, ohne diese Info-dropping zu betreiben.
    Oh, was machen denn da die Seidenhühner, die ich durch das Fenster zum Garten sehe.
    Das wäre im inneren Monolog tödlich.
    Ich verweise bei diesem Thema immer wieder gern auf die beiden meisterhaften Erzählungen "Leutnant Gustl" und "Fräulein Else" von Arthur Schnitzler. Hier kann man sehen, wie es ein Meister gemacht hat, eine ganze Erzählung im inneren Monolog zu schreiben, immer den Ton zu halten.


    Aber ich denke, dass wisst ihr ja alle schon.


    Herzlichst


    Wolf P.

  • Christiane hat mir mal die erlebte Rede nahe gebracht. Seitdem verwende ich die fast nur noch für innere Monologe. Es ist erstaunlich, wie nah man dadurch dem Protag ist.


    Schwank am Rande: Ich habe "er dachte" nie verwendet. Aber ein Lektor hat mir die zwei Worte in alle inneren Monologe wieder reingeschrieben. Ich habe ihn dafür gehasst.